Business & Beyond Norwegen vs. Elon Musk: Billionen-Poker um die Zukunft der Mobilität

Norwegen vs. Elon Musk: Billionen-Poker um die Zukunft der Mobilität

Der norwegische Staatsfonds rebelliert gegen Elon Musks Billionen-Vergütungspaket bei Tesla. Doch trotz der Kritik des Großaktionärs stehen die Chancen gut, dass der E-Mobilitäts-Pionier seinen Willen bekommt.

Eine Billion Dollar für einen Mann – so viel könnte Elon Musks neues Vergütungspaket bei Tesla wert sein. Der norwegische Staatsfonds, immerhin siebtgrößter Anteilseigner des E-Auto-Pioniers, stemmt sich jetzt gegen diese beispiellose Summe. Auf der Hauptversammlung am Donnerstag will der Fonds mit Nein stimmen. Doch die Würfel scheinen bereits gefallen zu sein – zugunsten des Tech-Visionärs.

Billionen-Poker um die Zukunft der Mobilität

„Wir würdigen zwar die beträchtliche Wertschöpfung unter der visionären Führung von Herrn Musk, sind aber besorgt über die Gesamtgröße der Vergütung“, erklärt die Norges Bank Investment Management (NBIM) laut „Spiegel“. Der Fonds, der rund 1,12 Prozent der Tesla-Anteile hält, sieht neben der schieren Größe des Pakets auch Risiken durch die extreme Abhängigkeit von einer Einzelperson.

Nicht zum ersten Mal positioniert sich Norwegen gegen Musks Vergütungspläne. Wie „n-tv.de“ berichtet, stimmte der Fonds bereits 2018 und 2024 gegen ähnliche Pakete. Die Reaktion des Tesla-Chefs damals: Er sagte kurzerhand einen geplanten Besuch in Norwegen ab – ausgerechnet in einem der wichtigsten europäischen Märkte für Elektromobilität.

Autonomes Fahren als Milliarden-Hebel

Das neue Vergütungspaket ist an ambitionierte Ziele geknüpft, die Teslas Position in der Mobilitätsrevolution zementieren sollen. Laut „tagesschau.de“ muss der Autobauer unter anderem eine Million Robotaxis auf die Straße bringen und ebenso viele KI-Roboter ausliefern. Zudem soll die Marktkapitalisierung auf 8,6 Billionen Dollar steigen – mehr als das Fünffache des aktuellen Werts. Der Verwaltungsrat erhöht den Druck auf die Aktionäre.

Ohne das Paket könnte Musk das Unternehmen verlassen, warnt Verwaltungsratsvorsitzende Robyn Denholm. Ein Szenario, das viele Investoren fürchten. Der US-Investor Baron Capital hat bereits seine Zustimmung signalisiert, wie „Spiegel“ meldet.

Niedrige Hürden, hohe Gewinne

Analysten bewerten die Ziele als überraschend niedrig angesetzt. Für mehr als 50 Milliarden Dollar Vergütung müsste Musk nur einen Bruchteil der Vorgaben erfüllen, so „n-tv.de“. Besonders beim Absatzziel liegt die Messlatte deutlich unter den aktuellen Verkaufszahlen: 1,2 Millionen Fahrzeuge pro Jahr würden genügen – eine halbe Million weniger als Tesla 2024 verkaufte.

Ein neues Gesetz am Firmensitz in Texas spielt Musk zusätzlich in die Karten. Es erlaubt dem Großaktionär, mit seinem eigenen Anteil von zwölf Prozent über seine Vergütung abzustimmen, wie „tagesschau.de“ berichtet. Die Annahme des Pakets gilt daher als wahrscheinlich.

Business Punk Check

Der Billionen-Poker um Musk offenbart die Schattenseiten der E-Mobilitäts-Revolution. Während Tesla-Jünger von autonomen Robotaxis träumen, zeigt die Realität: Die Vergütungsziele sind so niedrig angesetzt, dass Musk Milliarden kassieren könnte, ohne echte Innovationssprünge zu liefern. Die Robotaxi-Vision? Technisch noch Jahre entfernt. Die Million KI-Roboter? Existiert bisher nur auf PowerPoint-Folien. Statt echter Mobilitätswende droht ein teurer Personenkult. Für Investoren bedeutet das: Genau hinschauen, welche Ziele wirklich erreicht werden müssen – und ob Tesla ohne Musk tatsächlich wertlos wäre. Die wahre Zukunft der Mobilität entscheidet sich nicht an einer Einzelperson, sondern an skalierbaren Technologien und Infrastruktur.

Häufig gestellte Fragen

  • Wie realistisch sind Teslas Robotaxi-Pläne wirklich?
    Trotz großer Ankündigungen liegt Teslas autonome Fahrtechnologie noch Jahre hinter den Versprechungen zurück. Experten schätzen, dass vollautonome Robotaxis frühestens 2028 in nennenswerter Zahl auf die Straße kommen – und selbst dann zunächst nur in perfekt kartierten Gebieten mit idealen Wetterbedingungen.
  • Lohnt sich ein Investment in Tesla noch, wenn Musk das Unternehmen verlassen sollte?
    Teslas Wert basiert nicht nur auf Musks Persönlichkeit, sondern auf etablierter Technologie, Produktionskapazitäten und Marktposition. Ein Ausstieg würde kurzfristig für Kursturbulenzen sorgen, langfristig könnte eine professionellere Führung jedoch sogar Vorteile bringen. Investoren sollten auf die Fundamentaldaten statt auf den CEO-Kult achten.
  • Welche E-Auto-Hersteller könnten Tesla überholen?
    Chinesische Hersteller wie BYD und NIO sowie die deutschen Premium-Marken holen bei Reichweite und Ladegeschwindigkeit rapide auf. Besonders bei Produktionseffizienz und Batterietechnologie hat BYD Tesla bereits überholt. Für Konsumenten bedeutet das: Vor dem nächsten E-Auto-Kauf lohnt ein breiter Marktvergleich jenseits des Tesla-Hypes.
  • Was kostet der Umstieg auf autonome Mobilität wirklich?
    Die Infrastruktur für autonomes Fahren erfordert Investitionen weit jenseits der Fahrzeugkosten: Hochpräzise Kartierung, 5G-Netze, Sensornetzwerke und rechtliche Rahmenbedingungen. Experten rechnen mit gesellschaftlichen Gesamtkosten von 2 Billionen Dollar weltweit – ein Preis, den weder Musk noch Tesla allein stemmen können.

Quellen: „tagesschau.de“, „Spiegel“, „n-tv.de“