Tech & Trends Atom-Deal: Meta sichert sich 20 Jahre Nuklearpower für KI-Hunger

Atom-Deal: Meta sichert sich 20 Jahre Nuklearpower für KI-Hunger

Der Facebook-Konzern schließt einen langfristigen Vertrag mit Constellation Energy für Atomstrom aus Illinois. Der Deal rettet ein Kraftwerk und befeuert Metas KI-Ambitionen in Zeiten explodierenden Energiebedarfs.

Die Energiewende in der Tech-Branche nimmt eine überraschende Wendung. Meta greift nach der Atomkraft und sichert sich für die nächsten zwei Jahrzehnte die komplette Stromproduktion eines Kernkraftwerks in Illinois. Der Deal mit Betreiber Constellation Energy markiert einen strategischen Schachzug im Wettrüsten der Tech-Giganten um stabile Energiequellen für ihre wachsenden KI-Imperien.

Atomare Renaissance im Silicon Valley

Was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien, entwickelt sich zum Trend: Die digitale Elite Amerikas entdeckt die Kernkraft neu. Meta reiht sich mit seinem jüngsten Abkommen in eine wachsende Liste von Tech-Unternehmen ein, die auf Nuklearenergie setzen. Die gesamte Leistung des 1121-Megawatt-Kraftwerks fließt künftig in die Rechenzentren des Social-Media-Riesen – ein massives Commitment, das die Zukunft der einst zur Schließung vorgesehenen Anlage sichert.

Hungrige Rechenzentren fressen Megawatt

Der Hintergrund dieser Entwicklung liegt auf der Hand: Künstliche Intelligenz verschlingt Energie in beispiellosen Dimensionen. Das Training komplexer KI-Modelle und deren Betrieb erfordern enorme Rechenleistung, die wiederum gewaltige Strommengen benötigt. Nach Prognosen der Internationalen Energieagentur wird sich der Energiebedarf von KI-Rechenzentren bis 2030 auf 945 Terawattstunden mehr als verdoppeln – ein Verbrauch, der dem jährlichen Energiebedarf ganz Japans entspricht.

Tech-Riesen im Atomfieber

Meta steht mit seiner Nuklearstrategie nicht allein da. Die Branchengrößen haben den Trend längst erkannt und handeln. Microsoft geht noch einen Schritt weiter und lässt durch Constellation Energy sogar einen Reaktor im berüchtigten Atomkraftwerk Three Mile Island reaktivieren – Schauplatz eines der schwersten Atomunfälle der US-Geschichte. Google plant ab 2030 mit Energie aus neuartigen Kleinreaktoren des Entwicklers Kairos Power, während Amazon ebenfalls auf diese zukunftsweisende Technologie setzt.

Grüner Anstrich für graue Energie?

Die Hinwendung zur Kernkraft wirft Fragen auf. Während die Tech-Konzerne ihre Nachhaltigkeitsziele betonen, setzen sie gleichzeitig auf eine Energieform, die zwar CO2-arm, aber nicht unumstritten ist. Der Vorteil für die Unternehmen liegt auf der Hand: Atomkraft liefert zuverlässig Grundlaststrom – unabhängig von Wetterbedingungen und mit minimalen Emissionen. Perfekt für den konstanten, massiven Energiehunger moderner KI-Systeme.

Constellation-Chef Joe Dominguez zeigt sich erfreut über den Deal, der nicht nur die Zukunft des Clinton-Kraftwerks sichert, sondern möglicherweise erst der Anfang einer größeren Entwicklung ist. Er führe bereits Gespräche mit weiteren potenziellen Atomstrom-Kunden, verriet Dominguez, ohne jedoch Details zum finanziellen Volumen des Meta-Abkommens preiszugeben.

Atomkraft als Wettbewerbsvorteil

Die strategische Dimension dieser Entwicklung ist bemerkenswert. In einer Zeit, in der Energiepreise schwanken und Versorgungssicherheit zum kritischen Faktor wird, verschaffen sich die Tech-Giganten durch langfristige Atomstrom-Verträge Planungssicherheit und Kostenkontrolle. Wer seine Energieversorgung für die nächsten Jahrzehnte zu festen Konditionen sichert, gewinnt einen entscheidenden Vorteil im Wettlauf um KI-Dominanz.

Die Rückkehr der Atomkraft in die Strategiepläne der Tech-Elite markiert einen Paradigmenwechsel. Was als pragmatische Lösung für den explodierenden Energiebedarf begann, könnte die gesamte Energielandschaft neu gestalten. Während klassische Energieversorger mit Rentabilitätsproblemen kämpfen, pumpen Tech-Konzerne mit ihren Milliardenumsätzen frisches Kapital in den Nuklearsektor. Diese Entwicklung könnte sogar eine Renaissance der Kernkraft einläuten – diesmal nicht primär für Haushalte, sondern als Treibstoff für die digitale Transformation. Die Frage bleibt: Werden andere Branchen diesem Beispiel folgen und welche Auswirkungen hat dies auf die globalen Klimaziele? Die Antwort wird die Energiepolitik der kommenden Jahrzehnte prägen.

Quellen: Heise, Tagesspiegel, Welt