Business & Beyond VWs Milliardencrash: Porsche zieht den Konzern in die roten Zahlen

VWs Milliardencrash: Porsche zieht den Konzern in die roten Zahlen

Volkswagen verbucht im dritten Quartal einen Verlust von über einer Milliarde Euro. Hauptverantwortlich: Porsches teure Kehrtwende zurück zum Verbrenner, während die Kernmarke VW durch Stellenabbau wieder Fahrt aufnimmt.

Der Wolfsburger Autoriese VW steckt tief in der Krise. Im dritten Quartal 2023 fuhr der Konzern einen Verlust von 1,072 Milliarden Euro ein – ein dramatischer Absturz im Vergleich zum Vorjahresgewinn von 1,56 Milliarden Euro, wie „Bild“ berichtet. Die Zahlen offenbaren die massiven Herausforderungen, vor denen Europas größter Autobauer steht: Während die Kernmarke VW langsam auf Erholungskurs ist, reißt ausgerechnet Premiumtochter Porsche ein Milliardenloch in die Konzernbilanz.

Die Porsche-Misere

Ausgerechnet die Luxusmarke Porsche, sonst verlässlicher Gewinnbringer, entwickelt sich zum größten Sorgenkind. Laut „Spiegel“ verursacht der strategische Schwenk zurück zum Verbrenner enorme Kosten.

Der Sportwagenbauer hatte zuletzt erkannt, dass die Nachfrage nach seinen E-Modellen deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Diese Kehrtwende schlug im dritten Quartal mit fast einer Milliarde Euro zu Buche. Die Stuttgarter argumentieren, man müsse auf „Marktrealitäten und Kundenbedürfnisse“ reagieren – ein Eingeständnis, dass die E-Strategie zu ambitioniert war.

VW-Kernmarke im Aufwind

Während Porsche strauchelt, zeigt die lange kriselnde Kernmarke Volkswagen erste Erholungszeichen.

Der Grund: ein massives Sparprogramm, das bis 2030 mehr als 35.000 Stellen in Deutschland kosten wird – fast ein Viertel der heimischen Belegschaft. Diese harten Einschnitte scheinen erste Früchte zu tragen, wie „Bild“ berichtet.

Absatzzahlen geben Hoffnung

Trotz der finanziellen Talfahrt gibt es auch positive Signale. Der Konzernumsatz stieg in den ersten neun Monaten leicht um 0,6 Prozent auf beachtliche 239 Milliarden Euro, wie „Spiegel“ dokumentiert.

Auch die Auslieferungen entwickeln sich positiv: Im dritten Quartal konnte VW 2,2 Millionen Fahrzeuge an Kunden übergeben – ein Plus von einem Prozent. Bemerkenswert: Ausgerechnet die Elektromodelle sowie die Töchter Škoda und Seat trugen zu dieser Entwicklung bei.

Business Punk Check

Der Strategieschwenk bei Porsche entlarvt das zentrale Dilemma der deutschen Autoindustrie: Man hat auf die falsche Karte gesetzt. Während Tesla und chinesische Hersteller den E-Auto-Markt dominieren, rudert Deutschlands Vorzeigemarke zurück zum Verbrenner – und zahlt dafür einen Milliarden-Preis. Die Wahrheit ist: Porsche hat weder die E-Mobilität richtig umgesetzt, noch rechtzeitig die Notbremse gezogen.

Der Mittelweg kostet jetzt am meisten. Für den Gesamtkonzern bedeutet dies einen gefährlichen Balanceakt: Während die Massenmarke VW durch brutalen Stellenabbau saniert wird, muss die Premiumtochter ihre Identitätskrise lösen. Die Frage für Investoren: Ist VWs Transformationsstrategie noch glaubwürdig, wenn selbst die profitabelste Tochter den Kurs nicht halten kann?

Häufig gestellte Fragen

  • Was bedeutet Porsches Verbrenner-Rückkehr für die E-Strategie des VW-Konzerns?
    Porsches Kehrtwende signalisiert eine konzernweite Neubewertung der E-Mobilität. Investoren sollten mit einer flexibleren, weniger dogmatischen Transformationsstrategie rechnen, die stärker auf Kundennachfrage statt auf politische Vorgaben reagiert.
  • Welche Auswirkungen hat der massive Stellenabbau auf den deutschen Mittelstand?
    Zulieferer und Dienstleister im VW-Umfeld müssen mit erheblichen Auftragsrückgängen rechnen. Besonders mittelständische Betriebe sollten ihre Abhängigkeit vom VW-Konzern reduzieren und Geschäftsmodelle diversifizieren.
  • Wie können Investoren vom aktuellen VW-Umbau profitieren?
    Statt auf den Gesamtkonzern zu setzen, lohnt ein differenzierter Blick auf einzelne Marken. Škoda und Seat zeigen überraschend positive Entwicklungen, während die Kernmarke VW durch Kostenreduktion attraktiver wird. Porsche bleibt kurzfristig ein Risikofaktor.
  • Welche Branchen könnten von VWs Strategieschwenk profitieren?
    Zulieferer im Bereich konventioneller Antriebstechnik erhalten eine längere Perspektive, während Batteriehersteller mit verzögerten Absatzsteigerungen rechnen müssen. Software-Unternehmen bleiben relevante Partner, da die Digitalisierung markenübergreifend voranschreitet.
  • Was bedeutet VWs Krise für den Wirtschaftsstandort Deutschland?
    Die Transformation der deutschen Autoindustrie wird langsamer und sozial härter verlaufen als politisch gewünscht. Regionen mit VW-Standorten müssen sich auf strukturelle Veränderungen vorbereiten und alternative Wirtschaftszweige fördern.

Quellen: „Bild“, „Spiegel“