Business & Beyond China-Deal: JD.com greift nach MediaMarkt und Saturn

China-Deal: JD.com greift nach MediaMarkt und Saturn

Chinesischer Gigant trifft auf europäischen Traditionskonzern

Mit JD.com betritt ein echtes Schwergewicht des globalen E-Commerce die europäische Bühne. Der chinesische Konzern erwirtschaftet einen Jahresumsatz von knapp 159 Milliarden US-Dollar und bezeichnet sich selbst als ein weltweit führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit einer Lieferkette als Kernstück und Chinas größter Einzelhändler nach Umsatz, so „n-tv“. Seit über einem Jahrzehnt ist das Unternehmen an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert. Ceconomy hingegen betreibt laut Geschäftsbericht mehr als 1.000 Märkte in elf europäischen Ländern. Im Geschäftsjahr 2023/24 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 22,4 Milliarden Euro, wobei etwa ein Viertel auf das Onlinegeschäft entfiel.

Die Geschichte der Elektronikhandelskette reicht bis 1961 zurück, als die erste Saturn-Filiale in Köln eröffnete. Der erste MediaMarkt folgte 1979 in München. Nach mehreren Eigentümerwechseln entstand Ceconomy 2017 als Abspaltung vom Metro-Konzern.

Dreijährige Bestandsgarantie für Mitarbeiter und Standorte

JD.com gibt weitreichende Zusagen für die Zeit nach der Übernahme. Wie „heise“ berichtet, soll der aktuelle Ceconomy-Vorstand im Amt bleiben. Für einen Zeitraum von drei Jahren verspricht der chinesische Konzern, keine betriebsbedingten Kündigungen oder Standortschließungen zu veranlassen. Auch Betriebsvereinbarungen, Tarifverträge und die bestehende Unternehmensmitbestimmung im Aufsichtsrat sollen in diesem Zeitraum unangetastet bleiben.

Der zukünftige Mehrheitseigentümer plant laut Mitteilung keine wesentlichen Änderungen an der Unternehmensstruktur und möchte die Markenwelt der Handelsgruppe für mindestens fünf Jahre in ihrer jetzigen Form belassen. Ceconomy betreibt in Europa 1.030 Geschäfte der Marken Media Markt, Media World und Saturn. Zur börsennotierten Unternehmensgruppe gehört außerdem die Deutsche Technikberatung. Interessant: Von 2010 bis 2013 betrieb Media Markt bereits einige Filialen in China – allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Ob mit dem neuen chinesischen Eigentümer ein erneuter Markteintritt in Asien geplant ist, wurde bislang nicht kommuniziert.

Business Punk Check

Der Deal zeigt exemplarisch die neue Machtverteilung im globalen Handel: Während europäische Einzelhändler mit Digitalisierung und Margenverfall kämpfen, expandieren chinesische Tech-Giganten mit prall gefüllten Kassen nach Westen. Für JD.com ist Ceconomy ein strategischer Brückenkopf in Europa – mit bestehender Infrastruktur, Kundenbasis und Markenwert. Die dreijährige Bestandsgarantie sollte jedoch niemanden täuschen.

Nach dieser Schonfrist dürfte ein radikaler Umbau folgen, der MediaMarkt und Saturn zu Showrooms für ein integriertes Online-Offline-Ökosystem nach chinesischem Vorbild transformiert. Europäische Einzelhändler müssen diese Übernahme als Weckruf verstehen: Wer nicht selbst ein schlagkräftiges digitales Ökosystem aufbaut, wird zur Übernahmezielscheibe für kapitalstarke Tech-Konzerne aus Fernost.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Auswirkungen hat die Übernahme auf den deutschen Elektronikhandel?
    Die Übernahme durch JD.com könnte mittelfristig zu einer Neuausrichtung des Geschäftsmodells führen. Während kurzfristig Kontinuität versprochen wird, dürften langfristig chinesische Retail-Konzepte mit stärkerer Online-Offline-Integration und Datennutzung Einzug halten. Für Wettbewerber bedeutet dies erhöhten Innovationsdruck.
  • Was bedeutet die Übernahme für mittelständische Zulieferer von MediaMarkt und Saturn?
    Mittelständische Zulieferer sollten sich auf veränderte Einkaufspraktiken und möglicherweise neue Lieferkettenstrukturen einstellen. JD.com könnte verstärkt auf direkte Beschaffung aus Asien setzen und Einkaufsvolumina bündeln. Zulieferer sollten proaktiv Kontakt zum neuen Management suchen und ihre USPs klar herausstellen.
  • Welche geopolitischen Implikationen hat der Deal für die EU-China-Wirtschaftsbeziehungen?
    Der Deal zeigt die Asymmetrie der Marktöffnung: Während chinesische Unternehmen europäische Einzelhändler übernehmen können, bleibt der chinesische Markt für europäische Händler stark reguliert. Die EU-Kommission dürfte dies zum Anlass nehmen, Investitionskontrollen für strategische Sektoren zu verschärfen und Reziprozität in den Handelsbeziehungen stärker einzufordern.
  • Wie können andere europäische Einzelhändler auf die zunehmende chinesische Marktpräsenz reagieren?
    Europäische Einzelhändler sollten verstärkt in digitale Transformation investieren, eigene Ökosysteme aufbauen und strategische Allianzen bilden. Gleichzeitig gilt es, lokale Stärken wie Kundennähe, Vertrauen und regionale Sortimentsexpertise auszuspielen – Bereiche, in denen globale Konzerne oft Schwächen zeigen.

Quellen: „n-tv.de“, „heise.de“

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