Finance & Freedom Altersarmut explodiert: 30 Prozent mehr Rentner auf Stütze angewiesen

Altersarmut explodiert: 30 Prozent mehr Rentner auf Stütze angewiesen

Die Zahl der Rentner, die Grundsicherung benötigen, erreicht mit über 742.000 Personen ein Allzeithoch. Innerhalb von vier Jahren stieg die Quote um alarmierende 30 Prozent – Experten streiten über die Ursachen.

Die deutsche Rentenpolitik steht vor einem wachsenden Problem. Während die Politik über Rentenniveaus und Finanzierungsmodelle debattiert, offenbart sich eine beunruhigende Realität: Immer mehr Seniorinnen und Senioren können von ihrer Rente allein nicht leben. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen einen dramatischen Anstieg bei der Grundsicherung im Alter – ein deutliches Alarmsignal für die Sozialsysteme.

Rekordwerte bei der Altersarmut

Die Statistik spricht eine klare Sprache: Im März 2025 waren exakt 742.410 Rentnerinnen und Rentner auf die staatliche Grundsicherung angewiesen – ein historischer Höchststand. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 23.080 Personen oder 3,2 Prozent. Besonders alarmierend: Innerhalb von nur vier Jahren kletterte die Zahl der Betroffenen um 172.545 Menschen – ein Plus von 30,3 Prozent seit März 2021.

Kontroverse um die Ursachen

Die Interpretation dieser Zahlen sorgt für Kontroversen. BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht sieht darin ein fundamentales gesellschaftliches Problem: „Es ist ein Skandal, dass immer mehr Rentner auf Sozialhilfe angewiesen sind. Altersarmut ist ein Megaproblem in unserem Land“, erklärt sie gegenüber „Bild“.

Rentenexperte Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg widerspricht dieser Einschätzung vehement. „Das BSW hat keine Ahnung von Statistik“, erklärt er gegenüber dem Blatt. Der Wissenschaftler führt den Anstieg auf drei Faktoren zurück: Die im Vergleich zu anderen Sozialleistungen stärkere Erhöhung der Grundsicherung im Alter, den demografischen Wandel durch die in Rente gehende Babyboomer-Generation sowie die Zuwanderung von Menschen, die nicht ausreichend in die Rentenkasse einzahlen konnten.

Demografischer Druck auf das System

Die Gesamtzahl der Rentenempfänger wächst kontinuierlich. Laut „Destatis“ erhielten 2023 rund 22,1 Millionen Menschen Leistungen aus der gesetzlichen, privaten oder betrieblichen Rente – ein Plus von 121.000 Personen gegenüber dem Vorjahr. Das Gesamtvolumen der ausgezahlten Renten stieg um 4,9 Prozent auf 381 Milliarden Euro.

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