Business & Beyond Frankfurt Finance & Future Summit: Lagarde unterstützt europäische Börse

Frankfurt Finance & Future Summit: Lagarde unterstützt europäische Börse

EZB-Präsidentin bemängelt große Zahl an Handelsplätzen, fordert einheitliche Regeln und eine zentrale Aufsicht. Frankfurt könnte Standort sein.

Europas Vielfalt ist oft eine Stärke. Beim Finanzmarkt ist sie eher ein Hindernis. Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), fordert die EU auf, mehr für einen einheitlichen Finanzmarkt zu tun. Sonst fehlen wichtige Milliarden für die Zukunft. Vor allem die kleinteilige Börsenlandschaft sieht sie als Problem an.

2023 habe es 295 einzelne Handelsplätze und 32 zentrale Verwahrstellen gegeben, sagte Lagarde beim Frankfurt Finance & Future Summit der WEIMER MEDIA GROUP. Das sei etwas, das die Politik angehen und konsolidieren müsse.

Fragmentierte Märkte kosten Europa Milliarden

„Die Fragmentierung entziehe dem Markt Liquidität, mache Europa weniger attraktiv für Börsengänge und dränge unsere Firmen dazu, Kapital außerhalb der EU zu suchen“, sagt die EZB-Präsidentin. Die Folge: Es sei das erste Mal seit 20 Jahren, dass in den USA an zwei Börsen (New York Stock Exchange und Nasdaq) mehr Firmen notiert seien als an allen in der EU.

Besonders problematisch: „Gerade jetzt ist die Finanzbranche wichtiger, denn je für Europas Pläne.“ Lagarde nennt die jährlich 450 Milliarden Euro, die die EU jährlich in erneuerbare Energien investieren muss. „Der öffentliche Geldbeutel ist dafür nicht groß genug”, sagt die EZB-Präsidentin. Privates Kapital in großem Umfang ist nötig.

Hinzu kämen noch die jährlich rund 320 Milliarden Euro, die sich aus dem Versprechen der Nato für mehr Verteidigungsinvestitionen ergäben. Ohne eine tiefere finanzielle Integration verpasse die EU eine Gelegenheit riesigen Ausmaßes. „Wenn wir es ernst meinen, müssen wir die Bankenunion vollenden“, sagt Lagarde. „Und wir müssen dieselbe Logik – und schneller – für die Kapitalmärkte: ein Regelwerk, eine Aufsicht und konsolidierte Börsen.“

Lagardes Drei-Punkte-Plan für Europas Kapitalmarkt

Lagarde unterstützt damit die Pläne von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) für eine einheitliche Europäische Börse. „Wir brauchen eine Art European Stock Exchange, damit erfolgreiche Unternehmen wie zum Beispiel Biontech aus Deutschland nicht an die New Yorker Börse gehen müssen“, sagte er vergangene Woche. Auf dem Frankfurt Finance & Future Summit stimmt ihm Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) zu. „Ich unterstütze die Pläne für eine europäische Börse“, sagt der Politiker. „Der Deutschen Börse kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu.“ Genauer: „Der Ort der zentralen Europäischen Börse muss natürlich hier am zentralen Finanzplatz sein.“ Das Unternehmen betreibt mit der Frankfurter Börse den wichtigsten Handelsplatz der EU.

Auch Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) und Bundesbank-Präsident Joachim Nagel unterstützen die Idee. Allerdings ist kein Börsenbetreiber in staatlicher Hand, die Unternehmen müssten schon selbst über ein Zusammengehen entscheiden.