Finance & Freedom Rentensystem am Limit: Experte warnt vor Flucht der Leistungsträger

Rentensystem am Limit: Experte warnt vor Flucht der Leistungsträger

Experten vereint in der Kritik

Mit seiner Einschätzung steht Kooths nicht allein. Jochen Pimpertz vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt: „Die neue Koalition steuert in ernsthafte Finanzierungsschwierigkeiten hinein.“ Auch Wirtschaftsweise Veronika Grimm sieht verpasste Chancen, „die gesetzliche Rentenversicherung langfristig zukunftsfest zu machen“.

Die Kritik kommt jedoch nicht nur aus dem wirtschaftsliberalen Lager. Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek bezeichnet das festgeschriebene Rentenniveau von 48 Prozent als „nichts anderes als eine Fortschreibung von Altersarmut“. Ihre Forderung: Das Rentenniveau müsse auf 53 Prozent angehoben werden.

Kuchen vergrößern statt neu verteilen

Kooths plädiert für einen grundlegenden Perspektivwechsel. Statt sich auf ein starres Rentenniveau zu fixieren, müsse die Politik langfristig denken und die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland stärken. Sein Credo: Nicht der Anteil vom Kuchen sollte wachsen, sondern der ganze Kuchen.

Doch genau diese langfristige Perspektive vermisst der Ökonom im aktuellen Koalitionsvertrag. Stattdessen sieht er ein Taktieren auf Zeit – während die demografische Uhr unaufhaltsam tickt.

Die Rentendebatte steht an einem Scheideweg. Kurzfristige Stabilisierungsversuche mögen politisch attraktiv sein, lösen aber nicht die strukturellen Probleme. Eine zukunftsfähige Rentenpolitik muss den Mut haben, über den Tellerrand einer Legislaturperiode hinauszudenken.

Entscheidend wird sein, ob Deutschland seine Wirtschaftskraft nachhaltig stärken kann. Nur mit höherer Produktivität, digitaler Transformation und einer dynamischen Startup-Szene lässt sich der Wohlstand sichern, der letztlich auch die Renten finanziert. Gleichzeitig braucht es Anreize für qualifizierte Fachkräfte, in Deutschland zu bleiben oder herzukommen.

Die Alternative wäre ein schleichender Verlust an Innovationskraft, wenn die produktivsten Köpfe das Land verlassen. Ein Szenario, das weder Junge noch Alte wollen können.

Quelle: Merkur

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