Finance & Freedom Mütterrente III: Erste Auszahlung frühestens 2028 – Was Betroffene jetzt wissen müssen

Mütterrente III: Erste Auszahlung frühestens 2028 – Was Betroffene jetzt wissen müssen

Die von der Merz-Regierung versprochene Mütterrente III lässt auf sich warten. Trotz angekündigter Gesetzesvorlage noch in diesem Jahr warnt die Deutsche Rentenversicherung vor technischen Hürden und einem langen Umsetzungsprozess.

Die Hoffnung auf schnelles Geld müssen Millionen Eltern begraben. Obwohl die Merz-Regierung die Einführung der Mütterrente III als Teil ihres Sofortprogramms angekündigt hat, werden Betroffene deutlich länger auf die erste Auszahlung warten müssen als gedacht. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) bremst die Erwartungen und nennt erstmals einen konkreten Zeithorizont.

Mindestens zwei Jahre Vorlaufzeit nötig

Die technische Umsetzung der Rentenerhöhung erfordert erhebliche Systemanpassungen. „Das heißt, es wird frühestens 2028 zu einer Auszahlung kommen können“, erklärte Anja Piel, Vorsitzende des Bundesvorstands der DRV, bei der Bundesvertreterversammlung in Münster. Die bestehenden Systeme seien für die komplexe Aufgabe nicht ausgelegt.

Besonders problematisch: Eine rückwirkende Auszahlung ab 2026 würde den Prozess zusätzlich verkomplizieren. „Der Aufwand dafür ist nicht zu unterschätzen“, warnte Piel. Bei rund 26 Millionen Versicherten müssten individuelle Verrechnungen mit anderen Rentenansprüchen für jeden einzelnen Monat durchgeführt werden.

20 Euro mehr pro Kind und Monat

Im Kern geht es bei der Mütterrente III um eine Gleichbehandlung aller Eltern bei der Anrechnung von Kindererziehungszeiten. Künftig sollen drei Rentenpunkte pro Kind angerechnet werden – unabhängig davon, ob das Kind vor oder nach 1992 geboren wurde. Bisher erhalten Eltern von vor 1992 geborenen Kindern nur 2,5 Punkte.

Nach aktuellem Stand bedeutet das etwa 20 Euro mehr Rente pro Monat und Kind. Insgesamt profitieren rund zehn Millionen Menschen – mehrheitlich Frauen – von der Neuregelung. Die jährlichen Kosten beziffert die Regierung auf 4,5 Milliarden Euro.

CSU fordert schnellere Umsetzung

Die CSU, für die die Mütterrente ein zentrales Wahlversprechen war, reagiert verärgert auf den späten Auszahlungstermin. „Das kann doch beim besten Willen nicht so schwer sein, die Fälle von vor 1992 herauszufinden“, kritisierte Klaus Holetschek, CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag, gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Er befürchtet einen weiteren Vertrauensverlust in staatliche Institutionen: „Wegen solcher Aussagen bekommen Menschen zunehmend den Eindruck, dass nichts funktioniert in Deutschland.“

Finanzierung aus Steuermitteln – nicht aus Rentenbeiträgen

Die DRV pocht darauf, dass die Mütterrente III vollständig aus Steuermitteln finanziert wird. „Da werden wir ganz genau drauf schauen“, betonte Piel. Die Erhöhung sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und dürfe nicht zu Lasten der Beitragszahler gehen.

Ausblick

Die Umsetzungsprobleme bei der Mütterrente III zeigen exemplarisch die Herausforderungen des deutschen Rentensystems im digitalen Zeitalter. Während politische Versprechen schnell gemacht sind, hinkt die technische Infrastruktur hinterher. Unabhängig von der Mütterrente stehen die Zeichen ohnehin auf steigende Beiträge: Ab 2027 rechnet die DRV mit ersten Erhöhungen auf 18,8 Prozent, 2028 folgt ein Sprung auf 20 Prozent. Bis 2040 könnten die Beiträge auf 21,5 Prozent steigen. Die demografische Entwicklung zwingt das System in eine Transformation, die weit über einzelne Reformprojekte hinausgeht. Für die Betroffenen der Mütterrente bleibt vorerst nur: warten und hoffen, dass die technische Modernisierung der Rentenkasse beschleunigt werden kann.

Quelle: Augsburger Allgemeine, Merkur.de