Finance & Freedom Beitrags-Schraube: Sechs Krankenkassen könnten ab Juli die Beiträge erhöhen

Beitrags-Schraube: Sechs Krankenkassen könnten ab Juli die Beiträge erhöhen

Handlungsmöglichkeiten für Versicherte

Kritiker bemängeln zudem die ineffizienten Verwaltungsstrukturen der großen Krankenkassen. Die Kosten für Personal und Verwaltung beliefen sich allein 2023 auf rund 12,6 Milliarden Euro – das entspricht 4,3 Prozent der Gesamtausgaben. Fast jeder zwanzigste Beitrags-Euro fließt somit in die Verwaltung statt in die medizinische Versorgung.

Für Betroffene gibt es immerhin einen Lichtblick: Mit Erhalt der Beitragserhöhungsmitteilung haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht von zwei Monaten. Die sonst übliche Mindestbindungsfrist von zwölf Monaten entfällt in diesem Fall. Ein Wechsel zu einer günstigeren Krankenkasse kann sich finanziell durchaus lohnen.

Allerdings sollten Versicherte nicht nur auf den Beitragssatz schauen, sondern auch die angebotenen Leistungen vergleichen. Beratungsangebote, Bonusprogramme, Zuschüsse zum Zahnersatz oder Präventionskurse können je nach persönlicher Situation wichtige Entscheidungsfaktoren sein.

Politische Lösungsansätze gefordert

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) steht unter Druck. Sie hatte eigentlich signalisiert, dass weitere Beitragsanhebungen vermieden werden sollen. Im Gespräch ist mehr Geld aus dem Bundeshaushalt über den regulären Zuschuss von 14,5 Milliarden Euro hinaus. Doch aktuell sieht es nicht danach aus, dass dieses Versprechen gehalten werden kann.

Der GKV-Spitzenverband fordert schnelle Maßnahmen und schlägt ein Ausgaben-Moratorium für sämtliche Leistungsbereiche vor. „Wir brauchen wieder eine einnahmenorientierte Ausgabenpolitik“, betont der vdek. Das bedeutet, dass die Ausgaben für Krankenhäuser, Arzneimittel oder ambulante Versorgung nur entsprechend der Entwicklung der Einnahmen steigen dürfen.

Die Krise der Krankenkassen wird sich in den kommenden Monaten weiter zuspitzen. Ohne strukturelle Reformen droht eine Fortsetzung der Beitragsspirale. Die schwarz-rote Koalition will nun Kommissionen einsetzen, die Reformvorschläge für eine grundlegende Stabilisierung erarbeiten sollen.

Für Versicherte bedeutet das: Wachsam bleiben und Handlungsoptionen prüfen. Wer von Beitragserhöhungen betroffen ist, sollte das Sonderkündigungsrecht nutzen und Alternativen vergleichen. Gleichzeitig bleibt zu hoffen, dass die Politik endlich wirksame Maßnahmen ergreift, um das Gesundheitssystem nachhaltig zu stabilisieren – bevor die Beiträge tatsächlich „durch die Decke gehen“.

Quellen: merkur.de, infranken.de, stuttgarter-nachrichten.de

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