Business & Beyond Super-Apps: Europas digitale Zukunft oder Big-Tech-Albtraum?

Super-Apps: Europas digitale Zukunft oder Big-Tech-Albtraum?

In Asien und Brasilien gehören Super-Apps längst zum Alltag. Während Tech-Giganten wie Musk und Zuckerberg den europäischen Markt ins Visier nehmen, stehen Datenschutz und Wettbewerbsrecht als Bollwerke gegen die digitale Allmacht.

Neun Stunden täglich verbringen Brasilianer durchschnittlich mit einer einzigen App. Was für europäische Verhältnisse nach digitaler Dystopie klingt, ist in weiten Teilen Asiens und Südamerikas längst Realität. Dort erledigen Menschen ihren kompletten Alltag – vom Chatten über Einkaufen bis zum Behördengang – über eine zentrale Plattform. Diese sogenannten Super-Apps haben das Leben von Milliarden Menschen grundlegend verändert. Nun stehen die Tech-Giganten in den Startlöchern, um das Konzept nach Europa zu bringen. Doch der Kontinent wehrt sich – noch.

Die asiatische Erfolgsformel

In China bildet WeChat das digitale Rückgrat für eine Milliarde Menschen. Die App vereint Messaging, Bezahlfunktionen, Shopping und Behördendienste unter einem Dach. Was dort funktioniert, hat auch in Brasilien Fuß gefasst: WhatsApp dient dort nicht nur zur Kommunikation, sondern ermöglicht auch Bankgeschäfte und das Bestellen samt Bezahlung von Waren und Dienstleistungen.

Das Prinzip ist bestechend einfach: Je mehr Lebensbereiche eine App abdeckt, desto unverzichtbarer wird sie. Für Nutzer bedeutet das maximale Bequemlichkeit – ein einziges Login, eine vertraute Oberfläche, nahtlose Übergänge zwischen verschiedenen Diensten. Für die Betreiber bedeutet es etwas anderes: Macht.

Die Tech-Giganten wittern ihre Chance

Diese Aussicht lässt die Augen der Tech-Milliardäre leuchten. Elon Musk arbeitet mit Hochdruck daran, seine Plattform X in eine Super-App zu verwandeln. Die Kooperation mit Visa soll bis Ende 2025 erste Bezahlfunktionen integrieren – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum digitalen Ökosystem nach asiatischem Vorbild.

Auch Mark Zuckerberg will nicht zurückstehen. Der Meta-Konzern positioniert WhatsApp als zentrale Plattform für KI-gestützte Kommunikation und E-Commerce. Die Strategie ist klar: Wer heute schon über Instagram einkauft, soll morgen den gesamten Prozess innerhalb des Meta-Universums abwickeln.

„Für den Anbieter von Super-Apps hat es den großen Vorteil, ich gewinne ein viel umfassenderes Bild über das Konsumverhalten meiner Kunden, kann viel zielgerichtet Angebote unterbreiten und habe dadurch auch deutlich bessere Umsatzperspektiven“, erklärt Chris-Oliver Schickentanz, Technologie-Experte der Capitell AG, gegenüber der ARD-Finanzredaktion.

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