Business & Beyond Konjunktur-Comeback: Deutscher Wirtschaftsmotor springt langsam an

Konjunktur-Comeback: Deutscher Wirtschaftsmotor springt langsam an

Export-Boost durch Zoll-Angst

Besonders auffällig: Die deutschen Exporte legten im Vergleich zum Vorquartal um 3,2 Prozent zu. Dabei stachen pharmazeutische Erzeugnisse sowie Kraftfahrzeuge und -teile mit Ziel USA hervor. Experten vermuten hier einen paradoxen Effekt der Handelsspannungen: Vorzieheffekte im schwelenden Zollkonflikt mit den USA dürften zu dieser positiven Entwicklung beigetragen haben. Unternehmen liefern verstärkt Waren aus, bevor mögliche Zollschranken die Exporte verteuern.

Auch die privaten Konsumausgaben zeigen mit einem Plus von 0,5 Prozent eine erfreuliche Entwicklung. Nach langer Kaufzurückhaltung scheinen die Verbraucher ihre Geldbörsen wieder etwas weiter zu öffnen.

Bremsspuren im Dienstleistungssektor

Doch nicht alle Indikatoren zeigen nach oben. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft sank im Mai auf 48,6 Punkte – ein Fünfmonatstief und ein Wert unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Besonders belastend wirkt die beschleunigte Talfahrt im Dienstleistungssektor, der lange als Konjunkturstütze galt.

Diese widersprüchlichen Signale verdeutlichen die Fragilität des aktuellen Aufschwungs. Die Wirtschaftsweisen rechnen für 2025 weiterhin mit einer Stagnation und sehen die Konjunktur „in einer ausgeprägten Schwächephase“. Erst 2026 erwarten die Regierungsberater einen BIP-Zuwachs von 1,0 Prozent.

Zögerliche Erholung mit Risiken

Die deutsche Wirtschaft steht an einem Wendepunkt. Die jüngsten Daten nähren die Hoffnung auf eine allmähliche Erholung, doch der Aufschwung bleibt fragil. Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank entfaltet offenbar erste positive Wirkungen, während die Deeskalation im Zollstreit mit den USA und mögliche Wachstumsimpulse durch die neue Bundesregierung für vorsichtigen Optimismus sorgen.

Dennoch bleiben erhebliche Risiken: Die strukturellen Probleme des Wirtschaftsstandorts sind nicht gelöst, die geopolitischen Unsicherheiten bestehen fort, und die Schwäche im Dienstleistungssektor könnte sich als hartnäckiger erweisen als gedacht. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die deutsche Wirtschaft tatsächlich nachhaltig auf Erholungskurs einschwenkt oder ob die aktuellen Hoffnungsschimmer nur ein kurzes Aufflackern vor dem nächsten Abschwung sind.

Quellen: Statistisches Bundesamt, Ifo, Tagesschau, Bild

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