Leadership & Karriere Anfängerfehler: Meine wichtigsten Lektionen aus der Flaconi-Zeit

Anfängerfehler: Meine wichtigsten Lektionen aus der Flaconi-Zeit

Ein Gastbeitrag von: Paul Schwarzenholz 

Aller Anfang ist schwer – das gilt auch fürs Gründen. Einige Jahre nach dem erfolgreichen Exit von Flaconi, meinem ersten „Startup Baby“, schaue ich noch oft zurück auf diese spannende und lehrreiche Zeit. Immer mit dabei: Die Erinnerung an all die kleinen und großen Fehler, die uns und mir im Laufe der Zeit passiert sind. Doch aus Fehlern lernt man – auch aus den Fehlern anderer. Daher teile ich heute an dieser Stelle meine wichtigsten Lektionen aus der Flaconi Zeit.

Fehler Nummer 1: Buchhaltung unterschätzen

Die ersten Verkäufe tätigen, das Onlinemarketing hochfahren und am Code basteln: Alles ist spannender als sich der Buchhaltung zu widmen. Dass Startups dieses Thema mit Missachtung strafen oder „nur so nebenbei“ angehen, rächt sich schnell. Buchhaltung nach deutschen Standards lässt sich einfach nicht auf die Schnelle im Alleingang beibringen – anders als viele andere Aspekte des Startup-Alltags. Bei der Buchhaltung gibt es nur richtig oder falsch. Und was zu Beginn falsch angelegt wird, muss man später wieder mühselig aufräumen. Die meisten Startups, so auch wir bei Flaconi, unterschätzen dies zunächst.

Wie vermeiden? Setzt auf ein skalierbares Konzept mit externen Experten und Tools

Nach einigen Bauchschmerzen aufgrund falsch aufgesetzter Buchhaltung bei Flaconi haben wir bei unserer zweiten Gründung direkt ein skalierbares Konstrukt aus einem erfahrenen Steuerbüro verbunden mit einer hervorragenden Softwarelösung gewählt. Und bereuen dies heute keinen Tag.

Fehler 2: Zu viele Mitarbeiter auf einmal führen

Am Anfang möchte man am liebsten alles selber machen und über jeden noch so kleinen Bereich des Unternehmens Bescheid wissen. Auch der ständige Austausch mit dem eigenen Team scheint einem natürlich und wichtig. Hier lauert jedoch eine Falle: Viele Gründer hängen zu lange daran, Aufgaben selber auszuführen, zu viele Mitarbeiter auf einmal anzuführen und sich in Meetings und Statusabfragen zu verstricken. Als Konsequenz bleiben wichtige Themen wie Strategie oder durchdachte Kulturentwicklung auf der Strecke – ebenso wie das Heranziehen und Coaching der nächsten Managementreihe.

Wie vermeiden? Direct Reports auf Sechs begrenzen

Bei Mitarbeitern und Teams mit anspruchsvollen Aufgaben wird empfohlen, eine Führungsspanne von maximal sechs Mitarbeitern pro Supervisor zu haben. Das schauen wir uns regelmäßig an. Wir versuchen frühzeitig zu identifizieren, wo eine weitere Führungsebene eingezogen werden muss. Bei Jobs, die eher einfach sind, kann die Führungsspanne übrigens bis zu 15 bis 20 Mitarbeitern gehen.

Fehler 3: Nur juniorige Mitarbeiter einstellen, um Kosten zu sparen

Wie auch wir bei Flaconi stellen viele Startups aus Kostengründen, Unwissen oder Ego der Gründer zu lange zu unerfahrene Mitarbeiter ein. Der viel zitierte „Startup Spirit“, „Lernwillen“ und „Begeisterung“, können aber auf Dauer keine groben Wissens- und Erfahrungsdefizite wettmachen. Und auch die Ausbildung in Eigenregie durch euch stößt kapazitätstechnisch irgendwann an seine Grenzen.

Wie vermeiden? Hire people smarter than you!

Um diesen Fehler zu vermeiden, müssen Gründer sich regelmäßig hinterfragen und umdenken: Hört auf zu glauben, dass ihr selber alles am besten könnt. Ich kann euch aus Erfahrung sagen, dass da immer jemand ist, der etwas besser kann oder für eine Rolle geeigneter ist. Anschließend holt euch diese Experten in euer Team und räumt euer Ego aus dem Weg. Erst dann funktionieren einige Bereiche wirklich gut und selbstständig.

Solltet ihr euch aus Kostengründen vor der Anstellung senioriger Kollegen scheuen, so haltet euch die reellen Kosten zu junioriger Teammitglieder vor Augen. Bei unserem zweiten „Startup Baby“ Zenloop haben wir aus diesem Fehler gelernt und lösen dies nun wie folgt: Wir starten in den meisten Bereichen mit einem erfahrenen Senior, der Experte auf seinem Bereich ist. Dieser stellt juniore und sehr ambitionierte Mitarbeiter, die über ihn ausgebildet werden.


Über den Autor: Paul Schwarzenholz ist Mitgründer von Zenloop, eine Software-as-a-Service-Plattform, mit deren Hilfe Firmen die Zufriedenheit ihrer Kunden ermitteln können. Zuvor gründete er bereits Flaconi, die er 2015 erfolgreich an ProSiebenSat.1 verkaufte.

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