Work & Winning Arbeitsmarkt im Wandel: Atypische Jobs auf dem Rückzug

Arbeitsmarkt im Wandel: Atypische Jobs auf dem Rückzug

Der Anteil atypischer Beschäftigungsverhältnisse sinkt in Deutschland kontinuierlich. Fachkräftemangel und strukturelle Veränderungen treiben diesen Trend – mit unterschiedlichen Auswirkungen für Männer und Frauen.

Die deutsche Arbeitswelt durchläuft einen bemerkenswerten Strukturwandel. Befristete Verträge, Minijobs und Zeitarbeit verlieren zunehmend an Bedeutung. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes sank der Anteil atypischer Beschäftigungsverhältnisse auf 17,2 Prozent aller Kernerwerbstätigen. Ein deutlicher Rückgang gegenüber den 22,6 Prozent im Jahr 2010. Die Transformation des Arbeitsmarktes manifestiert sich in konkreten Zahlen: Während die Normalbeschäftigung um fast 4,8 Millionen Stellen wuchs, schrumpfte die atypische Beschäftigung um rund 1,5 Millionen.

Fachkräftemangel als Treiber der Entwicklung

Der anhaltende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zwingt Unternehmen zum Umdenken. „Der aktuelle Wirtschaftsabschwung dämpft zwar den Arbeitsmarkt, aber über längere Zeit sind Arbeitskräfte deutlich knapper geworden“, erklärt IAB-Experte Enzo Weber gegenüber Reuters. Die Folge: Betriebe setzen verstärkt auf unbefristete Übernahmen und reduzieren befristete Einstellungen, um Mitarbeiter langfristig zu binden.

Die Zahlen belegen diesen Trend eindrucksvoll. Der Anteil befristeter Beschäftigter sank seit 2010 von 8,1 auf 5,9 Prozent. Teilzeitbeschäftigungen mit maximal 20 Wochenstunden gingen von 14,1 auf 10,9 Prozent zurück. Besonders markant: Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse schrumpften von 7,2 auf nur noch 4,2 Prozent.

Industriekrise als Beschleuniger

Die aktuelle Schwächephase der deutschen Industrie verstärkt den Rückgang atypischer Beschäftigung zusätzlich. Besonders die Zeitarbeit, die 2017 noch einen Höchststand von 2,5 Prozent erreichte, ist auf 2,1 Prozent geschrumpft. Weber sieht hier einen direkten Zusammenhang: Die Industriekrise sorgte für Abbau der Beschäftigung in der Zeitarbeit.

Gleichzeitig warnt der Arbeitsmarktexperte vor den Schattenseiten dieser Entwicklung: „Mit dieser Krise verschwinden aber auch viele Vollzeitjobs in der Industrie.“ Die Zukunft des Arbeitsmarktes hänge entscheidend davon ab, ob die Transformation der Industrie gelingt und ein neuer Aufschwung folgt.

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