Drive & Dreams Marke, aber kein System – Warum deutsche Autobauer in der digitalen Realität nicht ankommen

Marke, aber kein System – Warum deutsche Autobauer in der digitalen Realität nicht ankommen

Die digitale Transformation der deutschen Automobilindustrie ist weniger eine Frage der Technik – sondern der Denke. Die eigentliche Krise liegt nicht im „Wie“, sondern im „Warum“. Während neue Player aus China und Kalifornien systemisch denken und Plattformen bauen, bleiben die deutschen Traditionsmarken in der Logik der Großflächenkampagne und des Händlerschaufensters stecken.

Digitale Customer Journeys sind keine Imagefilme

Während sich Tesla-User innerhalb von 30 Sekunden vom Instagram-Ad bis zum digitalen Checkout klicken können, führen deutsche Konfiguratoren Nutzer:innen oft durch veraltete Formulare, lokale Händlerportale oder Flash-basierte PDFs mit Ausstattungslisten. Die Folge: Kaufabbrüche, verlorene Leads, Frustration.

Zahlen belegen das:

  • Über 80 % der Auto-Interessierten informieren sich zuerst online, bevor sie überhaupt einen Händler kontaktieren.
  • Über 60 % wünschen sich einen vollständigen digitalen Kaufprozess – inklusive Finanzierung, Zulassung und Lieferung .

Doch viele deutsche OEMs liefern keine durchgängige Experience. Das „Zero Moment of Truth“, also der erste digitale Impuls, verpufft oft in fragmentierten Plattform-Ökosystemen, die weder personalisiert noch messbar sind.

Es geht nicht mehr um „Auto verkaufen“. Es geht um Ökosysteme.

Chinesische Automarken wie BYD, NIO oder XPENG haben das verstanden. Sie verkaufen längst keine Produkte mehr – sondern Services, Experiences, Identitäten.
Der Verkaufspreis ist nur ein Einstiegspunkt in ein System aus:

  • digitalen Kundenkonten,
  • integrierten Mobilitätsdiensten,
  • Echtzeitdaten zur Fahrnutzung,
  • nahtlosen Online-Verträgen,
  • App-basiertem Service und
  • Social-Driven Community Management.

BYD etwa nutzt die e-Platform 3.0 nicht nur als technologische Basis für seine Fahrzeuge – sondern als digitale Plattformlogik, die Produktentwicklung, Software-Updates und Kundenbindung miteinander verzahnt. NIO geht noch weiter: mit NIO House, Battery-as-a-Service, einer aktiven WeChat-Community und datengetriebenen Feature-Releases agiert man wie ein Techkonzern – nicht wie ein OEM.

Und XPENG? Arbeitet mit einem eigenen Betriebssystem, OTA-Updates und einer vollständig integrierten digitalen Verkaufs- und Serviceinfrastruktur – von Live-Kaufberatung bis zur Lieferverfolgung.

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