Finance & Freedom Rente in der Kritik: Experten sehen drastische Veränderungen voraus

Rente in der Kritik: Experten sehen drastische Veränderungen voraus

Die Rentenerhöhung von 3,74 Prozent ab Juli wirkt großzügig, doch die Geschichte zeigt: Nullrunden sind keine Seltenheit. Ein Sozialverbandsexperte warnt vor dem Ende regelmäßiger Erhöhungen.

Die Zahlen klingen erstmal beruhigend: Ab Juli steigen die Renten um 3,74 Prozent. Ein Rentenpunkt bringt dann 40,79 Euro monatlich statt bisher 39,32 Euro. Doch hinter der scheinbaren Großzügigkeit lauert eine unbequeme Wahrheit. Die Erhöhungen der letzten Jahre waren keineswegs selbstverständlich – und könnten bald Geschichte sein.

Fünfmal auf null: Wenn die Rente einfriert

Die Analyse der letzten 35 Jahre offenbart eine überraschende Erkenntnis: Fünfmal mussten Rentner komplett auf Erhöhungen verzichten. Besonders hart traf es sie zwischen 2004 und 2006, als der Rentenpunkt drei Jahre in Folge bei 26,13 Euro stagnierte. Grund: Die Lohnentwicklung dümpelte bei mageren 0,42 bis 1 Prozent. Auch im Corona-Jahr 2021 blieb die Rentenanpassung aus – trotz eines Lohnwachstums von 3,31 Prozent.

Diese Nullrunden sind kein Zufall, sondern systembedingt. Die Rentenentwicklung ist direkt an die Lohnentwicklung des Vorjahres gekoppelt. Steigen die Löhne kaum oder sinken gar, bleibt auch die Rente auf der Stelle. Aktuell profitieren Rentner vom vergleichsweise starken Lohnwachstum der vergangenen Jahre.

Die 48-Prozent-Garantie wackelt

Momentan greift noch die sogenannte „untere Haltelinie“ – sie garantiert ein Rentenniveau von mindestens 48 Prozent einer Standardrente nach 45 Beitragsjahren im Verhältnis zum Durchschnittsverdienst. Doch diese Garantie läuft aus. Die designierte Koalition aus Union und SPD will das Niveau zwar bis 2031 halten, aber die Umsetzung bleibt unklar.

„Wenn dies nicht geschieht, wird es bald keine Rentenerhöhungen mehr geben“, warnt Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland gegenüber „IPPEN.MEDIA“. Eine düstere Prognose, die besonders jene trifft, die ohnehin am Existenzminimum leben.

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