US-Tech-Boom vs. deutsche Wirtschaftsflaute: Der 64-Billionen-Gap

Während US-Tech-Giganten Rekordgewinne einfahren und Börsenwerte in Billionenhöhe erreichen, steckt die deutsche Wirtschaft in der Krise. Der Kontrast offenbart strukturelle Probleme und zeigt, warum Deutschland den Anschluss verliert.

Die Zahlen könnten unterschiedlicher nicht sein: Microsoft katapultiert sich mit einem Börsenwert von vier Billionen Dollar in stratosphärische Höhen, während Volkswagen einen Gewinneinbruch von einem Drittel verkraften muss. Meta steigert seinen Nettogewinn um 38 Prozent, während deutsche Konzerne im Durchschnitt 8,5 Prozent weniger verdienen.

Die aktuellen Quartalszahlen zeichnen ein klares Bild – die US-Tech-Branche feiert eine Party, zu der Deutschland nicht eingeladen ist.

Silicon Valley auf Höhenflug

Die „Magnificent Seven“ – allen voran Microsoft, Apple, Nvidia und Meta – pulverisieren reihenweise Analysten-Prognosen. Microsoft meldete einen Quartalsumsatz von 76,4 Milliarden Dollar, deutlich über den erwarteten 73,89 Milliarden. Besonders beeindruckend: Die Cloud-Plattform Azure wuchs um 34 Prozent auf 75 Milliarden Dollar Jahresumsatz. Noch spektakulärer performt Nvidia. Der Chip-Spezialist verdoppelte seinen Umsatz auf 30 Milliarden Dollar – ein Plus von 122 Prozent im Jahresvergleich. Das Datacenter-Segment explodierte regelrecht mit einem Wachstum von 154 Prozent.

Der KI-Boom macht’s möglich. Auch Meta übertraf alle Erwartungen. Der Konzern steigerte seine Erlöse um 22 Prozent auf 47,5 Milliarden Dollar. Während das Metaverse weiter Milliarden verschlingt – die Reality Labs verloren erneut 4,5 Milliarden Dollar – sprudeln die Werbeeinnahmen. Gleichzeitig investiert Zuckerberg massiv in KI: 14,3 Milliarden Dollar flossen in einen 49-Prozent-Anteil an Scale AI. Selbst abseits der Top-Player boomen US-Tech-Unternehmen. eBay etwa übertraf die Erwartungen deutlich und steigerte seinen Umsatz um 6 Prozent auf 2,73 Milliarden Dollar. Das Werbegeschäft florierte mit 482 Millionen Dollar Einnahmen im Quartal.

Europas Tech- und Wirtschaftskrise verschärft sich

Die Kluft zwischen US-Tech-Giganten und europäischen Unternehmen wird immer größer. Während Meta, Amazon und Microsoft Rekordgewinne einfahren, kämpft die deutsche Wirtschaft mit strukturellen Problemen. Laut „ey.com“ ist SAP mit einem Börsenwert von 354 Milliarden Dollar zwar erstmals das wertvollste europäische Unternehmen, liegt global aber nur auf Rang 27.

Besonders dramatisch zeigt sich die Situation in der Automobilindustrie. Wie „Spiegel“ berichtet, schafft es kein deutscher Autokonzern mehr unter die 300 wertvollsten Unternehmen weltweit. Mercedes-Benz, Volkswagen, BMW und Porsche kommen zusammen auf einen Börsenwert von nur 208 Milliarden Dollar – weniger als ein Viertel des Wertes von Tesla allein (1 Billion Dollar).

Paradebeispiel für die deutsche Misere ist Volkswagen. Der Autobauer verdiente im zweiten Quartal 2025 nach Steuern nur noch 2,29 Milliarden Euro – ein Drittel weniger als im Vorjahr. Die operative Marge fiel auf magere 4,7 Prozent. Hauptursachen: US-Zölle, die allein 1,2 Milliarden Euro zusätzliche Kosten verursachten, und Probleme bei den Premium-Töchtern Audi und Porsche.

Die Gründe für die wachsende Kluft sind vielfältig. Deutschlands Wirtschaft wird von Industrie, Automobilbau und Maschinenbau dominiert – Sektoren, die mit hohen Energiekosten, gestörten Lieferketten und schwächelnder Nachfrage kämpfen. Gleichzeitig fehlt es an digitaler Wertschöpfung. Sieben der zehn ertragsstärksten Unternehmen stammen weltweit aus den USA – kein einziges aus Europa.

Kapitalmarkt als Verstärker

Die Schere öffnet sich auch beim Kapital. Die gigantischen Börsenbewertungen ermöglichen es US-Tech-Firmen, massiv in Zukunftstechnologien zu investieren. Microsoft steckt 30 Milliarden Dollar in neue KI-Rechenzentren, Meta kauft für 14,3 Milliarden Dollar einen KI-Spezialisten.