Finance & Freedom Kehrtwende bei der Sparkasse: Bitcoin-Handel bald für alle Kunden möglich

Kehrtwende bei der Sparkasse: Bitcoin-Handel bald für alle Kunden möglich

Die Sparkassen machen eine überraschende Wende und steigen ins Kryptogeschäft ein. Über die Dekabank soll innerhalb eines Jahres ein Bitcoin-Handelsangebot für Millionen Kunden entstehen – trotz anhaltender Skepsis.

Der Bitcoin erobert die deutsche Bankenlandschaft. Nach jahrelanger Ablehnung vollziehen die Sparkassen nun eine bemerkenswerte Kehrtwende: Der Gesamtvorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) hat beschlossen, seinen rund 50 Millionen Kunden künftig den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu ermöglichen. Ein Schritt, der die zunehmende Legitimität digitaler Währungen im traditionellen Finanzsektor unterstreicht.

Vom Kritiker zum Anbieter

Die Umsetzung erfolgt über die Dekabank, die vollständig im Besitz der Sparkassen steht. Innerhalb der kommenden zwölf Monate soll ein Krypto-Angebot entwickelt werden, das den Kunden den Bitcoin-Handel direkt über die Sparkassen-App ermöglicht. Diese Entscheidung markiert einen deutlichen Strategiewechsel. Noch vor wenigen Jahren betonte der Verband, es sei Aufgabe der Sparkassen, ihre Kunden vor den „unkalkulierbaren Risiken“ von Kryptowährungen zu schützen.

Vorsichtige Annäherung statt Euphorie

Trotz der Öffnung bleibt die Grundhaltung der Sparkassen reserviert. „Kryptowährungen sind hochspekulative Anlagen“, betonte ein DSGV-Sprecher gegenüber ZEIT ONLINE. „Kundinnen und Kunden werden transparent über Risiken – einschließlich eines möglichen Totalverlusts – informiert.“ Eine aktive Bewerbung des neuen Angebots ist nicht geplant. Die Sparkassen reagieren damit primär auf Kundennachfrage und die neue Rechtssicherheit durch die europäische MiCAR-Verordnung.

Teil eines größeren Trends

Die Sparkassen sind nicht allein mit ihrer Neupositionierung. Auch die DZ Bank, Zentralinstitut der rund 700 deutschen Genossenschaftsbanken, kündigte Ende 2024 an, ihren Privatkunden Handel und Verwahrung von Kryptowährungen anzubieten. Diese Entwicklung spiegelt einen globalen Trend wider: Selbst langjährige Kritiker wie JPMorgan-CEO Jamie Dimon, der 2017 noch drohte, Bitcoin-handelnde Mitarbeiter zu entlassen, verteidigt heute das Recht auf Bitcoin-Investments.

Treiber der Legitimierung

Entscheidend für diesen Wandel waren mehrere Faktoren: Die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA, die Errichtung strategischer Bitcoin-Reserven durch die US-Regierung und nicht zuletzt die steigende Nachfrage von Privatkunden. Für etablierte Finanzinstitute wird es zunehmend schwieriger, den Markt zu ignorieren. Die Integration von Kryptowährungen in das klassische Bankensystem könnte die Adoption von Bitcoin weiter beschleunigen und dessen Position als legitime Anlageklasse festigen.

Die Entwicklung zeigt: Der einstige Außenseiter Bitcoin ist dabei, endgültig im Mainstream anzukommen. Was als radikale Alternative zum Bankensystem begann, wird nun schrittweise von eben diesem System integriert – eine Ironie, die Krypto-Puristen kritisch sehen dürften, die aber gleichzeitig die Erfolgsgeschichte von Bitcoin unterstreicht.

Häufig gestellte Fragen zum Thema „Bitcoin bei der Sparkasse“

  • Wann genau kann ich bei der Sparkasse Bitcoin kaufen? Das Angebot soll innerhalb der nächsten zwölf Monate entwickelt werden. Ein genaues Startdatum wurde noch nicht kommuniziert. Kunden sollten mit ihrer lokalen Sparkasse Kontakt aufnehmen, um über den Start informiert zu werden.
  • Welche Kryptowährungen werden neben Bitcoin angeboten? Die Sparkassen haben bisher nur allgemein von „Bitcoin und Kryptowährungen“ gesprochen. Welche spezifischen Coins neben Bitcoin angeboten werden, ist noch nicht bekannt. Wahrscheinlich werden zunächst die marktführenden Kryptowährungen verfügbar sein.
  • Wie sicher ist die Verwahrung der Kryptowährungen bei der Sparkasse? Die Verwahrung erfolgt über die Dekabank. Als reguliertes Finanzinstitut unterliegt sie strengen Sicherheitsanforderungen. Details zum Verwahrungskonzept wurden noch nicht veröffentlicht, aber institutionelle Anbieter setzen in der Regel auf Cold Storage und mehrstufige Sicherheitssysteme.

Quelle: ZEIT ONLINE, Pressemitteilung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Handelsblatt.de