Business & Beyond Deutschland im Stillstand: Wirtschaftsweise prognostizieren Null-Wachstum 2025

Deutschland im Stillstand: Wirtschaftsweise prognostizieren Null-Wachstum 2025

Die Wirtschaftsweisen haben ihre Prognose für 2025 auf null Prozent korrigiert. Neben US-Zollpolitik und Regulierungsdichte zeichnet das Frühjahrsgutachten ein düsteres Bild der deutschen Wirtschaft – mit einem Hoffnungsschimmer für 2026.

Die deutsche Wirtschaft steckt fest. Was im November noch als schwaches Wachstum von 0,4 Prozent prognostiziert wurde, ist nun auf exakt null Prozent geschrumpft. Das geht aus dem aktuellen Frühjahrsgutachten des Sachverständigenrats Wirtschaft hervor. Damit befindet sich Deutschland im dritten Jahr einer wirtschaftlichen Stagnation – und selbst bislang prosperierende Regionen und Branchen geraten zunehmend in den Sog der Krise.

Exportnation unter Druck

Die ohnehin angeschlagene deutsche Exportwirtschaft steht vor zusätzlichen Belastungen. „Die deutsche Wirtschaft wird in nächster Zeit maßgeblich von zwei Faktoren beeinflusst: der US-amerikanischen Zollpolitik und dem Finanzpaket“, erklärt Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats, gegenüber dem „rnd“. Besonders die unberechenbare Zollpolitik unter US-Präsident Donald Trump lässt die Wirtschaftsweisen pessimistisch in die nahe Zukunft blicken. Die deutschen Exporte dürften durch die sprunghaft steigenden Zölle weiter zurückgehen – ein fatales Signal für die traditionell exportorientierte deutsche Wirtschaft.

Gleichzeitig beschleunigt sich der Strukturwandel. „Der Strukturwandel beschleunigt sich und wird in Zukunft Branchen und Regionen erreichen, die bisher wirtschaftsstark waren“, warnen die Wirtschaftsweisen in ihrem Gutachten. Deutschland befinde sich weiterhin „in einer ausgeprägten Schwächephase“.

Finanzpaket als Wachstumsmotor?

Ein Silberstreif am Horizont zeigt sich erst für 2026. Die Wirtschaftsweisen rechnen dann mit einem Wachstum von einem Prozent – vorausgesetzt, die Maßnahmen des Finanzpakets der Bundesregierung entfalten ihre Wirkung. Dieses umfasst ein mit Schulden finanziertes Sondervermögen für Infrastruktur in Höhe von 500 Milliarden Euro sowie Änderungen bei der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben.

„Öffentliche Investitionen in die Bereiche Infrastruktur und Rüstung werden die Unterauslastung der Industrie und der Bauwirtschaft reduzieren und so zum Wachstum beitragen“, erläutert Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Auch der private Konsum könnte 2026 stärker wachsen, da die verfügbaren Einkommen zunehmen würden.

Regulierungsdichte spaltet Expertenrat

Hinter den Kulissen des Sachverständigenrats zeichnet sich ein Konflikt ab. Während die Wirtschaft und die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz einen Abbau von Regulierungen fordern, ist der Rat in dieser Frage gespalten. Veronika Grimm kritisiert ihre Kollegen offen: „Die Ratsmehrheit befasst sich damit allerdings überhaupt nicht.“

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