Business & Beyond Bundesbank bremst die Hoffnung – Deutschlands Exportmodell steht vor dem Kollaps

Bundesbank bremst die Hoffnung – Deutschlands Exportmodell steht vor dem Kollaps

Deutschlands Wirtschaft steckt fest: Stagnation im dritten Quartal, US-Zölle und Industrieschwäche bremsen. Doch während der Export schwächelt, könnte ausgerechnet die Binnenwirtschaft zum Retter werden.

Die deutsche Wirtschaftsmaschine kommt einfach nicht in Gang. Im dritten Quartal 2025 dürfte das Bruttoinlandsprodukt bestenfalls stagnieren, nachdem es im Vorquartal bereits um 0,3 Prozent geschrumpft war.

Die Bundesbank korrigiert damit ihre noch im September geäußerte Hoffnung auf leichtes Wachstum nach unten. Hauptverantwortlich: eine schwächelnde Industrie, die Autokrise und die Handelspolitik der USA. Die Exportnation Deutschland spürt schmerzlich, dass ihr traditionelles Erfolgsrezept nicht mehr funktioniert.

Zollkrieg und strukturelle Probleme lähmen die Industrie

„Die Industrie leidet weiterhin nicht nur unter strukturellen Problemen, sondern auch unter den angehobenen US-Zöllen“, so die Bundesbank. Die Folgen sind messbar: Produktion, reale Umsätze und Warenexporte verzeichneten zuletzt Rückgänge. Besonders die Autobranche taumelt – nach einem starken Juli brach die Produktion im August deutlich ein. Laut „Zeit“ verschärft die wirtschaftspolitische Unsicherheit die Lage zusätzlich. Unternehmen halten Investitionen zurück, während die niedrige Kapazitätsauslastung und schwache Wettbewerbsfähigkeit die Nachfrage nach Investitionsgütern drücken.

Der Handelskonflikt mit den USA zeigt seine Wirkung: Zu Jahresbeginn hatten viele Unternehmen noch Geschäfte vorgezogen, um drohenden Zollerhöhungen zuvorzukommen. Nach der tatsächlichen Erhöhung im April folgte der Rückprall bei Industrieproduktion und Exporten, wie „bundesbank.de“ berichtet. Die Grundsatzeinigung im Handelsstreit zwischen EU und USA hat die Unsicherheit zwar etwas gemildert, doch offene Fragen und die unberechenbare US-Wirtschaftspolitik sorgen weiterhin für Zurückhaltung.

Arbeitsmarkt und Bausektor unter Druck

Seit zwei Jahren stagniert das Beschäftigungsniveau in Deutschland. Die Arbeitslosenquote stieg im zweiten Quartal leicht auf 6,3 Prozent, mit rund 2,95 Millionen Arbeitslosen. Der Strukturwandel erschwert vielen die Jobsuche in ihrer angestammten Branche oder Qualifikation. Die Suchprozesse verlängern sich, und immer mehr Menschen müssen sich beruflich oder regional neu orientieren.

Im Bausektor zeigt sich ein gespaltenes Bild. Während das Ausbaugewerbe für eine leicht höhere Bauproduktion im Sommer sorgte, schrumpften Hoch- und Tiefbau. Besonders der vom Wohnungsbau geprägte Hochbau leidet, während der öffentliche Straßenbau etwas besser dasteht. Die Bauproduktion erreichte trotz steigender Nachfrage den tiefsten Wert seit zehn Jahren, wie „Zeit“ dokumentiert.

Hoffnungsschimmer am Konjunkturhorizont

„Zum Glück ist der Außenhandel nicht alles“, erklärt Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK, laut „Zeit“. Trotz der Exportflaute bleiben die Aussichten auf eine schrittweise wirtschaftliche Erholung bestehen. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sieht für das vierte Quartal 2025 sogar Chancen auf leichtes Wachstum – trotz einer Rezessionswahrscheinlichkeit von 34,8 Prozent.

Die Hoffnung ruht auf einem binnenwirtschaftlich getriebenen Aufschwung. Mit dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz plant die Bundesregierung Investitionen, die vor allem 2026 Wirkung zeigen sollen. Auch das Ifo-Institut sieht verbesserte kurzfristige Produktions- und Exporterwartungen. Der private Konsum könnte von steigenden Löhnen profitieren, wird aber durch den schwachen Arbeitsmarkt gebremst.

Business Punk Check

Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Identitätskrise: Das alte Exportmodell funktioniert nicht mehr, das neue ist noch nicht gefunden. Die Wahrheit: Deutschlands Wirtschaftselite hat den Strukturwandel verschlafen. Während andere Länder längst auf Digitalisierung und grüne Technologien setzen, hängt Deutschland an seiner industriellen Vergangenheit.

Die Bundesregierung setzt mit ihrem Sondervermögen auf staatliche Impulse – doch ohne unternehmerische Innovation wird das nicht reichen. Die Chancen liegen nicht im Festhalten am Exportweltmeister-Mythos, sondern im Aufbau neuer Stärken in Zukunftsbranchen. Unternehmen sollten jetzt auf Resilienz statt Effizienz setzen, regionale Wertschöpfungsketten stärken und in Fachkräfte investieren. Wer jetzt mutig umsteuert, kann vom kommenden Aufschwung überproportional profitieren.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Branchen könnten vom Strukturwandel profitieren?
    Besonders Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien, Digitalisierung und Gesundheitstechnologie haben gute Chancen. Auch regionale Produktionsnetzwerke und Dienstleister mit digitalem Geschäftsmodell können gegen den Trend wachsen.
  • Wie können mittelständische Unternehmen auf die Handelskonflikte reagieren?
    Mittelständler sollten ihre Lieferketten diversifizieren, neue Absatzmärkte jenseits der USA und Chinas erschließen und lokale Wertschöpfungsnetzwerke aufbauen. Gleichzeitig bietet die Fokussierung auf den europäischen Binnenmarkt Stabilität.
  • Welche Investitionen sind jetzt sinnvoll trotz wirtschaftlicher Unsicherheit?
    Investitionen in Automatisierung, Energieeffizienz und Mitarbeiterqualifikation zahlen sich auch in der Krise aus. Unternehmen sollten zudem antizyklisch in Forschung und Entwicklung investieren, um beim nächsten Aufschwung Innovationsvorsprünge zu haben.
  • Wie wirkt sich die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung auf Startups aus?
    Das Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz bietet besonders für GreenTech-Startups neue Chancen. Gleichzeitig schafft die Krise Marktlücken, die agile Jungunternehmen schneller besetzen können als etablierte Konzerne.

Quellen: „Zeit“, „bundesbank.de“