Drive & Dreams Neue Schnellüge: FlixTrain fordert die Deutsche Bahn mit Milliarden-Deal heraus

Neue Schnellüge: FlixTrain fordert die Deutsche Bahn mit Milliarden-Deal heraus

Strategiewechsel mit starken Partnern

Die Investition markiert einen Strategiewechsel für das Unternehmen, das sich bisher als „Asset-Light“-Plattform positionierte und kaum eigene Fahrzeuge besaß. Möglich wurde dieser Kurswechsel durch die neue Eigentümerstruktur: Im vergangenen Jahr stiegen der schwedische Finanzinvestor EQT, Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne sowie mit kleinerem Anteil die Porsche SE bei Flix ein und übernahmen gemeinsam 35 Prozent der Anteile.

„Die Frage der Zweitverwertung der Züge wurde bei der Finanzierung intensiv berücksichtigt“, sagt Schwämmlein. „Für uns ist sie jedoch nicht so relevant, weil wir keine Intention haben, diese Züge wieder zu verkaufen.“ Die Finanzierung erfolgt durch eine Kombination aus Eigenkapital und Krediten – ein Schritt, den das Unternehmen aus eigener Kraft stemmen kann.

Wachstumsmarkt mit politischem Rückenwind

Flix setzt auf einen wachsenden Markt: Laut einer Studie von OC&C wird der deutsche Hochgeschwindigkeitsverkehr auf der Schiene zwischen 2021 und 2030 um 45 Prozent wachsen. Für Europa prognostizieren Experten ein jährliches Wachstum von vier bis fünf Prozent.

Auch politisch gibt es Unterstützung. Der neue Verkehrsminister Patrick Schnieder begrüßt die Investition ausdrücklich: „Dass ein deutsches Tech-Unternehmen in dieser Größenordnung investiert, ist ein starkes Signal für den Schienenmarkt.“ Die Pläne der neuen Regierung, einen Teil des 500-Milliarden-Euro-Sondervermögens in die Schienen-Infrastruktur zu investieren, könnten zudem die Trassenpreise stabilisieren.

Die Flix-Offensive könnte den europäischen Bahnmarkt nachhaltig verändern. Während staatliche Bahngesellschaften traditionell an nationalen Grenzen Halt machen, könnte ein agiles Technologieunternehmen mit einheitlicher Plattform und länderübergreifender Flotte neue Maßstäbe setzen. Die Vision eines nahtlosen europäischen Schienennetzes, das Metropolen verbindet und eine echte Alternative zum Flugverkehr bietet, rückt damit näher. Entscheidend wird sein, ob Flix seine digitale Kompetenz mit zuverlässigem Bahnbetrieb verbinden kann – und ob die Infrastruktur mit dem Tempo der Unternehmensambitionen Schritt halten wird. Die Weichen für einen intensiveren Wettbewerb auf Europas Schienen sind jedenfalls gestellt.

Quelle: Handelsblatt

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