Drive & Dreams Ich möchte ein … E-Auto kaufen? 

Ich möchte ein … E-Auto kaufen? 

Was ist das für ein mediales Dauergeschwurbel. E-Autos verkaufen sich besonders gut und im nächsten Monat verkaufen sie sich besonders schlecht. So geht das in einer Tour. Und diejenigen, die die Verbrenner lieben? Finden die elektrische Zukunft ganz schrecklich. Uns vom Business Punk wurde das zu blöd. Wir haben uns zwei Autos gekrallt, fuhren mit einem Megane Renault E-Tech EV 60 durchs andalusische Hinterland und donnerten mit einem VW ID.3 durchs Rheinland. Was können die beiden Autos und was nicht? Wie steht es um die E-Mobilität 2025?

Am Anfang erst mal eine wichtige Randnotiz: Ich fuhr fast 16 Jahre lang alte Mercedes C und E Klassen, so aus dem Zeitraum 1989 bis 1996. Das war ein Traum und wollte nicht davon lassen. Vor drei Jahren dann der Wechsel zu einem Lexus Hybrid. Seit der Stunde sollte ich von den alten Mercedes überhaupt nichts mehr hören, keinen Mucks, ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der Lexus Ct 200h verbraucht im Sommer 3,8 und im tiefsten Winter 5,5 Liter Sprit, verbrennt zudem knallsauber. Und hat nen ordentlichen Anzug, wenn‘ s denn mal sein muss. Sonst cruist man im Ecomodus vor sich hin und freut sich wie Bolle, was das für ein tolles Auto ist. In Deutschland erkannten das die Käufer mal wieder nicht, aber die Verkaufszahlen in Nordamerika und auch sonst waren superb. Ich liebe also meinen Lexus, baby.

Dann stehe ich mit meiner Frau bei der Autovermietung Europcar, über die wir später noch mal sprechen müssen, in Malaga am Flughafen und will unbedingt mit einem E-Auto vom Hof reiten. Dabei sagt uns der Mann: Na ja, mit dem Verbrauch im bergigen, andalusischen Hinterland sei es damit nicht so toll. Nein, leider sagt er das nicht. Ich lasse mich natürlich nicht davon überzeugen und so summen wir mit einem Renault Mégane E-Tech Electric EV60 aus dem Parkhaus. Was ist das für ein schönes Auto. Eigentlich mag ich SUVs nicht so gern, aber der sieht fein aus. 400 Kilometer sollen meine Frau und ich damit kommen. Klingt erst mal fair. 

Strom satt …

Wir fahren also zur Bleibe, die in der Nähe von Ronda liegt. Ja, das ist das Dörfchen mit der unglaublichen Schlucht und den mächtigen Brücken und den arabischen Bädern, einer der brutalsten Touri-Hotspots Spaniens. An unserem Ferienhaus angekommen sagt mir das Display, das wir noch Strom für gut 250 Kilometer haben. Gut, also düsen wir fahren nach Malaga, nach Sevilla und Córdoba. Was aber mehr und mehr auffällt? Die Sache mit dem Stromladen ist eine komplette Katastrophe. Was erleben wir nicht alles. Shell? Von der Firma ist jede! einzelne! Ladesäule! kaputt. Jede. Und jene von der Firma Enderola? Die spanische Eigenkreation bekommen wir trotz intensiven Telefonsupport, unterschiedlicher Kreditkarten und Google Wallet nie ans Laufen. Der Knaller auch bei McDonalds im Örtchen Dos Hermanas. Da steht die E-Zapfsäule etwa 20 Meter vor dem Fenster des Drive-Tru-Schalters mitten im Blickfeld und auch auf Nachfrage erklärt die charmante Storemanagerin, dass sie keine Ahnung habe, mit welcher Karte das Dingen funktioniert. Oha, aber danke für die ehrliche Antwort. Und irgendwann werden wir doch nervös. Denn so toll sich der Wagen fährt, so durchdacht dieses Fahrzeug ist, so angenehm das alles gelingt und so bequem die Sitze sind: Wenn der Ladestand nach unten abschmiert, werden die Hände leicht feucht. Wer uns aus der Malaise rettet? Eine US-amerikanisch-deutsche Mischung. Vorhang auf für Lidl. Denn an jedem spanischen Lidl lässt es sich gratis nachtanken. Fantastisch. Warum das bei uns in Deutschland nicht so ist? Ein anderes Thema. 
Der zweite, der uns rettet, ist der irrlichternde Milliardär Elon M. Denn was immer noch nicht in der Masse durchgedrungen ist: Ja, man kann jedes E-Auto, selbst wenn es nicht von Tesla stammt, an fast allen Ladesäulen der Firma nachladen. Das geht rasend schnell, ist aber teuer. Ich erinnere mich an bis zu 70 Cent pro Kilowattstunde. Normalerweise gibt es den Ladestrom in Spanien für 20 Cent. Trotzdem als Retter in der Not …

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