Ruhestand zu zweit: Wenn der Partner plötzlich den ganzen Tag da ist
Der Winter der Beziehung
Die Frankfurter Psychologin Christine Backhaus spricht von den „Jahreszeiten einer Partnerschaft“. Nach Kennenlernen, Familiengründung und beruflicher Hochphase folgt mit dem Ruhestand gewissermaßen der Winter – eine Zeit, in der Paare einen neuen Lebenssinn finden müssen.
„Auch Nähe, Grenzen, Respekt und Bedürfnisse müssen dann wieder neu gespürt und auch ausgehandelt werden“, erklärt Backhaus. Gleichzeitig gilt es, zur Ruhe zu kommen, eigene Interessen zu pflegen und körperliche Einschränkungen zu akzeptieren.
Schmiel beschreibt die Gefahr eines „Dreiklangs des traurigen Rentenschicksals: Die sinnvolle Aufgabe bricht weg, die Beziehung ist zerrüttet, und der Körper macht auch nicht mehr mit.“
Drei Wege in die Zukunft
In dieser Übergangsphase stellt sich die fundamentale Frage: Können wir noch etwas miteinander anfangen? Janina Bühler identifiziert drei mögliche Strategien:
- Näher zusammenrücken durch gemeinsame Projekte – sei es ein Hund, Tangotanzen, ein Musikinstrument oder ausgedehnte Reisen mit dem Wohnmobil.
- Die Trennung – ein Phänomen, das in dieser Lebensphase tatsächlich häufiger vorkommt als viele vermuten.
- Die Balance aus Gemeinsamkeit und Eigenständigkeit – gemeinsame Interessen pflegen, aber gleichzeitig individuelle Projekte verfolgen.
Prävention statt Krisenbewältigung
Rolf Schmiel rät, nicht erst auf die ersten Konflikte im Ruhestand zu warten. „Wenn wir uns erst einmal gegängelt fühlen oder sich der eine nicht akzeptiert oder gesehen fühlt, dann wird es halt schwierig.“
Stattdessen sollten Paare lange vor dem Renteneintritt das Gespräch suchen – entweder mit therapeutischer Begleitung oder durch regelmäßige Reflexion: Wie stellst du dir die gemeinsame Zeit vor? Welche Wünsche hast du? Welche Grenzen akzeptierst du?