Tech & Trends Internet tot neben der Vodafone-Zentrale: Wie kann das passieren?

Internet tot neben der Vodafone-Zentrale: Wie kann das passieren?

Eine Woche lang haben 93 Menschen neben der Vodafone-Zentrale kein Netz mehr gehabt. Ich auch nicht. Schuld ist ein „lokaler Rückwegstörer“, sagt das Unternehmen. Eine wacklige Steckdose hat offenbar für digitales Zwangsdetox gesorgt.

Ich weiß: Es gibt Menschen, die zahlen viel Geld, damit sie mal so richtig offline sind. Digital Detox ist der Name dieses Knaller-Konzepts. Für mich ist das nichts. Ich mache aus, wann ich will, „Benachrichtigungen ausschalten“ ist so ein Befehl, den ich gut bedienen kann. Umgekehrt will ich online sein, wenn ich will. Tag und Nacht. Für dieses und jenes. Zwangsdetox ist nichts für mich. Netzverbindung ist wie Wasser und Strom im Haus. Und wenn es mir einer abschaltet, möchte ich es vorher wissen. Die Stadtwerke bappen ja auch einen Zettel an die Tür. Mein Vodafone-Anschluss im schönen Düsseldorfer Stadtteil Flingern, etwas zweieinhalb Kilometer Luftlinie von der Unternehmenszentrale entfernt, war dennoch tot. Eine Woche lang.

Und in so einer Woche geht jede Menge ab. Die Kleinste kann Peppa Wutz nicht downloaden. Verschmerzbar, aber für Eltern, die manchmal 5 Minuten für etwas anderes als das Töchterchen brauchen, schmerzlich. Die Größere überlegt zu einer Freundin zu ziehen. Home Office für meine Frau und mich, die wir Jobs haben, die sich nicht zwischen nine to five abspielen? Totalausfall, nachdem sich das Datenvolumen via Hotspot in Echtzeit verflüchtigt hat. Danke KI, dass du so datenhungrig bist, seufze ich.

Der Anruf bei Vodafone landet nach einer Warteschlange beim Chatbot, der montags sagt, man werde sich innerhalb der Woche kümmern und auflegt.  Versuche am Mittwoch, am Freitag, am Wochenende – Fehlanzeige. Kein Netz. Kein gar nichts. Die Kollegen lächeln bereits mitleidig. Er empfehle Elon Musks Starlink, sagte einer. Ich prüfe: Lieferung innerhalb einer Woche, Kosten 50 Euro im Monat, atemberaubende Down und Upload-Geschwindigkeit. 199 Euro kostet das Starter-Kid einmalig. Bevor ich aber Elon machen lasse und wir nach den Sternen greifen, soll das heimatliche Vodafone noch eine Chance bekommen.

Am nächsten Montag der nächste Liveanruf, diesmal bei der Pressestelle, auch da dieser Satz, der so hilflos macht: „Leider sind wir nicht persönlich zu erreichen.“ Ich sende eine Mail hinterher mit der Schilderung des Problems: „Ich frage mich“, schreibe ich um 10.16 Uhr, „wie es sein kann, dass ein Internetanschluss, der inzwischen zur Grundversorgung, wie Strom und Wasser gehört, sich einfach so in Nichts auflösen kann, ohne dass jemand zuständig ist.“

Schwups – das Netz ist wieder da. Es habe eine lokale Einschränkung in einem sehr kleinen Teil des Glasfaserkabelnetzes in Düsseldorf-Flingern vorgelegen, schreibt ein echter Mensch von Vodafone um 14.04 Uhr. 93 Kunden seien beeinträchtigt. Ein lokaler Rückwegstörer sei aktiv gewesen. Dafür könne Vodafone nichts, sondern so ein Störer bestehe aus einem kaputten Stromkabel, einer wacklige Steckdosen oder einem Uralt-Elektrogerät. Hände weg vom Retro-Toaster, denke ich mir. „Die Eingrenzung der Störquelle ist trotz intensiver Messungen meist sehr zeitaufwändig“, schreibt die Pressestelle. Es gibt einen Youtube-Film dazu, der zeigt, wie der Vodafone-Mitarbeiter im roten T-Shirt an der Haustür klingelt und darum bittet mal messen zu dürfen.

Habe ich also was gelernt. Genauer gesagt zwei Dinge: Chatbots helfen doch nicht so wie echte Menschen. Und: Ich werde auf meinem Weg heute Abend nach Hause und sonst auch im Leben auf lokale Rückwegstörer achten müssen.