Business & Beyond Jimdo-ifo-Daten zeigen Einbruch: Selbstständige verlieren Vertrauen in Politik und Banken

Jimdo-ifo-Daten zeigen Einbruch: Selbstständige verlieren Vertrauen in Politik und Banken

Der „Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex“ zeigt: Selbstständige stecken in der Krise. Geschäftsklima auf -19,8 Punkte abgerutscht, Kredite schwer zu bekommen, politische Unterstützung fehlt. Ausgerechnet jetzt.

Die Zahlen sind alarmierend: Das Geschäftsklima unter Deutschlands Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen ist im September auf -19,8 Punkte abgestürzt. Laut „Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex“ markiert dieser Wert einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vormonat (-13,8 Punkte). Besonders beunruhigend: Sowohl die aktuelle Lageeinschätzung (-15,1) als auch die Zukunftserwartungen (-24,3) haben sich massiv verschlechtert. Ein Stimmungstief, das die gesamte Wirtschaft erfasst hat.

Kreditklemme trifft Selbstständige besonders hart

Die Finanzierungslage für Kleinstunternehmer verschärft sich dramatisch. Wie der „Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex“ zeigtt, bewerten inzwischen 45,1 % der kreditverhandelnden Selbstständigen die Vergabepraxis als restriktiv – ein steiler Anstieg vom Vorquartal (34,9 %).

Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft liegt dieser Wert bei nur 29,1 %. Die Kreditklemme trifft ausgerechnet jene, die am wenigsten Reserven haben. Dennoch: auch in der Gesamtwirtschaft trübte sich das Geschäftsklima ebenfalls ein:. Nach fünf Anstiegen in Folge sank der Index von minus 5,7 auf minus 8,3 Saldenpunkte. „DieHoffnung auf wirtschaftliche Erholung erhielt damit einen deutlichen Dämpfer“, sagt Katrin Demmelhuber vom ifo Institut.

Politische Fehlsteuerung beschleunigt Niedergang

„Die Zahl der Selbstständigen wird 2025 auf rund 3,66 Millionen und 2026 auf 3,62 Millionen zurückgehen – der niedrigste Stand seit 1992“, warnt Matthias Henze, CEO von Jimdo.

Gleichzeitig plant die Regierung eine Aktivrente, bei der angestellte Rentner 2.000 Euro monatlich steuerfrei dazuverdienen können, während selbstständige Rentner voll besteuert werden. Andreas Lutz vom VGSD bezeichnet dies als „verheerendes Signal“, das den Niedergang der Selbstständigkeit in Deutschland weiter beschleunigen werde.

Branchencheck: Fast überall Talfahrt

Die Stimmung sinkt branchenübergreifend. Wie der Bericht dokumentiert, ist besonders der Einzelhandel betroffen, wo Umsätze vielerorts unter Vorjahresniveau liegen.

Im Dienstleistungssektor rutscht der Klimaindikator ebenfalls deutlich ins Minus. Einzig Werbung/Marktforschung bleibt stabil, während Kreativberufe sogar leichte Verbesserungen verzeichnen – rare Lichtblicke in einem ansonsten düsteren Gesamtbild.

Business Punk Check

Die Zahlen offenbaren ein systematisches Versagen der Wirtschaftspolitik gegenüber dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Während Konzerne mit Milliardenhilfen gestützt werden, lässt man 3,6 Millionen Selbstständige im Regen stehen. Die geplante Aktivrenten-Regelung ist der nächste Schlag ins Gesicht: Angestellte Rentner dürfen 2.000 Euro steuerfrei dazuverdienen, Selbstständige werden zur Kasse gebeten. Diese Ungleichbehandlung ist nicht nur ungerecht, sondern wirtschaftspolitischer Selbstmord.

Der „Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex“ sollte als Weckruf verstanden werden: Ohne Selbstständige gibt es keinen nachhaltigen Aufschwung. Wer jetzt nicht handelt, riskiert den Verlust einer ganzen Unternehmergeneration. Die Politik muss endlich aufhören, Selbstständige als Hobby-Unternehmer zu behandeln und stattdessen echte strukturelle Verbesserungen schaffen – von fairer Besteuerung bis zu erleichtertem Kreditzugang.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie stark ist die aktuelle Krise der Selbstständigen im historischen Vergleich?
    Die aktuelle Entwicklung ist historisch bedenklich. Mit einem prognostizierten Rückgang auf 3,62 Millionen Selbstständige bis 2026 steuern wir auf den niedrigsten Stand seit 1992 zu. Die Kombination aus schlechter Stimmung, Kreditklemme und politischer Benachteiligung ist in dieser Form beispiellos.
  • Welche konkreten Maßnahmen könnten die Situation für Selbstständige kurzfristig verbessern?
    Sofortmaßnahmen müssten bei der Gleichbehandlung bei der Aktivrente ansetzen, spezielle Kreditprogramme für Kleinstunternehmen schaffen und bürokratische Hürden abbauen. Besonders wichtig: Ein vereinfachtes Steuerrecht für Selbstständige mit Umsätzen unter 100.000 Euro jährlich.
  • Welche Branchen bieten trotz Gesamtkrise noch Chancen für Selbstständige?
    Kreativberufe und der Bereich Werbung/Marktforschung zeigen als einzige positive Signale. Zukunftschancen liegen zudem in digitalen Dienstleistungen, spezialisierter B2B-Beratung und nachhaltigen Geschäftsmodellen, die weniger konjunkturabhängig sind.
  • Wie können Selbstständige die Kreditklemme umgehen?
    Alternative Finanzierungswege wie Crowdfunding, Mikrokredite von spezialisierten Anbietern oder strategische Partnerschaften mit größeren Unternehmen gewinnen an Bedeutung. Auch Förderprogramme auf Länderebene bieten oft bessere Konditionen als klassische Bankkredite.
  • Was bedeutet der Rückgang der Selbstständigkeit für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
    Ein Rückgang der Selbstständigkeit schwächt Innovation, Flexibilität und lokale Wirtschaftskreisläufe. Langfristig drohen Fachkräftemangel in spezialisierten Bereichen, weniger Wettbewerb und eine verstärkte Abhängigkeit von Großunternehmen – mit negativen Folgen für die gesamte Volkswirtschaft.

Quellen: „Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex