Business & Beyond Das Raab-Debakel bei RTL: 90 Millionen Gründe, warum Nostalgie kein Business-Modell ist

Das Raab-Debakel bei RTL: 90 Millionen Gründe, warum Nostalgie kein Business-Modell ist

Wenn Boomer-Marketing zur Bilanzbombe wird. Es gibt Comebacks, die kannst du dir bei RTL auch mit einem Fass Kölsch nicht schön trinken, weil du von Anfang an weißt: Das wird nix. So wie ein Blackberry Revival oder die Idee, einen Plattenspieler mit auf die Joggingrunde zu nehmen, nur weil einer Vinyl-Trend schreit. Stefan Raabs TV-Rückkehr crasht alles. Für 90 Millionen Euro kommt er jetzt auf den Content-Friedhof. Dabei hatte Business Punk alle gewarnt…

Zugegeben: Wenn’s um Content und Kapitalverbrennung geht, sind wir das Orakel von Overtime. Business Punk ist der Warren Buffett im Play Hard Game. Wo andere TV-Träume kaufen, erkennen wir Schrott im Pitch-Deck.

Im September haben wir den Raab-Case an dieser Stelle bereits filetiert. So wie es sich gehört: mit chirurgischer Schärfe und prophetischer Präzision. Danach kassierten wir einen der größten Shitstorms unserer Newsletter-Historie. Wir wären zu German negativ, zu kritisch, zu neidisch. Aber was sollen wir sagen? Jetzt ist Mai und wir haben’s halt kommen sehen.

Unser Titel von damals? Jetzt 100 % Proof of concept: „Stefan Raab beerdigt RTL für 90 Millionen Euro – teuerster TV-Tod aller Zeiten“ 

90 Millionen Euro für eine Idee, die so viel Zukunft hatte wie StudiVZ.

„Du gewinnst hier nicht die Million“: Allein der Titel klang schon wie ein satirischer Kommentar auf den eigenen Sendungswert. Ein Frankenstein der TV-Intensivstation.

Treffender wäre gewesen: „Du gewinnst hier nicht mal dein Investment zurück, RTL…“ 

Wäre Raab als Pitch gekommen, niemand hätte investiert. Nicht mal in der konzerneigenen „Höhle der Löwen“. Judith Williams hätte wahrscheinlich nur gelächelt, Frank Thelen „Skalierungsschwierigkeiten“ geschrien und Carsten Maschmeyer sich direkt in seine LinkedIn-Biografie verabschiedet.

RTL aber hat investiert. Und zwar 90 Millionen Euro. Für eine Ikone aus der Faxgerät-Ära. Für eine TV-DNA, die mit der heutigen Zielgruppe so viel gemeinsam hat wie eine VHS-Kassette mit einem TikTok-Algorithmus.

Klar, Raab war mal King. Aber das war, als „Wetten, dass..?“ noch Samstagabend-Kultur war und Jamba-Spar-Abos dein Klingelton-Game regelten. Die Gen Z, an die sich das Format richten sollte, kennt Raab eher als Meme-Vorlage oder von Erzählungen der Boomer-Eltern.

Nostalgie ist ein Lebensgefühl, kein Streamingformat. Die Quoten: So schlecht, als hätten nur verzweifelte RTL-Manager eingeschaltet. Jetzt ist Schluss. RTL drückt den Buzzer.

Die Fakten: Nur noch 800.000 Zuschauer. Einstellige Marktanteile. Statt Sommerpause gleich Sommer-Beerdigung.

Inga Leschek, Chief Content Officer bei RTL, sagt: „Wir haben viel gelernt.“ Aber was genau? Dass Stefan Raab 2025 keine 90 Millionen wert ist?

Die Erkenntnis hätte man auch günstiger haben können – z. B. durch Lesen unseres September-Newsletters.

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