Business & Beyond Insolvent: Wie Retouren DefShop in die Pleite treiben

Insolvent: Wie Retouren DefShop in die Pleite treiben

Der Berliner Streetwear-Händler DefShop ist insolvent. Kunden berichten seit Monaten von nicht erstatteten Retouren und unerreichbarem Kundenservice – ein Warnsignal, das zu spät erkannt wurde.

Die Insolvenz des Berliner Streetwear-Händlers DefShop markiert das Ende einer Entwicklung, die sich durch zahlreiche Kundenbeschwerden bereits ankündigte. Am Amtsgericht Darmstadt wurde ein entsprechendes Verfahren eröffnet, wie laut „Verbraucherzentrale.de“ aus dem Insolvenzportal der Gerichte hervorgeht. Der einst populäre Anbieter für Urban- und Hip-Hop-Mode hatte offenbar schon länger mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, während Kunden zunehmend über ausbleibende Rückerstattungen klagten.

Verbraucherzentralen schlugen früh Alarm

Die Probleme bei DefShop waren den Verbraucherschützern bereits vor der offiziellen Insolvenz bekannt. Zwischen Januar und Juli 2025 registrierten die Verbraucherzentralen bundesweit etwa 700 Beschwerden.

Der Hauptkritikpunkt: Trotz ordnungsgemäßer Rücksendungen und sogar Retourenbestätigungen blieben Rückzahlungen aus. Ein Nutzer schildert auf „Trustpilot“ seine Erfahrung: „Ich warte seit Mai auf mein Geld und wurde immer wieder angelogen, dass sie im Umbau wären und sich die Rückzahlung verzögert.“.

Kundenservice praktisch nicht existent

Parallel zu den Rückzahlungsproblemen verschlechterte sich auch die Erreichbarkeit des Kundenservice dramatisch. „Absolute Katastrophe, wenn es um Retouren, Kund:innen Service und Erreichbarkeit geht“, fasst ein Nutzer auf „Trustpilot“ zusammen.

Auf „Reddit“ berichten Kunden von technischen Problemen: „Ich komme einfach nicht ins Retourencenter rein. Von DefShop habe ich inzwischen schon dreimal die gleiche E-Mail bekommen, aber der Link darin funktioniert nicht.“.

Vorläufiges Insolvenzverfahren mit unklarem Ausgang

Seit Anfang Oktober läuft das Insolvenzverfahren unter Leitung des vorläufigen Insolvenzverwalters Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner, wie „Verbraucherzentrale.de“ dokumentiert.

Ob eine Sanierung möglich ist oder das Unternehmen abgewickelt wird, bleibt offen. Für Kunden mit offenen Forderungen bedeutet dies eine unsichere Wartezeit – die Chancen auf vollständige Rückerstattung stehen bei Insolvenzen traditionell schlecht.

Handlungsoptionen für betroffene Kunden

Wer noch offene Forderungen hat, sollte diese zur Insolvenztabelle anmelden, sobald das Verfahren offiziell eröffnet ist. Laut „Verbraucherzentrale.de“ kontaktiert der Insolvenzverwalter Betroffene in der Regel automatisch.

Wichtig dabei: Alle verfügbaren Belege wie Rechnungen, Zahlungsnachweise und Retourenbestätigungen bereithalten. Von Vorkasse-Zahlungen an DefShop ist dringend abzuraten – das Geld könnte unwiederbringlich in der Insolvenzmasse verschwinden.

Business Punk Check

Die DefShop-Pleite zeigt exemplarisch, wie Online-Händler in der aktuellen Marktlage zwischen steigenden Kosten und sinkender Kaufkraft zerrieben werden. Besonders im Streetwear-Segment, wo die Margen durch starken Wettbewerb und hohe Retourenquoten ohnehin dünn sind, wird die Luft zunehmend dünner. Wer als E-Commerce-Player überleben will, muss Liquidität über alles stellen – ein Grundsatz, den DefShop offenbar ignorierte.

Die Warnsignale waren eindeutig: Ein funktionierender Retourenprozess ist kein Nice-to-have, sondern überlebenswichtig. Für andere Händler sollte der Fall eine klare Lektion sein: Wenn Kunden massenhaft über ausbleibende Rückzahlungen klagen, ist der finanzielle Kollaps meist nicht mehr weit. Die kommenden Monate werden zeigen, ob weitere Fashion-Retailer diesem Muster folgen.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie erkenne ich frühzeitig, ob ein Online-Shop in finanziellen Schwierigkeiten steckt?
    Alarmsignale sind verzögerte Rückerstattungen, plötzlich eingeschränkte Zahlungsoptionen, drastisch reduzierte Lagerbestände und ein schwer erreichbarer Kundenservice. Prüfen Sie vor größeren Bestellungen unbedingt aktuelle Kundenbewertungen auf Plattformen wie Trustpilot oder Google.
  • Welche Rechte haben Kunden, die noch auf Rückzahlungen von DefShop warten?
    Betroffene müssen ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden, sobald das Verfahren offiziell eröffnet ist. Sichern Sie alle Belege wie Rechnungen, Zahlungsnachweise und Retourenbestätigungen. Die Chancen auf vollständige Erstattung sind bei Insolvenzen allerdings gering.
  • Welche Zahlungsmethoden bieten bei Online-Shops die größte Sicherheit?
    Zahlung per Rechnung oder Lastschrift bietet den besten Schutz, da das Geld erst nach Warenerhalt fließt. PayPal mit Käuferschutz ist eine gute Alternative. Kreditkartenzahlungen ermöglichen zumindest Chargebacks. Vorkasse sollte bei unbekannten Shops grundsätzlich vermieden werden.
  • Wie wirkt sich die DefShop-Pleite auf den deutschen Streetwear-Markt aus?
    Der Markt wird sich weiter konsolidieren, wobei finanzstarke internationale Player und spezialisierte Nischenanbieter profitieren dürften. Für den Mittelstand im Fashion-E-Commerce wird das Umfeld noch herausfordernder – wer nicht durch Alleinstellungsmerkmale oder exzellenten Service punktet, gerät unter Druck.

Quellen: „Verbraucherzentrale“, „Reddit“, „deutsche-startups.de“, „trustpilot“