Brand & Brilliance Nord Stream: Dass durch die Röhren wieder russisches Gas nach Europa fließt, ist mehr als eine fixe Idee

Nord Stream: Dass durch die Röhren wieder russisches Gas nach Europa fließt, ist mehr als eine fixe Idee

Auch seit der Zerstörung von Nord Stream fließt Gas aus Russland nach Europa. Die Mengen, die vor allem per Schiff ankommen, steigen sogar wieder. Das Plus lag im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 bei 18 Prozent, wie etwa die globale Energie-Denkfabrik Ember errechnet hat. Berücksichtigt sind sowohl Gas, das durch Pipelines in die EU gelangte, als auch Flüssigerdgas (LNG). Besonders Italien, Tschechien und Frankreich haben Ember zufolge vermehrt Gas aus Russland bezogen. Auch 2025 nähmen die Importe weiter zu, teilte der Thinktank weiter mit. Bis 2027 will die Staatengemeinschaft kein Gas mehr aus Russland importieren, rechtlich bindend ist dieses Vorhaben jedoch nicht.

Zu den Großgläubigern der Nord Stream-Betreibergesellschaft gehört auch der deutsche mittlerweile verstaatlichte Energieversorger Uniper. SPD-Finanzministers Lars Klingbeil lässt mitteilen, dass Uniper jedoch „nicht weisungsgebunden“ arbeite und „für die operative Geschäftsführung das Unternehmen selbst verantwortlich“ sei. Allerdings gehört Uniper zu 99,12 Prozent der Bundesrepublik Deutschland. Der Bund hatte das wankende Unternehmen im Dezember 2022 mit diesem Anteil übernommen, um die Energieversorgung in Deutschland zu sichern. Das Finanzministerium, das sich dennoch nicht für zuständig erklärt, verweist auf das Wirtschaftsministerium unter der neuen Führung von CDU-Ministerin Katharine Reiche. 

Und von dort kommen Signale, die Gas als Energieträger für die Versorgung in Deutschland deutlich mehr in den Vordergrund stellen, als das bisher unter Reiches Vorgänger Robert Habeck gewesen war. Die Ministerin drängt zum Neubau von Gaskraftwerken. Sie fordert einen Realitätscheck der Energiewende. „Wir brauchen flexible Gaskraftwerke, die dann Strom liefern, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Und das brauchen wir schnell“, sagte die CDU-Politikerin. Es sei daher wichtig, „dass wir ganz schnell in die Ausschreibung von mindestens 20 Gigawatt Gaskraftwerken gehen, um die Versorgungssicherheit in unserem Land hochzuhalten“, fügte sie beim Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee hinzu. Zudem seien „langfristige Gaslieferverträge“ erforderlich.

Die Pipeline könnte damit wichtiger Bestandteil von Friedensgesprächen werden, wie sie möglicherweise noch in diesem Monat zwischen der Ukraine und Russland unter Beteiligung der USA und der EU in der Türkei geführt werden sollen. Eine einsatzfähige Pipeline mit deren Hilfe er wieder ungehindert Gas verkaufen und liefern würde, könnte dem russischen Machthaber Putin die Zustimmung zu einer Friedenslösung im Ukraine-Krieg erleichtern. Gerüchte, dass Nord Stream bereits Teil der Vorgespräche zu einem Frieden gewesen sei, wie sie etwa die Nachrichten Plattform Politico verbreitet hat, wies die Trump-Regierung bislang aber strikt zurück.

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