Business & Beyond Die Machtmaschine Musk: Wie Teslas Chef mit Robotern sein Vermächtnis sichern will

Die Machtmaschine Musk: Wie Teslas Chef mit Robotern sein Vermächtnis sichern will

Tesla verzeichnet trotz Rekordumsatz einen Gewinneinbruch, während Musk die Zukunft nicht in E-Autos, sondern in humanoiden Robotern und autonomem Fahren sieht – und dafür die Kontrolle behalten will.

Tesla steht am Scheideweg: Während der Elektroautobauer im dritten Quartal einen Rekordumsatz einfuhr, brach der Gewinn um 37 Prozent ein. Doch für CEO Elon Musk scheint das fast nebensächlich.

Statt über Elektroautos spricht er lieber über seine Vision einer „Roboter-Armee“ und autonome Fahrzeuge – und darüber, dass er die Kontrolle darüber behalten will. Die Aktionäre reagieren skeptisch.

Vom E-Auto-Pionier zum Roboter-Imperium

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Trotz Rekordumsatz verdiente Tesla im dritten Quartal nur 1,37 Milliarden Dollar – ein Rückgang um mehr als ein Drittel gegenüber dem Vorjahr. Laut „Business Insider“ wurde der Umsatzrekord vor allem durch das Auslaufen der US-Elektroauto-Subventionen Ende September angetrieben.

Viele Kunden sicherten sich noch schnell die Steuergutschrift von 7.500 Dollar, bevor sie wegfiel. „Tesla ist als früherer Überflieger seit längerem im ’normalen‘ und harten Autogeschäft angekommen“, so Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer laut „Tagesschau“. Für das laufende Quartal erwarten Analysten bereits einen Absatzrückgang. Doch Musk scheint das nicht zu stören – seine Vision für Tesla liegt längst woanders.

Musks Roboter-Vision und Kontrollwunsch

Bei der Präsentation der Quartalszahlen machte Musk unmissverständlich klar: Die Zukunft von Tesla liegt in autonomen Fahrzeugen und vor allem in humanoiden Robotern. Die „Optimus“-Roboter des Konzerns hätten das Potenzial, zum „größten Produkt aller Zeiten“ zu werden, wie „Tagesschau“ berichtet. Bis Ende 2026 plant Tesla, eine Produktionslinie mit einer Kapazität von einer Million Optimus-Robotern aufzubauen.

Für Aufsehen sorgte besonders Musks Aussage zur Kontrolle über diese Technologie. Der Tech-Milliardär sprach davon, dass er nicht unbedingt volle Kontrolle wolle, aber zumindest einen „starken Einfluss“ auf diese „Roboter-Armee“ haben müsse. Andernfalls sei ihm nicht wohl bei dem Gedanken, so „Tagesschau“. Die Vorstellung, dass er, nachdem er eine riesige „Roboter-Armee“ erschaffen habe, irgendwann einfach abgesetzt werden könne, scheint ihn zu beunruhigen.

Umstrittenes Billionen-Vergütungspaket

Parallel wirbt Musk für ein neues Aktienpaket, das seine Tesla-Beteiligung auf rund 25 Prozent erhöhen könnte. Die Aktionäre stimmen darüber am 6. November ab. Das Paket hat ein potenzielles Volumen von einer Billion Dollar (860 Milliarden Euro), wie „Handelsblatt“ berichtet. Musk soll die Aktien in mehreren Schritten erhalten, wenn über ein Jahrzehnt bestimmte Meilensteine erreicht werden.

Das Vorhaben stößt auf Widerstand. Die einflussreichen Proxy-Firmen ISS und Glass Lewis empfehlen den Aktionären, gegen den Plan zu stimmen. Musk bezeichnete sie daraufhin als „Unternehmensterroristen“, wie „Business Insider“ dokumentiert. Zur Erinnerung: Erst 2024 hatte ein Richter in Delaware Musks früheres Vergütungspaket von 55 Milliarden Dollar für ungültig erklärt.

Technische Herausforderungen und Zukunftspläne

Die Entwicklung humanoider Roboter stellt Tesla vor enorme Herausforderungen. Laut „Business Insider“ arbeitet das Unternehmen intensiv an technischen Problemen wie der Entwicklung einer menschenähnlichen Roboterhand. „Bei Autos hat man eine bestehende Lieferkette. Für Computer gibt es eine bestehende Lieferkette. Bei einem humanoiden Roboter gibt es keine Lieferkette“, erklärte Musk.

Parallel treibt Tesla die Entwicklung autonomer Fahrzeuge voran. Musk sei „100-prozentig zuversichtlich“, dass das Unternehmen vollständig selbstfahrende Autos entwickeln könne, die sicherer als menschliche Fahrer seien. Robotaxis sollen bis Jahresende an „acht bis zehn Metro-Standorten“ in den USA in Betrieb gehen.

Business Punk Check

Hinter Musks Roboter-Träumen steckt mehr als nur Tech-Visionen – es geht um Macht und Kontrolle. Während Tesla im harten Automarkt schwächelt, lenkt Musk mit futuristischen Roboter-Fantasien ab. Die Realität: Humanoide Roboter sind technologisch noch Jahre entfernt von Massentauglichkeit, fehlende Lieferketten und komplexe Entwicklungsprobleme bremsen den Fortschritt. Gleichzeitig will Musk sich ein Vergütungspaket sichern, das ihn zum ersten Billionär der Geschichte machen könnte. Die Aktionäre durchschauen das Spiel: Während Musk von Robotern schwärmt, fällt der Aktienkurs.

Für Investoren stellt sich die Frage: Folgen sie Musks Visionen oder fordern sie endlich konkrete Ergebnisse im Kerngeschäft? Die Abstimmung am 6. November wird zum Lackmustest für Musks Einfluss auf „sein“ Unternehmen.

Häufig gestellte Fragen

  • Ist Teslas Fokus auf humanoide Roboter wirtschaftlich sinnvoll?
    Aktuell nicht. Während das Kerngeschäft mit E-Autos unter Druck steht, fließen Milliarden in eine Technologie ohne bestehende Lieferketten und mit unklarem Marktpotenzial. Investoren sollten kritisch hinterfragen, ob diese Strategie kurz- und mittelfristig Rendite bringen kann.
  • Wie realistisch ist Musks Zeitplan für die Roboter-Massenproduktion?
    Äußerst ambitioniert. Die angekündigte Produktionskapazität von einer Million Robotern bis Ende 2026 erscheint angesichts der technischen Herausforderungen kaum realisierbar. Selbst grundlegende Komponenten wie Roboterhände stellen noch „schwierige technische Herausforderungen“ dar.
  • Welche Auswirkungen hätte Musks neues Vergütungspaket auf Tesla?
    Das Paket würde Musks Einfluss erheblich stärken und ihn zum ersten Billionär der Geschichte machen. Gleichzeitig bindet es die Vergütung an ambitionierte Meilensteine, die Tesla zu Wachstum zwingen könnten – allerdings mit dem Risiko, dass unrealistische Ziele verfolgt werden.
  • Wie sollten Anleger auf Teslas Strategiewechsel reagieren?
    Anleger sollten zwischen Musks visionären Ankündigungen und der tatsächlichen Geschäftsentwicklung unterscheiden. Die Kernfrage: Kann Tesla im harten Automarkt bestehen, während gleichzeitig Milliarden in Zukunftstechnologien fließen? Wer an Musks langfristige Vision glaubt, sollte Volatilität einkalkulieren.
  • Werden autonome Fahrzeuge oder humanoide Roboter zuerst marktreif?
    Die Technologie für autonomes Fahren ist deutlich weiter entwickelt und könnte früher kommerziell erfolgreich sein. Während Robotaxis bereits in begrenzten Gebieten getestet werden, stecken humanoide Roboter noch in den Kinderschuhen. Für Tesla wäre eine Priorisierung des autonomen Fahrens wirtschaftlich sinnvoller.

Quellen: „Business Insider“, „Tagesschau“, „Handelsblatt“