Europa ruft an: Wie NFON die Cloud-Telefonie neu erfindet

Trotz rauem Konjunkturklima zeigen deutsche Tech-Player, dass Innovation kein Zufall ist. Die Münchner NFON AG beweist mit Cloud-Telefonie, KI-Features – und einem neuen CEO – dass Europas digitale Zukunft längst begonnen hat.

Europa wählt Durchhaltevermögen

Während viele Start-ups straucheln und Tech-Konzerne Belegschaften abbauen, schreibt ausgerechnet ein Münchner Mittelständler eine der stabilsten Erfolgsgeschichten der europäischen Cloud-Wirtschaft: die NFON AG.

In einem Markt, der von US-Unicorns wie Aircall oder RingCentral dominiert wird, setzt NFON auf eine leise, aber nachhaltige Revolution – „Made in Germany“.

Der 87-Millionen-Beweis

2024 erzielte NFON einen Umsatz von 87,3 Millionen Euro, davon knapp 93 Prozent wiederkehrend. Das EBITDA stieg um fast 50 Prozent – ein Wert, von dem viele SaaS-Player nur träumen.

„Wir wachsen nicht um jeden Preis“, sagte der damalige CEO Patrik Heider noch im Frühjahr 2025. „Wir wachsen profitabel.“

Und das funktioniert: Mit über 55.000 Kunden in 15 Ländern und mehr als 665.000 Nebenstellen hat sich NFON als europäischer Gegenentwurf zu den Venture-getriebenen US-Modellen etabliert.

Führungswechsel mit Ansage

Im Oktober 2025 übernahm Andreas Wesselmann, zuvor CTO und langjähriger SAP-Manager, den CEO-Posten. Er tritt die Nachfolge von Heider an, der NFON durch die Sanierungs- und KI-Transformationsphase geführt hatte.

An seiner Seite steht Alexander Beck, neuer CFO und ehemaliger Nemetschek- und MediaMarkt-Manager.

„Wir werden die Innovationskraft von NFON weiter ausbauen und neue Marktchancen erschließen“, sagt Wesselmann zum Amtsantritt. Sein Vertrag läuft gleich bis 2030 – ein klares Bekenntnis des Aufsichtsrats zu Stabilität und Technologie-Fokus.

Cloudya – mehr als nur Telefonie

Das Herzstück von NFON heißt Cloudya. Die Plattform ersetzt nicht nur klassische Telefonanlagen, sondern verbindet Sprach-, Video- und CRM-Kommunikation in einem System.

Über 300 Integrationen – von Salesforce bis HubSpot – machen Cloudya zur Kommunikationszentrale für KMU.

Und: Mit der 2024 übernommenen botario GmbH integriert NFON jetzt KI-gestützte Features wie Anruf-Transkriptionen, Zusammenfassungen oder Sentiment-Analysen – direkt aus Deutschland, DSGVO-konform und BSI-zertifiziert.

Sicherheit statt Show

Während Aircall mit Unicorn-Status und 175 Millionen Dollar ARR glänzt, setzt NFON auf etwas weniger Glamour – dafür auf Vertrauen.

Das Unternehmen ist BSI C5-zertifiziert, hostet ausschließlich in deutschen Rechenzentren und erfüllt sämtliche ISO-27001-Standards.

Gerade im europäischen Mittelstand, wo Datenschutz keine Compliance-Pflicht, sondern Überzeugung ist, ist das der entscheidende USP.

„Datenhoheit ist die neue Währung der digitalen Ökonomie“,

sagt Wesselmann. „Und wir glauben daran, dass sie in Europa bleiben sollte.“

Ein Markt, der erwachsen wird

Deutschland ist längst kein Nachzügler mehr im Cloud-Telefonie-Geschäft. Anbieter wie Placetel (Teil von Gamma Communications), fonial (EnBW-Tochter) oder sipgate aus Düsseldorf ergänzen das Ökosystem mit spezifischen Nischenlösungen – von Webex-Integration bis kostenloser Basis-Telefonie.

Der Wettbewerb ist stark, doch NFON spielt in einer anderen Liga: paneuropäische Reichweite, Mittelstands-Fokus, AI-Roadmap und Sicherheits-Leadership.

Trotz Krise: Wachstum made in Europe

Während Start-ups in London oder New York um neue Finanzierungsrunden kämpfen, steigert NFON seinen Cashflow, hält über 90 Prozent wiederkehrende Umsätze und bleibt profitabel.

Die Strategie „NFON Next 2027“ sieht zweistelliges Wachstum, eine EBITDA-Marge über 15 Prozent und konsequente Automatisierung vor – kein Hype, sondern Handwerk.

Fazit: Der europäische Weg

NFON steht für das, was Europas Tech-Szene oft fehlt: Ausdauer, Vertrauen und technologische Tiefe.

Während US-Player mit Marketingbudgets um Aufmerksamkeit buhlen, baut NFON leise an der Kommunikations-Infrastruktur einer ganzen Wirtschaft.

Kein Unicorn-Glamour, sondern: nachhaltige Cloud-Power aus München.

Oder, wie man bei Business Punk sagen würde:

Old Economy trifft Next Gen Tech – und das mit Durchwahl.