Leadership & Karriere Wie du einen Blackout zu deinem Vorteil drehst

Wie du einen Blackout zu deinem Vorteil drehst

Ein Blackout ist das persönliche Horrorszenario vieler Menschen, die vor anderen sprechen müssen. Halb so wild, sagt unser Kommunikationsexperte René Borbonus: Die wenigsten Blackouts verderben tatsächlich die Rede. Vielmehr kannst du aus einem Filmriss sogar noch einen Vorteil ziehen.

Du hast dich wochenlang auf deinen Redebeitrag bei dieser Konferenz gefreut. Bis eben hast du einen grandiosen Auftritt hingelegt, seit Minuten hängen sie an deinen Lippen, und dann – ist die Souveränität auf einmal dahin. Blackout. Wohl doch ein Moscow Mule zu viel gestern. Früher oder später passiert das auch den berühmtesten Rednern einmal. Die wissen, was sie dann zu tun haben. Und du gleich auch. Denn es gibt mehrere Möglichkeiten, was du jetzt tun kannst.

Notfall-Strategie 1: Den Blackout als Pause inszenieren

Ob du es glaubst oder nicht: Du hast viel Zeit, um auf einen Blackout zu reagieren. Ein Texthänger fühlt sich für dich als Redner schlimmer an, als er ist, weil er dir eine Ewigkeit zu dauern scheint. Als Redner spürst du schließlich den Druck abzuliefern. Dein Publikum dagegen hat gerade nichts anders vor. Die sind ganz entspannt, im Gegensatz zu dir. Und jetzt kommt das Beste: Eine Unterbrechung von bis zu drei Sekunden wird gar nicht als Aussetzer wahrgenommen, sondern als wirkungsvoller Akzent. Kleine Pausen sind nicht böse. Kleine Pausen sind der Freund des Redners. Und drei Sekunden sind länger, als du denkst. Schau ins Publikum, denk nach und mach ungerührt weiter. Dann wird der Blackout als inszenierte Pause wahrgenommen und tut der Aufmerksamkeit sogar gut.

Notfall-Strategie 2: Aufs Kurzzeitgedächtnis zurückgreifen

Wenn der rote Faden auch nach dieser kurzen Pause nicht wiederkommen will, ist das trotzdem kein Grund dein Gedächtnis zu verfluchen. Schieb’s auf den Moscow Mule, und gib deinem Gehirn eine Chance – es hat schließlich nie Urlaub. Genau diesen Umstand kannst du dir jetzt zunutze machen, indem du auf dein Kurzzeitgedächtnis zurückgreifst. Das speichert seine Informationen nämlich im rein elektrischen Teil unseres Gehirns, in dem keine chemischen Veränderungen stattfinden. Deshalb bleibt es von Emotionen wie Angst oder Sorge weitgehend unbeeinflusst und funktioniert auch jetzt noch, obwohl du die Hosen voll hast.

Das Kurzzeitgedächtnis weiß noch, was du deinen Zuhörern bisher erzählt hast. Also bedien dich. Eine kurze Zusammenfassung wird dein Publikum sogar professionell finden: „Noch einmal die drei wichtigsten Punkte bisher.“ Zum einen wird auch bei dieser Methode der Blackout im besten Fall gar nicht als solcher wahrgenommen. Zum anderen führt die Wiederholung meistens dazu, dass du deinen roten Faden wiederfindest.

Notfall-Strategie 3: Mit Humor Sympathie-Punkte sammeln

Wenn auch die kleine Schleife nichts nützt, bleibt dir immer noch ein weiterer Strohhalm: Mit Humor kannst du die vermeintlich peinliche Situation sogar zu deinen Gunsten drehen. Viele Top-Speaker haben für den Fall der Fälle ein vorbereitetes Ass im Ärmel. Phil Cass beispielsweise sagte mal nach einigen Sekunden Stille, weil er nicht weiter wusste: „Pst! Gott spricht zu mir!“ Auch Terry Paulson hatte einen guten Spruch parat: „Manchmal bedeutet Schweigen sehr viel … aber nicht dieses Mal.“ Und als Tony King einmal den Faden verloren hatte, fragte er die Zuhörer einfach: „Hat jemand Notizen gemacht?“

Jeder der Genannten ist ein Top-Redner, und bei keinem von ihnen hat sich daran wegen eines Blackouts etwas geändert. Im Gegenteil: Sie alle haben es geschafft, mit ihrer Gedächtnislücke sogar noch Sympathie-Punkte einzusammeln. Leg dir einfach eine witzige Bemerkung zurecht, die den Blackout kaschiert und dich sympathisch wirken lässt. Diese Strategie hat noch einen weiteren Vorteil, den du sofort spüren wirst: Sobald du auf einen Blackout vorbereitet bist, verliert er schon weitgehend seinen Schrecken.

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