Deluxe & Destinations Ruhestand zu zweit: Wenn der Partner plötzlich den ganzen Tag da ist

Ruhestand zu zweit: Wenn der Partner plötzlich den ganzen Tag da ist

Der Übergang in den Ruhestand kann Beziehungen auf die Probe stellen. Wenn jahrzehntelange Routinen wegbrechen, müssen Paare ihre Rollen neu definieren. Wie gelingt das Zusammenleben, wenn man plötzlich rund um die Uhr aufeinander trifft?

Wer kennt es nicht: Seine Zeit Zuhause – ohne Partner – hat seine Vorteile. Man kriegt Sachen erledigt, hat seine Strukturen und kann die bessere Hälfte gerade einfach nicht gebrauchen. Doch daran muss man sich gewöhnen, wenn die Rente ansteht. Der Ruhestand kann zur Belastungsprobe werden, wenn plötzlich beide Partner permanent aufeinander treffen. Die Frage „Was fangen wir jetzt miteinander an?“ steht unausgesprochen im Raum – und mit ihr die Angst vor dem Scheitern einer Beziehung, die jahrzehntelang vor allem durch getrennte Lebenswelten funktionierte.

Wenn die Domänen kollidieren

„Es wird als Eingriff empfunden in die eigene Kontrolle und die eigene Domäne“, erklärt Psychologie-Professorin und Paartherapeutin Janina Bühler von der Uni Mainz, wie „n-tv.de“ berichtet. Nach Jahren etablierter Rollenverteilung schwingt plötzlich ein unausgesprochener Vorwurf mit: „Du hast dich doch früher auch nicht dafür interessiert, wie die Töpfe gestapelt sind.“

Besonders problematisch wird es, wenn der Partner mit Führungsverantwortung im Beruf seine gewohnte Kommandostruktur ins häusliche Umfeld überträgt. „Plötzlich gibt es einen Störfaktor in ihrer Welt. Und das ist der Mann“, beschreibt der Kölner Psychologe Rolf Schmiel das Empfinden vieler Frauen, die sich in ihrem eigenen Territorium kontrolliert fühlen.

Das Brennglas Ruhestand

Doch die Probleme entstehen nicht erst mit dem Renteneintritt – sie werden nur sichtbar. „Das Problem entsteht nicht, wenn einer in Rente geht. Das Problem wird nur sichtbar“, betont Schmiel. Der Ruhestand wirkt wie ein Brennglas auf die Beziehung: Jahrzehnte des Aneinander-Vorbeilebens fallen auf, wenn die berufliche Ablenkung wegfällt.

Die geringe „echte Begegnungszeit“ während des Berufslebens konnte Konflikte lange überdecken. Der Job bot Fluchtmöglichkeiten, separate Lebenswelten konnten nebeneinander existieren. „Jetzt ist man plötzlich aufeinander geworfen“, sagt Bühler. Die ungewohnte Nähe kann paradoxerweise zu Einsamkeit führen, wenn Paare feststellen, dass sie kaum gemeinsame Interessen entwickelt haben.

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