Finance & Freedom Mütterrente im Sparvisier: 107 Euro weniger für Millionen Frauen

Mütterrente im Sparvisier: 107 Euro weniger für Millionen Frauen

Die Abschaffung der Mütterrente könnte dem Staat 14 Milliarden Euro sparen – auf Kosten von neun Millionen Rentnerinnen. Besonders betroffen: Frauen mit niedrigem Einkommen und mehreren Kindern.

Der Haushaltskollaps der gescheiterten Ampel-Koalition zwingt zur Neuaufstellung der Staatsfinanzen. Während der Haushalt 2025 nach verfassungsrechtlichen Zweifeln und dem Koalitionsbruch komplett neu geplant werden muss, rückt ein brisantes Sparvorhaben in den Fokus: die mögliche Abschaffung der Mütterrente. Eine aktuelle DIW-Studie zeigt jetzt die drastischen sozialen Folgen dieser Maßnahme.

Milliardenersparnis mit sozialer Sprengkraft

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Rund 14 Milliarden Euro könnte der Bundeshaushalt durch die Streichung der Mütterrente jährlich einsparen. Der Preis dafür wäre allerdings hoch. Fast neun Millionen Rentnerinnen würden durchschnittlich 107 Euro monatlich verlieren – ein Minus von 1.284 Euro pro Jahr. Die 2014 eingeführte Regelung verbessert die rentenrechtliche Anerkennung von Erziehungszeiten für Kinder, die vor 1992 geboren wurden.

Armutsfalle für Geringverdienerinnen

Besonders alarmierend: Die Sparmaßnahme würde soziale Ungleichheit massiv verschärfen. „Die Mütterrente rückgängig zu machen, ist nicht nur rechtlich fragwürdig, es hätte auch finanziell erhebliche negative Folgen“, erklärt DIW-Studienautorin Annica Gehlen laut „mainpost.de“. Während die einkommensschwächsten 20 Prozent der Betroffenen mit Einbußen von über acht Prozent rechnen müssten, betrüge der Verlust bei den wohlhabendsten 20 Prozent nur etwa ein Prozent.

Gender Pension Gap würde dramatisch wachsen

Die Abschaffung würde zudem die ohnehin bestehende Rentenlücke zwischen Männern und Frauen weiter aufreißen. Die Gender Pension Gap würde von aktuell 32 auf 39 Prozent ansteigen. Frauen mit mehr als drei Kindern sowie geschiedene Frauen ohne finanziellen Rückhalt durch Partner wären besonders betroffen. Auch das Armutsrisiko von Frauen über 65 Jahren würde signifikant von 19,4 auf 22,3 Prozent anwachsen.

Kurzfristige Ersparnis versus langfristige Folgen

Der ehemalige Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte wiederholt Kürzungen im Sozialbereich gefordert, um die 17-Milliarden-Lücke im Haushalt zu schließen. Die Mütterrente stand dabei im Fokus möglicher Einsparungen. DIW-Experte Johannes Geyer gibt jedoch zu bedenken: „Langfristig sinnvoller wäre es, Ungleichheit und Altersarmutsrisiken schon während der Erwerbsphase anzugehen.“

Systemfrage statt Notfalllösung

Die Debatte um die Mütterrente offenbart ein grundsätzliches Dilemma: Kurzfristige Haushaltssanierung versus langfristige soziale Stabilität. Während die Streichung der Mütterrente die akuten Finanzprobleme lindern könnte, würde sie gleichzeitig die soziale Schieflage im Rentensystem verschärfen. Die nächste Regierung steht vor der Herausforderung, Haushaltskonsolidierung und soziale Gerechtigkeit in Einklang zu bringen – keine leichte Aufgabe in Zeiten knapper Kassen und wachsender gesellschaftlicher Spannungen.

Quelle: Mainpost