Leadership & Karriere Warum es jetzt einen achtsamen Führungsstil braucht, um inspiriert zu bleiben

Warum es jetzt einen achtsamen Führungsstil braucht, um inspiriert zu bleiben

Von Jonas Leve

Die Coronakrise verändert unsere Arbeitswelt nachhaltig. Wir alle erleben einen neuen Alltag, der sich in kurzer Zeit radikal gewandelt hat und ganz neue Herausforderungen mit sich bringt. Doppelbelastung durch Arbeit und Kinderbetreuung, Einsamkeit, Informationsflut, fehlende Bewegung, Arbeiten vom Küchentisch und Jobunsicherheit sind nur einige Beispiele dafür, was Menschen jetzt beschäftigt und sich auf ihre Motivation und Produktivität am Arbeitsplatz auswirkt.

Es ist jetzt wichtiger denn je, dass Arbeitgeber*innen diese extreme Belastung ihrer Mitarbeiter*innen anerkennen und richtig damit umgehen. Ein achtsamer Führungsstil, und ein gezielter Einsatz von Achtsamkeitstechniken innerhalb des Unternehmens können dabei helfen, Gesundheit, Resilienz und Motivation der Mitarbeiter*innen zu stärken und damit insgesamt die Unternehmenskultur positiv zu beeinflussen. Gesunde Unternehmen wachsen von innen und damit dies auch gelingen kann, gibt es unterschiedliche digitale Trainings für Unternehmen, die man für sich und sein Team absolvieren kann.

Bereit für Achtsamkeitstechniken?

Schon seit ein paar Jahren hält der Begriff Achtsamkeit Einzug in die Arbeitswelt und wird dort immer salonfähiger. Anfänglich belächelt, greifen heute viele Führungskräfte auf Achtsamkeitstechniken für sich selbst und für ihre Mitarbeiter*innen zurück. Bevor wir diese Techniken genauer vorstellen, möchte ich noch einmal erklären, was Achtsamkeit eigentlich ist:

Achtsamkeit ist eine offene, akzeptierende Haltung gegenüber dem, was ich gegenwärtig tue oder empfinde. Es geht darum, zu 100 Prozent im Moment aufzugehen und fokussiert zu bleiben. Achtsamkeit beschreibt die Haltung, ganz „da zu sein“, und eine Situation, ohne sie vorschnell zu bewerten, wahrzunehmen und anzunehmen.

Gerade jetzt, in Zeiten der rapiden Veränderung, ist Achtsamkeit ein Anker, der vor übereilten, impulsiven und emotional aufgeladenen Reaktionen schützt und Menschen hilft, mit neuen, unsicheren Situationen umzugehen. Es ist längst kein “nice to have” mehr, sondern ein essentielles Werkzeug für Führungskräfte, um selbst ausgeglichen und fokussiert zu bleiben und um ihre Teams zu führen und Orientierung zu geben – vor allem in schwierigen Zeiten. Das belegen mittlerweile auch eine Vielzahl an Studien: Laut einem Artikel des Journal of Managements gilt Achtsamkeit am Arbeitsplatz als attraktives Managementinstrument und ist mit zahlreichen positiven Eigenschaften verbunden. Auch soziale Beziehungen im Job können, wie diese Studie andeutet, durch das Praktizieren von Achtsamkeit verbessert werden, was sich wiederum positiv auf die Arbeitsweise der Mitarbeiter*innen auswirkt.

Tipps für Führungskräfte

Was können Führungskräfte also jetzt konkret tun, um mehr Raum für Achtsamkeit für sich selbst und in ihrem Team zu schaffen:

  • Gehe mit gutem Beispiel voran. Du blockst täglich Zeit in deinem Kalender nur für dich selbst? Sei dir und deinem Führungsteam offen und teile Tipps und Routinen, die dir jetzt helfen. Das ermutigt dein Team, das gleiche zu tun.
  • Höre deinen Mitarbeiter*innen zu. Jeder deiner Mitarbeiter*innen ist in einer anderen Lage und sieht sich mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Mache dir Zeit für Einzelgespräche und finde heraus, welche Bedürfnisse deine Mitarbeiter*innen jetzt haben und wie sie darauf eingehen können.
  • Gehe achtsam mit Ressourcen um. Einige deiner Mitarbeiter*innen haben jetzt vielleicht weniger Zeit als vorher, andere haben sogar mehr Zeit. Gehe achtsam mit deinen eigenen und den Ressourcen deiner Mitarbeiter*innen um. Streiche Meetings zu Themen, die auch mit einer Email geklärt werden können, kürze Meetings beispielsweise auf 10 oder 15 Minuten, helfe deinen Mitarbeiter*innen zu priorisieren und fokussiert zu bleiben.
  • Gebe Flexibilität für neue Routinen. Insbesondere Eltern müssen jetzt während der Arbeitszeit neuen Verpflichtungen nachgehen, wie dem Unterrichten von zuhause. Gebe ihnen Raum, um neue Routinen und Strukturen zu schaffen, um diese Doppelbelastungen bestmöglich tragen zu können.
  • Setze interne Programme auf. Fördere einen achtsamen Arbeitsstil, um Burnout zu vermeiden. Das können ganz konkrete geleitete Programme sein, die deinen Mitarbeiter*innen helfen, besser zu priorisieren, Kontrolle zu behalten, sich miteinander verbunden zu fühlen und weiterhin dazuzulernen. Es können auch kleinere Gruppen sein, innerhalb derer sich Mitarbeiter*innen gegenseitig helfen. Dort können sich zum Beispiel Eltern zusammenschließen, oder Menschen die mit Depressionen kämpfen, oder auch Menschen die gemeinsamen Interessen in einer Yoga-Gruppe oder einem Buch-Club nachgehen.
  • Schaffe Zugang zu Ressourcen. Bücher, Podcasts, Artikel, Wellness Übungen, Meditationen, Online-Kurse, Playlists. Schaffe einen Ort mit Ressourcen, auf die deine Mitarbeiter*innen Zugriff haben. Ich habe meine Inspiration auf dieser Pinnwand auf Pinterest zusammengestellt.
  • Fördere Spaß und Kreativität. Um die fehlende persönliche Bindung zu kompensieren, entwickeln neue Rituale und Möglichkeiten für Mitarbeiter*innen, um zusammenzukommen. Das könnten virtuelle Kaffee-Dates sein, die zufällig ausgelost werden, Quizes auf Slack oder das Teilen von persönlichen Fotos oder Einblicken in das Privatleben.
  • Kamera an! Viele von uns haben in letzter Zeit erfahren, wie schlauchend virtuelle Meeting-Marathons sind. Vor allem, wenn man vor schwarzen Kacheln mit Namen sitzt und sich fragt, was die Kollegen gerade denken. Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, haben wir uns bei 7Mind entschlossen, Gesicht zu zeigen. Ob in Jogginghose, auf der Couch oder im eigenen Garten – wir haben unsere Kameras an. Körpersprache und visuelles Feedback sind in virtuellen Meetings wichtig, um auch remote den Teamgeist nicht zu verlieren.

Mit diesen konkreten Anregungen möchte ich zeigen, warum Achtsamkeit jetzt wichtiger denn je ist, um ein gesundes und motiviertes Team zu haben. In dem Buch „Weißheit des ungesicherten Lebens“ zeigt der Autor Alan Watts auf, wie wir Unsicherheit als die einzige Konstante im Leben akzeptieren können und ich empfehle es sehr, um noch tiefer in das Thema einzusteigen. Auch sehr inspirierend: In seinem bekannten TED Talk “The Art of Stillness” beschreibt Pico Iyer, wie wir uns auf das Wesentliche fokussieren können und die Momente in absoluter Stille mehr wertschätzen.

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