Life & Style Lotte Andereya: „Pornos sind ein ganz normales Filmgenre und deswegen auch genauso Kunst“

Lotte Andereya: „Pornos sind ein ganz normales Filmgenre und deswegen auch genauso Kunst“

Die Plattform Cheex macht Schluss mit Mainstream-Pornos. Sie versteht sich als Sex-Positiv, bedeutet, auf ihr gibt es nur Filme zu sehen, die ethisch und moralisch fair produziert wurden. Doch Cheex ging noch einen Schritt weiter und ließ den ersten eigenen Film namens „Muse“ produzieren. Szenerie: Ein Aktzeichenkurs, drei unterschiedliche Frauen, drei unterschiedliche Arten von Lust.

Wir waren bei der Premiere vor Ort und haben mit Lotte Andereya, Head of Content bei Cheex, über die Produktion und die neue Art von Porno gesprochen:

Ich muss sagen der Film „Muse“ war für einen Porno ungewohnt ästhetisch.

„Muse“ ist ein Film, der inspirieren und aufklären soll, von dem man etwas über Sex lernen kann. Er erfüllt ganz viele Funktionen und dient nicht nur einer Funktion, der Selbstbefriedigung. Das ist der große Unterschied zu kommerziellen Pornos. Und ich glaube, dass ein Publikum, das vom Mainstream geprägt ist, erstmal auch nichts mit unserem Film anzufangen weiß und nichts dabei fühlt, weil es die Bildsprache nicht gewohnt ist und das ist traurig. 

Du bist bei Cheex Head of Content, das heißt, du wählst die Filme auf der Plattform aus. Wonach gehst du da? 

Wir haben bei Cheex nach und nach Kriterien aufgestellt, an denen wir uns orientieren, wenn wir Filme lizensieren und auf unsere Plattform aufnehmen wollen. Das sind zum Beispiel Volljährigkeit und, dass alles, was im Porno zu sehen ist, konsensual passiert ist. Dafür nehmen wir auch Kontakt mit den Performer:innen auf, um das zu prüfen. Da fragen wir auch, ob Tests auf Geschlechtskrankheiten am Set gemacht wurden, ob Vertrauenspersonen mitkommen durften und Pausen eingehalten wurden. 

Wir achten außerdem darauf, dass wir nur Filme lizensieren, die nicht voller Rollenklischees sind und in denen keine Stereotype reproduziert werden oder gar Diskriminierungen stattfinden.

Du sprichst gerade explizit von Filmen und nicht von Pornos?

Pornos sind ein ganz normales Filmgenre und deswegen auch genauso Kunst. So wie es Thriller gibt, gibt es eben auch Pornos. 

Und wie stoßt du zu den potentiellen Filmen für Cheex? 

Der Kreis an sexpositiven Produktionen, Regisseur:innen und Performer:innen ist überschaubar. Man kennt sich, schlägt sich gegenseitig vor. Das ist sehr familiär. Wir gehen aber auch knallhart auf die Suche auf Only Fans oder anderen Plattformen, um nach Leuten zu suchen, die potentiell zu uns passen könnten. 

Wieso habt ihr euch dazu entschieden, einen eigenen Film produzieren zu lassen?

Ich finde es wichtig, bei einem fair produzierten Pornodreh dabei zu sein, wenn man als Plattform nur ethische, faire und ausgewählte Filme zeigt, um zu verstehen, wie komplex diese Industrie ist.

Und wir haben schon wirklich viele Filme gesehen und irgendwie nie das Gefühl gehabt, dass sie so sind, wie wir es gerne machen würden. Deswegen haben wir uns seit der Gründung von Cheex vorgenommen, einen Film zu drehen. Das hat jetzt zwei Jahre gedauert, bis wir uns dazu entschlossen haben. Dann hat sich aber durch unser Netzwerk alles gefügt. 

Was waren Sachen, die ihr bei anderen Filmen vermisst und jetzt selbst umsetzen lassen habt?

Dass nicht nur die Penetration im Vordergrund steht, sondern die Lust, Begierde und Neugier. Wir wollten eine hochwertige Produktion mit einer durchdachten Storyline. Uns war vor allem auch wichtig, dass wir verschiedene Körper zeigen bei „Muse“. Das haben wir sonst immer sehr vermisst. 

Auftragsproduktionen kennt man von Plattformen wie Netflix oder Sky. Weniger von Porno-Plattformen. Macht ihr das, um euch auf dem Markt abzuheben?

Auf jeden Fall. Es gibt tolle Produktionsfirmen in den USA, aber nur wenige für den deutschen Markt. Das wollen wir perspektivisch ändern. 

Ihr plant also noch weitere Filme?

Ja, aber eine Filmproduktion ist sehr aufwendig, deswegen müssen wir erstmal noch warten. Aber es gibt viele Perfomer:innen und Regisseur:innen, mit denen wir zusammenarbeiten wollen. 

Welche Ziele habt ihr noch mit Cheex?

Wir haben jetzt einen Film produzieren lassen, mit dem wir gerne auch auf Festivals laufen würden. Und wir fallen aus so vielen Festivals raus, weil in unseren Filmen Erotik und Pornographie zu sehen sind. Aber wir würden es toll finden, von der Filmbranche so ernst genommen zu werden, dass wir auch auf kommerziellen Festivals vertreten sein dürfen. 

Mit weiteren Filmen wollen wir mehr Aufklärung leisten und Sehgewohnheiten des Porno-Genres verändern, um das Mainstream-Porno-Bild loswerden zu können.

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