KI in der Medizin: Macht sie Ärzte dümmer?

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Medizin, birgt aber auch Risiken: Eine polnische Studie zeigt, dass Ärzte nach KI-Nutzung 20 % schlechter diagnostizieren. Der Hype trifft auf harte Realität.

Die Medizinbranche steht vor einem fundamentalen Umbruch. Während KI-Systeme bereits Tumore auf Röntgenbildern erkennen, Behandlungspläne erstellen und sogar als therapeutische Chatbots fungieren, zeichnet sich ein überraschendes Phänomen ab: Ärzte verlieren durch KI-Unterstützung offenbar ihre eigenen Fähigkeiten.

Eine aktuelle Studie aus Polen liefert alarmierend klare Zahlen zu diesem Effekt, der die gesamte Medizintechnologie-Branche zum Umdenken zwingen könnte.

Wenn KI Ärzte schwächt

Die Ergebnisse der polnischen Forscher sind eindeutig: Erfahrene Mediziner, die KI-Unterstützung bei Koloskopien zur Krebsfrüherkennung nutzten, zeigten anschließend eine um mehr als 20 Prozent gesunkene Erfolgsrate bei der eigenständigen Erkennung von Adenomen, wie „Heise“ berichtet. Die Wissenschaftler sprechen von „Deskilling“, also dem Verlust an Kompetenz. Besonders brisant: Der Effekt trat bereits nach wenigen Monaten ein und könnte bei Berufsanfängern noch stärker ausfallen.

Omer Ahmad vom University College London bezeichnet die Studie laut „Heise“ als ersten klinischen Nachweis dieses Effekts im echten Klinikalltag. Dass KI in der Lage sei, die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung von Menschen subtil zu verändern, „macht diese revolutionäre Technologie zu etwas ganz Besonderem“, so Ahmad. Trotz des enormen Potenzials müsse man sich gegen „die leise Erosion“ fundamentaler Fähigkeiten wappnen.

Zwischen Skepsis und Begeisterung

Die Bundesärztekammer sieht in KI dennoch ein „mächtiges Werkzeug“ mit revolutionärem Potenzial. Durch verbesserte Diagnostik, personalisierte Therapien und effizientere Abläufe könne die Technologie neue Perspektiven eröffnen, so die Position der Kammer laut „Deutschlandfunk“.