AnlagePunk The Big Short

The Big Short

Anleger haben derzeit nichts zu Lachen. Trumps Zölle haben den weltweiten Aktienmärkten einen üblen Knick nach unten beschert. Doch nicht alle schauen in die Röhre: Shortseller verdienen, wenn andere leiden. Ihre große Stunde schlägt jetzt.

Von Oliver Stock / Business Punk

Der Ausverkauf bei Aktien nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump sorgt bei den meisten Anlegern für lange Gesichter – aber nicht bei allen: Für sogenannte Shortseller schlägt die große Stunde. Ihr Geschäftsmodell ist riskant, und sie sind in der Regel geächtet, weil Pessimismus ihre Erfolgsgrundlage ist. Jetzt aber wünschen sich viele, sie wären rechtzeitig auf die Seite der Berufspessimisten gewechselt. Denn das, was gerade an den Börsen passiert, erinnert fatal an das Drehbuch, das Regisseur Adam McKay 2015 in seinem Blockbuster „The Big Short“ auf die Kinoleinwände brachte.

Globale Hedgefonds und Exchange Traded Funds Fonds (ETFs), die einen Index abbilden, haben in der vergangenen Woche in einem rasanten Tempo Aktien im Wert von mehr als 40 Milliarden US-Dollar abgestoßen, wie aus Schätzungen der US-Banken JP Morgan und Goldman Sachs hervorgeht. Seit Mittwochabend, als Trump die Zollschranken auf das höchste Niveau seit mehr als einem Jahrhundert anhob, haben die Unternehmen des amerikanischen Index S&P 500 mehr als vier Billionen US-Dollar an Börsenwert verloren. Goldman Sachs teilte seinen Kunden mit, dass sogenannte Aktien-Long/Short-Hedgefonds weltweit am Donnerstag die größten Nettoverkäufe seit fast 15 Jahren verzeichneten und gleichzeitig die pessimistischste Stimmung seit 2011 aufwiesen.

Ausgangspunkt für Shortseller ist eigentlich ein einfaches Geschäft: Ein Hedgefonds leiht sich eine Aktie gegen eine kleine Gebühr aus und verkauft sie sofort. Wenn er die Aktie vor dem Rückgabetermin günstiger zurückkaufen kann, ist die Differenz zwischen Verkaufs- und Rückkaufpreis abzüglich der Leihgebühr sein Gewinn. Im Gegensatz zu anderen Anlegern, die in der Regel auf steigende Kurse setzen, wettet der Shortseller also genau auf das Gegenteil. An sich ist die Strategie zum Scheitern verurteilt, weil über einen längeren Zeitraum Aktien historisch eher gewonnen als verloren haben.

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