Business & Beyond Chinas Rohstoff-Poker: Trumps 130% Zölle vs. Seltene Erden

Chinas Rohstoff-Poker: Trumps 130% Zölle vs. Seltene Erden

Im eskalierenden Handelskrieg nutzt China seine Dominanz bei Seltenen Erden als strategisches Druckmittel gegen Trumps neue 100%-Zölle. Der Konflikt bedroht globale Lieferketten und könnte die Hightech-Industrie weltweit in Bedrängnis bringen.

Der Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China erreicht eine neue Eskalationsstufe. Nachdem US-Präsident Trump zusätzliche Zölle von 100 Prozent auf chinesische Importe ab November angekündigt hat, kontert Peking mit einer scharfen Waffe: verschärften Exportkontrollen für Seltene Erden. Diese 17 Metalle sind unverzichtbar für Smartphones, E-Autos und Windkraftanlagen – und China kontrolliert den Weltmarkt. Zusammen mit den bestehenden 30-Prozent-Zöllen würden chinesische Waren künftig mit astronomischen 130 Prozent belastet, was den Handel praktisch zum Erliegen bringen könnte, laut „Zeit“.

Chinas strategisches Ass im Ärmel

Die Verschärfung der Exportkontrollen für Seltene Erden ist Chinas kalkulierte Antwort auf Trumps Zolldrohungen. Das Handelsministerium in Peking hat nicht nur den Export der Rohstoffe selbst eingeschränkt, sondern auch das Know-how zur Verarbeitung unter Genehmigungsvorbehalt gestellt. „Wollen China helfen, nicht schaden“, erklärte Trump zwar versöhnlich auf seiner Plattform Truth Social.

Doch die Realität sieht anders aus. „Wenn die USA stur an ihrem Kurs festhalten, wird China entschlossen entsprechende Maßnahmen ergreifen, um seine legitimen Rechte und Interessen zu schützen“, teilte das chinesische Handelsministerium mit, wie „finanzen.net“ berichtet. Besonders brisant: Peking hat die Kontrollen auf Produkte ausgeweitet, die außerhalb Chinas mit chinesischen Seltenen Erden hergestellt wurden – ein globaler Machtanspruch, der westliche Unternehmen alarmiert.

Die unterschätzte Macht der Seltenen Erden

Was genau sind diese strategischen Rohstoffe? Seltene Erden umfassen 17 Metalle, die trotz ihres Namens nicht unbedingt selten vorkommen, aber extrem schwierig zu gewinnen sind. China hat sich auf die komplexe und umweltbelastende Verarbeitung spezialisiert und kontrolliert laut „tagesschau.de“ den Großteil der globalen Produktion und Veredelung.

Die Metalle stecken in praktisch jeder modernen Technologie: Vom Smartphone-Display über Elektromotoren bis zu Präzisionswaffen. Ohne sie funktionieren weder Windturbinen noch MRT-Geräte. Besonders kritisch: China hat zahlreiche Patente für Verarbeitungstechnologien angemeldet, die andere Länder am Aufbau eigener Kapazitäten hindern.

Globale Lieferketten in Gefahr

Die Auswirkungen der chinesischen Exportkontrollen sind bereits spürbar. Laut der EU-Handelskammer in China mussten erste europäische Unternehmen ihre Produktion zeitweise einstellen, weil Lieferungen ausblieben. „Außerordentlich aggressiv“ nannte Trump das chinesische Vorgehen, so „tagesschau.de“. Peking hingegen wirft Washington „Doppelmoral“ vor.

Besonders pikant: Die neuen Regeln verbieten explizit Exporte für militärische Zwecke. Das trifft die US-Rüstungsindustrie, die auf diese Rohstoffe angewiesen ist. Gleichzeitig argumentiert China, die Maßnahmen dienten dem „Weltfrieden und der regionalen Stabilität“, wie „finanzen.net“ berichtet – eine kaum verhüllte Spitze gegen die USA.

Mehr als nur ein Handelskonflikt

Der aktuelle Streit geht weit über Zölle hinaus. China kauft bereits seit längerem kein Soja mehr von US-Landwirten – eine wichtige Trump-Wählerschaft. Die USA blockieren ihrerseits den Zugang zu Spitzentechnologie im Halbleiterbereich, die China für seine KI-Entwicklung benötigt.

Ein geplantes Treffen zwischen Trump und Xi beim APEC-Gipfel in Südkorea Ende Oktober steht auf der Kippe. Trump stellte das Treffen öffentlich in Frage, nachdem China „Briefe an Länder in aller Welt“ mit Exportbeschränkungen verschickt haben soll. November – Trumps Stichtag für die neuen Zölle – könnte zur entscheidenden Wegmarke werden.

Business Punk Check

Der Konflikt um Seltene Erden entlarvt die gefährliche Abhängigkeit westlicher Wirtschaftsmächte von chinesischen Rohstoffen. Die harte Wahrheit: Europa und die USA haben jahrzehntelang die umweltschädliche Produktion ausgelagert und sind jetzt erpressbar. Die Folgen werden brutal sein – explodierende Preise für Elektronik, stockende E-Auto-Produktion und verzögerte Energiewende. Unternehmen mit alternativen Lieferketten werden die Gewinner sein.

Australien, Vietnam und Brasilien bauen bereits Kapazitäten auf, doch der Technologievorsprung Chinas bei der Verarbeitung lässt sich nicht über Nacht aufholen. Für Entscheider bedeutet das: Wer jetzt nicht seine Lieferketten diversifiziert und in Recycling-Technologien investiert, wird in zwei Jahren vom Markt verschwinden. Die Rohstoff-Geopolitik ist die neue Währung der Macht – und China hat die besseren Karten.

Häufig gestellte Fragen

  • Welche Branchen sind besonders von der Verknappung Seltener Erden betroffen?
    Am härtesten trifft es die E-Mobilität, erneuerbare Energien und Elektronikhersteller. Unternehmen müssen jetzt Lagerbestände aufbauen und alternative Lieferanten in Australien und Vietnam erschließen. Besonders der Mittelstand sollte Einkaufsgemeinschaften bilden, um Marktmacht zu bündeln.
  • Können europäische Unternehmen die Abhängigkeit von chinesischen Seltenen Erden reduzieren?
    Kurzfristig kaum. Erfolgreiche Strategien setzen auf drei Säulen: Recycling alter Elektronik (Urban Mining), Investitionen in Abbau-Projekte außerhalb Chinas und Forschung an Ersatzmaterialien. Mittelständler sollten sich in Forschungskonsortien zusammenschließen, um Kosten zu teilen.
  • Welche Chancen bietet die Krise für innovative Unternehmen?
    Die Rohstoffkrise schafft einen Boom für Recycling-Technologien und Material-Innovationen. Startups mit Lösungen für effizientere Materialnutzung oder Substitution Seltener Erden können mit Finanzierungsrunden und staatlicher Förderung rechnen. Besonders gefragt: Technologien, die den Einsatz kritischer Rohstoffe um mindestens 30% reduzieren.
  • Wie sollten sich deutsche Unternehmen auf weitere Eskalationen vorbereiten?
    Erfolgreiche Unternehmen entwickeln jetzt ein geopolitisches Risikomanagement: Diversifizierung der Lieferketten, Aufbau von Rohstoffreserven für 6-12 Monate und Szenario-Planung für verschiedene Eskalationsstufen. Der Mittelstand sollte zudem politische Allianzen schmieden, um Unterstützungsprogramme auf EU-Ebene zu forcieren.

Quellen: „tagesschau.de“, „finanzen.net“, „Zeit“, „tagesschau.de“, „Nutzereingabe“