Tech & Trends Vom TV-Sender zum Super-Streamer

Vom TV-Sender zum Super-Streamer

„Wir sind dabei, uns zum Streamer zu wandeln.“ Markus Breitenecker, Vorstandsmitglied von ProSiebenSat1, beschreibt so die strategische Neuausrichtung des Medienkonzerns. „Wir befinden uns mitten in diesem Prozess.“ Ziel sei, die wegbrechenden Marktanteile im klassischen TV auszugleichen. Zwar erreicht ProSiebenSat1 mit 60 Millionen Zuschauer immer noch doppelt so viele wie Youtube. „Doch das Volumen wächst nicht mehr“, stellt Breitenecker fest. Darum wolle man dem Beispiel von Netflix folgen, wobei sich dieser Anbieter ganz radikal nur noch auf Streamingprodukte konzentriert habe. Diese Rolle übernimmt bei der Sendergruppe die Tochter Joyn.

Der Wandel zur „Superstream-Plattform“ sei schmerzhaft, gibt Breitenecker zu. Das Unternehmen hat erst kürzlich angekündigt, dass rund 430 Vollzeitstellen gestrichen werden. Der Stellenabbau soll sozialverträglich mit einem Freiwilligen-Programm über die Bühne gehen. Hierauf hat sich das Unternehmen den Angaben zufolge mit der Arbeitnehmervertretung geeinigt. Die Effekte des Sparkurses würden besonders im zweiten Halbjahr 2025 sichtbar und beliefen sich für das Gesamtjahr voraussichtlich auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Laut Breitenecker kann der Konzern inzwischen die Verluste aus dem TV-Geschäft mit den Streamingaktivitäten ausgleichen. ProSiebenSat.1 hatte bereits 2023 rund 400 Vollzeitstellen gestrichen. Im vergangenen Jahr hat ProSiebenSat1 mit rund 7000 Beschäftigten einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro verbucht.

Markus Breitenecker bei der DieBusinessPunk 2025 im Rahmen des Ludwig Erhard Gipfels in Gmund am Tegernsee

Bei der Münchener Sendergruppe versucht man den Spagat zwischen Streaming und klassischem TV-Angebot. Dazu gehören auch Nachrichtensendungen, die künftig jederzeit über Joyn abgerufen werden können. Dabei besteht derzeit noch das Problem, dass vor allem jüngere Konsumenten keinen Unterschied bei der Quelle – und folglich der Qualität – machen würden. Dies zu vermitteln sein eine Aufgabe, die man noch zu bewältigen habe, sagt der 58-Jährige Manager. 

Breitenecker sieht weiter noch Bedarf für die klassischen Produktionen. „Reality läuft immer noch gut.“ So würden auch weiter deutsche Formate gedreht. Allerdings sollte man sich überlegen, ob paneuropäischen Produktionen nicht mehr Raum und Schutz eingeräumt werden sollten. Dadurch könnten sie gegen den starken Wettbewerb aus den USA besser bestehen.