Leadership & Karriere Made in Germany macht bei der Digitalisierung halt

Made in Germany macht bei der Digitalisierung halt

Ein Gastbeitrag von Christian Rätsch, CEO Saatchi & Saatchi Deutschland.

Die „German Angst“ geht im Mittelstand um. Viele Unternehmen beäugen die Digitalisierung hierzulande noch immer skeptisch: Sie fürchten Kontrollverlust, hohe Investitionen und mehr Komplexität. Zudem fehlt es ihnen offenbar gar nicht so selten am Mut, neue Wege zu gehen. Die Wirtschaftswoche Online schrieb dazu kürzlich: „Deutsche Unternehmen sind in der Schockstarre“. In diesem Artikel ist zu lesen, dass insbesondere im Mittelstand die Potenziale der Digitalisierung brachliegen, werden sie doch nur zu zehn Prozent ausgeschöpft und selten als wirtschaftliche Chance verstanden.

Bemerkenswert in der Diskussion ist die Beobachtung, dass Manager in der Digitalisierung die Schlüsselfrage für die Zukunft sehen. Umso nachdenklicher stimmt, dass die meisten Unternehmenslenker sich selber nur mittelmäßig bewerten, wenn es um die eigene digitale Aufstellung geht.

Aber auch die Angestellten erliegen der typisch deutschen Ängstlichkeit bei diesem Thema – schließlich geht es um ihre Arbeitsplätze. Teils ist diese Furcht berechtigt. Deutschlands größte Unternehmensberatung McKinsey kommt diesbezüglich in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass etwa fünf Prozent der aktuellen Berufsbilder wegbrechen könnten – die Hälfte der heutigen Handgriffe lassen sich automatisieren. 77 Prozent der geringqualifizierten und 18 Prozent der hochqualifizierten Berufe fallen der Technologie zum Opfer, so die herrschende Meinung.

Transformation muss von allen getragen werden

Innovationen sind in der Sache selbst immer mit Unsicherheit, Risiko und mangelnder Erfahrung verbunden. Im Zuge der Digitalisierung spitzt sich das Maß der Unsicherheit nochmals zu: Waren in der Vergangenheit Innovationen lokal und linear in ihrer Verbreitung, sind sie heute global und verdammt schnell im Markt etabliert.

Rund 80 Prozent unseres Wissens ist nach fünf Jahren bereits veraltet. Wissen hat heute keinen Bestand mehr. Zudem sind die Gesetze der Wertschöpfung aus den Angeln gehoben: Die Digitalisierung entkoppelt die Wertschöpfung von der Arbeit. Führte früher Technologie zu mehr Arbeit, gilt heute das Gegenteil: Innovationen reduzieren Aufwand.

Genau aus diesem Grund explodieren neue Errungenschaften: 2020 werden 50 Milliarden Dinge online sein – einzig mit dem Ziel, Aufwand zu reduzieren. Vernetzung ist schon heute unsere Lebensgrundlage und jedermann ist transparent: Der Wecker schellt online, das Busticket kommt aus der App, Autos kauft man mit Wifi und Fußball muss man (leider) jetzt streamen.

Daher wird der Ruf lauter, dass Digitalisierung Chefsache sein muss. Doch lassen sich die Probleme per Ansage lösen? Gerade in letzter Zeit hat ein Run auf Schulungen, externe Weiterbildung und die verzweifelte Suche nach dem seltenen digitalen Experten zur Schließung der Wissenslücken begonnen. Doch die Erfolge bleiben aus.

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