Finance & Freedom Rente mit 70? Wirtschaftsweiser sieht schwarz – und präsentiert unbequeme Wahrheiten

Rente mit 70? Wirtschaftsweiser sieht schwarz – und präsentiert unbequeme Wahrheiten

Das deutsche Rentensystem steht vor dem Kollaps. Ein Wirtschaftsweiser erklärt, warum selbst die Rente mit 70 nicht ausreicht und welche unbequemen Maßnahmen jetzt diskutiert werden.

Die deutsche Rentenpolitik steckt in einer Sackgasse. Während das Bundeskabinett am 6.

August ein Gesetz für ein stabiles Rentenniveau bei 48 Prozent bis 2031 auf den Weg gebracht hat, warnen Experten vor einer gefährlichen Illusion. Die demografische Zeitbombe tickt lauter denn je: Jede neue Generation ist nur noch zwei Drittel so groß wie die vorherige. Ein klassisches Umlageverfahren kann diese Entwicklung unmöglich auffangen.

Die Rente mit 70 – nur ein Tropfen auf den heißen Stein

Die von CDU-Politikerin Katherina Reiche vorgeschlagene Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre sorgt für hitzige Debatten. „Eine schrittweise Anhebung der Regelaltersgrenze ist eine der wenigen Stellschrauben, die wir haben“, erklärt Wirtschaftsweise Martin Werding laut „Merkur“.

Sie würde den Beitragssatzanstieg für die jüngere Generation dämpfen und gleichzeitig das Rentenniveau stabilisieren. Doch selbst diese drastische Maßnahme reicht nicht aus. Werding betont, dass das Rentenalter und ergänzende Kapitaldeckung allein den beschleunigten Alterungsprozess durch die Babyboomer nicht auffangen können. Die Realität: Deutschland braucht einen Maßnahmen-Mix, der tiefer greift.

Drei unbequeme Lösungsansätze

Der Wirtschaftsweise bringt drei konkrete Vorschläge ins Spiel. Option eins: Eine Umverteilung von Reich zu Arm. Option zwei: Eine Inflationsanpassung der Renten, bei der die Bezüge beim Renteneintritt großzügiger bemessen werden, danach aber nur noch mit der Inflation steigen.

Option drei: Eine Anpassung des Nachhaltigkeitsfaktors, um die Lasten zwischen Jung und Alt gerechter zu verteilen. Aktuell tragen die Jüngeren drei Viertel der Belastung, die Älteren nur ein Viertel. Eine Anpassung auf 50:50 würde das Rentenniveau schneller sinken lassen – mit besonders harten Folgen für Menschen mit niedrigen Renten. „Keine dieser Lösungen ist attraktiv, aber eine davon wird nötig sein“, warnt Werding.

Der „Boomer-Soli“ – Lösung oder Ablenkungsmanöver?

Parallel diskutiert wird der vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung vorgeschlagene „Boomer-Soli“. Wohlhabendere Rentner sollen durch eine Sonderabgabe stärker zur Finanzierung des Systems beitragen. Werding findet den Ansatz, alle Arten von Alterseinkommen einzubeziehen, „bedenkenswert“, warnt aber: Der Boomer-Soli entlastet die Jüngeren nicht und löst das grundlegende Problem nicht.

SPD-Fraktionschefin Bärbel Bas bringt derweil eine Erwerbstätigenversicherung ins Spiel, in die auch Selbstständige und Beamte einzahlen würden. Auch Werding spricht sich für die Integration der Beamten ins gesetzliche Rentensystem aus – allerdings nicht zur finanziellen Rettung, sondern für mehr Transparenz und Reformfähigkeit.

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