Startup & Scaling Exodus der Innovation: Israels Startup-Szene blutet aus

Exodus der Innovation: Israels Startup-Szene blutet aus

Der Gaza-Konflikt trifft Israels Tech-Branche hart: Erstmals seit über einem Jahrzehnt schrumpft der Sektor, während tausende Fachkräfte das Land verlassen. Ein Wendepunkt für die einstige Startup-Nation?

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Erstmals seit über zehn Jahren verzeichnet Israels Tech-Industrie – lange Zeit das pulsierende Herz der Startup-Nation – einen Rückgang. Zwischen Oktober 2023 und Juli 2024 haben 8.300 Tech-Fachkräfte dem Land für mindestens ein Jahr den Rücken gekehrt. Das entspricht 2,1 Prozent der gesamten Technologiebranche. Gleichzeitig haben rund 1.700 Millionäre ihre Koffer gepackt. Ein Trend, der Fragen aufwirft: Verliert das einstige Silicon Wadi seinen innovativen Glanz?

Talentflucht in Zahlen: Der stille Exodus

Die Israel Innovation Authority liefert beunruhigende Daten: Die Gesamtzahl der Beschäftigten in Israels Hightech-Sektor ist auf 390.847 gesunken – ein Rückgang von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders alarmierend: Allein im Oktober 2023 verließen 1.207 Tech-Spezialisten das Land. Diese Entwicklung markiert eine dramatische Kehrtwende. In der vergangenen Dekade hatte sich die Zahl der Tech-Arbeitskräfte von 213.493 im Jahr 2012 auf fast das Doppelte gesteigert.

Die Daten stammen aus einem Bericht von Henley & Partners und der südafrikanischen Datenanalysefirma New World Wealth, den israelische Medien zitieren. Demnach leben in Tel Aviv und Herzliya, wo 2023 noch 24.300 Millionäre ansässig waren, aktuell nur noch etwa 22.600 wohlhabende Personen. Obwohl der Bericht keine expliziten Gründe für diese Abwanderung nennt, haben israelische Medien diesen Trend bereits mit den wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Auswirkungen des Gaza-Konflikts in Verbindung gebracht.

Globale Verlagerung: Wenn Talente abwandern

Die Verschiebung der Arbeitskräfte zeigt ein bemerkenswertes Muster: Israelische Tech-Unternehmen beschäftigen mittlerweile 440.000 Mitarbeiter im Ausland – gegenüber nur 400.000 im Inland. Bei privat geführten israelischen Technologiefirmen arbeiten 190.000 Menschen in Israel und 242.000 international. Börsennotierte Unternehmen halten lediglich 63.000 Mitarbeiter im eigenen Land, während 199.000 im Ausland tätig sind.

Diese Verteilung variiert je nach Funktion erheblich. Während Vertriebs-, Marketing- und Kundendienstpositionen überwiegend im Ausland angesiedelt sind (75 Prozent), zeigt sich bei Forschungs- und Entwicklungsrollen ein ausgewogeneres Bild mit 52 Prozent der Stellen in Israel. Führungspositionen bleiben mit 64 Prozent vorwiegend im Heimatland. Trotz dieser Verschiebungen erfolgten 59 Prozent der Neueinstellungen israelischer Hightech-Unternehmen 2024 noch immer innerhalb Israels.

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