Work & Winning Der „Wolf of Wall Street“ kehrt zurück: Firmen streichen Diversitätsprogramme 

Der „Wolf of Wall Street“ kehrt zurück: Firmen streichen Diversitätsprogramme 

Das Pendel schwingt nun zurück, unübersehbar in den USA, wo Trump den Auftrag seiner Wähler umzusetzen beginnt – und tatsächlich seine Wahlversprechen eines nach dem anderen Realität werden lässt. Der Umschwung begann schon vor Amtsnatritt des neuen, alten Präsidenten. Einige der großen Unternehmen in den USA jedenfalls, die mit erheblichem Stolz und viel PR-Aufwand eigene Abteilungen für DEI aufgebaut hatten samt Diversitätsbeauftragten und besonderem Augenmerk auf sogenannte Benachteiligte bei Beförderungen, schaffen diese Divisionen nach und nach wieder ab. Schon im November 2024 schrieb etwa die New York Post sarkastisch: „Der rassistische Unsinn, der als „Diversity, Equity and Inclusion“ (Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion) bekannt ist, scheint überall zu verlieren – aber man sollte ihn nicht abschreiben, bis auch progressive Demokraten anfangen zu behaupten, dass sie nie wirklich dafür waren“. Die Journalisten machten sich lustig über Firmen wie eben Walmart: Der Handelsgigant hatte im November  angekündigt, seine Gleichstellungsprogramme zu beerdigen. Die Erkenntnis sei gereift, dass man Leute, die einen Rasenmäher oder eine Heckenschere kaufen wollten, nicht mit Lektionen über „transfreundliches“ Verhalten behelligen sollte.  

Und auch in Deutschland kippt die Stimmung in den Medien. „Es gehört zu den neusten Trends unter linken Politologen und Soziologen, die westlichen Gesellschaften auf einem Marsch in die Postdemokratie zu sehen. Keine Analyse könnte falscher sein. Denn nur weil die Linke die Deutungshoheit darüber verliert, was demokratisch ist, ist nicht die Demokratie in Gefahr”, konstatiert der Philosoph Alexander Grau in der Zeitschrift „Cicero”. Die Rückzugsgefechte der quasi-religiösen Überzeugten gehen allerdings nicht ohne Verheerungen einher. Darauf geben die Gleichsetzung einer Partei wie der CDU mit einem Hort des Faschismus einen Vorgeschmack.  

Während die Philosophen streiten, machen Unternehmen Nägel mit Köpfen. Die US-Ausgabe von Aldi Süd hat bereits ausführliche Hinweise auf ihre Diversity-Ziele von den Webseiten entfernt. Wurde dort noch im Januar von DEI-Initiativen und Zielen berichtet, etwa der Unterstützung des „United Negro College Funds“, einer eigenen Bibliothek zum Thema und fünf Inklusionsgruppen, so beschränkt sich der Discounter jetzt auf einen Satz: „Aldi setzt sich für Chanchengleichheit für alle Mitarbeiter und Bewerber ein und trifft angemessene Vorkehrungen für qualifizierte Mitarbeiter und Bewerber mit Behinderung im Einklang mit allen gesetzlichen Anforderungen.“  

Zuvor schon haben Leuchtturm-Firmen wie Google derartige Vorhaben kassiert – erklärtermaßen will Google nun nicht mehr vorrangig Vertreter von Minderheiten in Führungspositionen berufen. Meta, die Muttergesellschaft von Facebook und Instagram, änderte seine Inklusionsziele: Man bemühe sich um Fairness ganz allgemein statt besonderer Programme, so Unternehmenschef Mark Zuckerberg, der daraufhin vor allem in den Sozialen Medien als Opportunist beschimpft wurde. Aber Amazon, McDonald’s, Boeing, Toyota – quer durch alle Branchen wird das Rad gerade zurückgedreht – was die Gegner der woken Gemeinde allerdings so nicht sehen, sondern die Entwicklung als Fortschritt verstehen. Die Wirtschaft hat die Zeichen der Zeit erkannt, könnte man es positiv wenden: „Der Spruch „Go woke, go broke“ macht die Runde, nachdem eine Reihe von Unternehmen die Erfahrung gemacht haben, dass besonders woke Außendarstellung dem Absatz der Produkte unmittelbar schade.  

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