Business & Beyond Projekt BoomerZ: Zwei Generationen, ein Arbeitsmarkt – neue Antworten für neue Zeiten

Projekt BoomerZ: Zwei Generationen, ein Arbeitsmarkt – neue Antworten für neue Zeiten

Die Idee dahinter ist genauso simpel wie effektiv: Die jüngere Generation konserviert und digitalisiert das Wissen und den Erfahrungsschatz der Älteren. In der Praxis bedeutet dies, dass der 17-jährige Berufsanfänger zum Beispiel den erfahrenen Meister bei seinen Tätigkeiten filmt. Das Video wird in einer KI-Pipeline bearbeitet und ein editierbares Textformat daraus erzeugt – mit Filmsequenzen und Erklärungen im Dokument. Die Vorteile liegen auf der Hand: „Natürlich geht es – besonders im industriellen Bereich – um Wissenssicherung“, erläutert Steininger. „Das praxisnahe Erfahrungswissen älterer Fachkräfte bleibt erhalten, auch wenn diese das Unternehmen verlassen oder in Rente gehen.“ Außerdem können neue Mitarbeitende und Auszubildende schneller und gezielter eingelernt und Zeit eingespart werden. Arbeitsabläufe und Problemlösungen müssen nicht jedes Mal neu erklärt werden – der Zugriff auf das Wissen ist direkt und jederzeit möglich. Doch neben diesen Benefits, die dem Unternehmen zugutekommen sorgt diese Art der Annäherung für den direkten Austausch zwischen Jung und Alt und fördert gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung.

Nicht nur im industriellen Umfeld eignet sich dieses Format für die Wissensvermittlung, sondern es kann branchenübergreifend eingesetzt werden: „Von der Industrie, über das Handwerk bis zu Dienstleistern können eine Vielzahl an Betrieben von diesem Ansatz profitieren“, ist Steininger überzeugt. Die Praxis gibt ihm recht: Die Fachkräfte können die erstellten Dokumente bearbeiten; die Sprach- und Textausgabe erfolgen in der jeweiligen Muttersprache. Gleichzeitig kann die junge Generation ihre Bedürfnisse kommunizieren und integrieren – sie will gehört und ernst genommen werden. So wandelt sich ein Monolog in einen generationenübergreifenden Dialog. Beide Generationen arbeiten zusammen, um gemeinsam etwas zu erschaffen.

„Die Boomer Generation hat durchaus die Verantwortung, ihr Wissen weiter- und den Staffelstab damit zu übergeben“, findet Steininger. „Damit kann die Folgegeneration befähigt werden. Sie muss wiederum nicht nur einfach das Erbe antreten, sondern selbst Verantwortung übernehmen.“ Auch deswegen sollten Unternehmen den Ansatz der generationenübergreifenden Zusammenarbeit in den Blick nehmen. Der Erfahrungsaustausch findet dann automatisch und natürlich statt, ohne aufwändig inszenierte Gesprächskreise oder Workshops, die schnell einen Anstrich von Gruppentherapie bekommen und von beiden Seiten als verschwendete Zeit empfunden werden.

Jetzt kann die Generation Z auch in der Zusammenarbeit mit den Boomern erleben, dass sie gebraucht wird und etwas bewegen kann. Steininger: „Ziel ist es, nicht nur Engagement und Motivation zu fördern, sondern auch das Selbstwertgefühl.“ Die ältere Generation kann mit Hilfe der jungen wiederum ihre Berührungsängste gegenüber der Technologie abbauen. Die an Wissen erfahrenen Fachkräfte, die bislang nichts oder wenig mit Digitalisierung und KI zu tun hatten, erhalten damit einen einfachen Zugang zu digitalem Wissen, was ihnen auch jenseits des Berufslebens zugutekommt. So kann ein Know-how-Transfer in beide Richtungen stattfinden.

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