Business & Beyond U-Boot-Power an der Börse: TKMS startet mit Kursexplosion

U-Boot-Power an der Börse: TKMS startet mit Kursexplosion

ThyssenKrupps Marinesparte erobert die Börse mit 60% Kursplus am ersten Tag. Der U-Boot-Spezialist will zum maritimen Rheinmetall werden – mit prallen Auftragsbüchern und staatlicher Rückendeckung.

Deutschlands größter Marineschiffbauer betritt das Börsenparkett – und die Anleger tauchen sofort tief ein. Der Spin-off der ThyssenKrupp-Tochter TKMS startete mit einem Kursfeuerwerk von über 60 Prozent.

Vom Ausgabekurs bei 60 Euro kletterte die Aktie in der ersten Handelsstunde auf über 89 Euro. Ein klares Signal: Die Zeitenwende in der Verteidigungspolitik erreicht nun auch die Kapitalmärkte.

Vom Schmuddelthema zum Börsen-Liebling

Was lange als Randthema galt, steht plötzlich im Rampenlicht. Rüstungsaktien erleben seit dem Ukraine-Krieg einen regelrechten Boom. TKMS folgt damit dem Erfolgsweg von Rheinmetall, dessen Aktienkurs laut n-tv seit Kriegsbeginn um beeindruckende 1700 Prozent gestiegen ist. Der Börsengang von TKMS ist jedoch kein klassisches IPO, sondern ein Spin-off.

ThyssenKrupp behält eine strategische Mehrheit von 51 Prozent, während 49 Prozent der Anteile an die bisherigen Aktionäre verteilt wurden – für je 20 ThyssenKrupp-Aktien gab es einen TKMS-Anteil. „Mit der Börsennotierung schlagen wir ein neues Kapitel auf“, erklärte Konzernchef Miguel López laut Handelsblatt. Der Zeitpunkt könnte kaum günstiger sein: Die geopolitischen Spannungen und steigende Verteidigungsbudgets sorgen für volle Auftragsbücher.

Unterwasser-Champion mit Tradition

Hinter dem Kürzel TKMS verbirgt sich ein maritimes Schwergewicht mit 9100 Beschäftigten und Wurzeln, die bis 1838 zurückreichen. Der Konzern gilt als Weltmarktführer für konventionelle U-Boote mit Brennstoffzellen-Antrieb – eine Technologie, die wochenlange Tauchfahrten ohne Auftauchen ermöglicht.

In Kiel und Wismar entstehen neben U-Booten auch Fregatten und Korvetten für die deutsche Marine und internationale Kunden wie Norwegen, Singapur oder Ägypten. Die Finanzkennzahlen sprechen eine klare Sprache: In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2024/25 erwirtschaftete TKMS einen Nettogewinn von 75,2 Millionen Euro nach 62 Millionen im Vorjahr, wie die Tagesschau berichtet. Besonders beeindruckend ist jedoch das Auftragsvolumen von 18,6 Milliarden Euro, das Arbeit bis in die 2040er Jahre sichert.

Staatliche Kontrolle durch die Hintertür

Anders als beim Rüstungselektronik-Spezialisten Hensoldt verzichtet der Bund auf eine direkte Beteiligung, sichert sich aber durch eine „goldene Aktie“ weitreichende Kontrollrechte. Diese gibt der Bundesregierung laut n-tv ein Vetorecht bei größeren Anteilsverkäufen sowie einen Sitz im Aufsichtsrat – ein cleverer Kompromiss zwischen Kapitalmarktfreiheit und strategischer Kontrolle.

Für ThyssenKrupp bietet die Abspaltung mehrere Vorteile: Der hochverschuldete Konzern wird finanziell entlastet, während TKMS direkten Zugang zum Kapitalmarkt erhält. Zudem könnte die Summe der Einzelbewertungen höher ausfallen als die bisherige Gesamtbewertung – ein klassischer Konglomeratabschlag wird vermieden.

Business Punk Check

Trotz des Börsenhypes bleibt TKMS ein Schwergewicht mit Wendekreis. „TKMS ist kein Schnellboot, sondern ein Ozeanriese“, warnt ein Bloomberg-Analyst laut Handelsblatt. Anders als Panzer oder Sensoren sind U-Boote Einzelprojekte mit jahrelangen Genehmigungsverfahren.

Der wahre Test kommt erst: Kann TKMS in einem fragmentierten europäischen Marinesektor zum Konsolidator werden? Die Bundesregierung träumt von einem „Marine-Airbus“, doch nationale Interessen und industriepolitische Grabenkämpfe stehen dem entgegen. Die Börseneuphorie könnte sich als kurzatmig erweisen, wenn TKMS nicht beweist, dass es auch unabhängig von ThyssenKrupp strategisch navigieren kann.

Häufig gestellte Fragen

  • Kann TKMS tatsächlich zum „maritimen Rheinmetall“ werden?
    Die Voraussetzungen sind gut, aber die Geschäftsmodelle unterscheiden sich fundamental. Während Rheinmetall von Serienproduktion und Munitionsaufträgen profitiert, baut TKMS Einzelprojekte mit längeren Zyklen. Entscheidend wird sein, ob TKMS die europäische Marinekonsolidierung anführen kann.
  • Welche Bedeutung hat die „goldene Aktie“ für Investoren?
    Die staatliche Kontrolle durch die Hintertür schränkt zwar theoretisch die unternehmerische Freiheit ein, bietet aber auch Sicherheit: Großaufträge der Bundeswehr sind praktisch garantiert. Für Anleger bedeutet dies langfristige Planbarkeit bei gleichzeitig begrenztem Übernahmepotenzial.
  • Wie wirkt sich die Abspaltung auf den ThyssenKrupp-Konzern aus?
    Der Mutterkonzern kann sich auf seine Kerngeschäfte konzentrieren und gleichzeitig vom Wertpotenzial der Marinesparte profitieren. Die Strategie der Entflechtung dürfte weitergehen – weitere Spin-offs könnten folgen, um den Konglomeratabschlag zu reduzieren.
  • Welche geopolitischen Risiken bestehen für das TKMS-Geschäftsmodell?
    Exportgenehmigungen für Rüstungsgüter unterliegen politischen Schwankungen. Ein Regierungswechsel oder veränderte außenpolitische Prioritäten könnten das internationale Geschäft beeinträchtigen. Gleichzeitig bietet die NATO-Aufrüstung langfristige Chancen.

Quellen: Handelsblatt, Tagesschau, n-tv