Business & Beyond Grenzen dicht! So läuft Dobrindts neue Asylwende in der Praxis

Grenzen dicht! So läuft Dobrindts neue Asylwende in der Praxis

Nach 3524 Tagen Willkommenspolitik setzt Deutschland auf verschärfte Grenzkontrollen. Wie die neue Weisung von Innenminister Dobrindt an vier Brennpunkten umgesetzt wird – und welche Wirkung sie zeigt.

Die Bilder gleichen sich an allen deutschen Außengrenzen: Uniformierte Bundespolizisten mit Maschinenpistolen, quergestellte Einsatzwagen, Blaulicht-Gewitter und eilig errichtete Kontrollzelte. Seit Mittwoch hat Deutschland seine Grenzen zu Polen, Frankreich, der Schweiz und Österreich stärker im Visier. Der frisch ernannte CSU-Innenminister Alexander Dobrindt hat eine neue Ära eingeläutet – die Asylwende nach mehr als 3500 Tagen, in denen das Wort „Asyl“ praktisch als Passepartout für die Einreise nach Deutschland galt. Die Bundespolizei wurde massiv verstärkt: 11.000 reguläre Beamte werden durch 3000 zusätzliche Kräfte unterstützt, die Schichten auf 12 Stunden verlängert und das Kontingent der Bereitschaftspolizei auf 12 Hundertschaften verdoppelt. Ein Kraftakt, der die Frage aufwirft: Funktioniert die neue Abschottung in der Praxis?

Frankreich: Hochfahren auf Maximum

An der „Goldenen Bremm“ bei Saarbrücken, dem größten Grenzübergang zwischen Frankreich und Deutschland, herrscht Ausnahmezustand. Schwer bewaffnete Bundespolizisten winken gezielt verdächtige Fahrzeuge heraus – vor allem Kleintransporter und vollbesetzte PKW mit französischen Kennzeichen. Bis zu zehn Beamte kontrollieren gleichzeitig auf zwei Spuren, während in den Einsatzbussen dahinter Verstärkung sitzt.

Die Erfolge lassen nicht lange auf sich warten: Um 15:30 Uhr erwischen die Grenzer einen 22-jährigen Afrikaner ohne gültige Papiere. Fünf Beamte führen ihn zur Befragung ab. Das Ergebnis steht bereits fest: „Der darf hier nicht sein“, erklärt ein Beamter knapp. Die Zurückweisung nach Frankreich ist beschlossene Sache.

Während die französischen Wachen wegen des Feiertags zum Sieg über Nazi-Deutschland verwaist sind, arbeiten die deutschen Beamten am Limit. „Für uns werden das jetzt für Wochen gigantisch lange Tage mit 11-Stunden-Schichten“, verrät ein Bundespolizist hinter vorgehaltener Hand.

Schweiz: Diplomatische Verstimmungen

In Weil am Rhein, einem der Hotspots für illegale Einreisen, konzentrieren sich die Kontrollen auf die Straßenbahn-Linie 8 zwischen Basel und dem deutschen Grenzort. Jeder Fahrgast wird von Bundespolizisten überprüft, während Fußgänger, Radfahrer und Autos bislang weitgehend unbehelligt passieren können.

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