Drei Tage – der Rest ist nice to have.
- Wenn du Gen Z im Start-up oder Konzern erlebst – welche Soft Skills fehlen wirklich? Und welche unterschätzten Stärken dieser Generation übersehen wir chronisch?
Ich sehe Menschen, keine Generationen. Aber ja: Oft fehlt es an gegenseitigem Verständnis und Rücksicht. Was häufig unterschätzt wird: wie schnell die Gen Z denken, handeln und sich einbringen kann – wenn sie will. Da steckt viel Tempo und Potenzial drin. Man muss es nur zulassen – und darf nicht neidisch werden.
- Boomer wollen Ruhe, Millennials Selbstbestimmung, Gen Z Sinn und Feedback in Echtzeit. Du sprichst von „Leadership im Generationenchaos“. Wie führt man ein Team, das sich nicht nur nicht versteht, sondern manchmal auch gar nicht verstehen will?
Ich erlebe das oft: fünf Generationen in einem Seminar. Erst erkennt sich jeder im Klischee wieder, dann merkt man: So einfach ist es nicht. Auch ein Boomer will Feierabend, auch Gen Z kann ambitioniert sein. Führung heißt hier: verstehen, was Menschen geprägt hat – Werte, Erziehung, Lebenswelten. Wer das begreift, kann Brücken bauen statt Fronten.
- Vielfalt wird überall postuliert – aber im „Leadership im Chaos der Generationen“ knirscht es dann doch ordentlich. Welche Konfliktlinien erlebst du in Führungsetagen wirklich – wer kämpft da gegen wen und worüber eigentlich?
Die größten Konflikte entstehen durch Mutmaßungen. Viele denken, sie wüssten, warum etwas nicht funktioniert – ohne je gefragt zu haben. Führung scheitert oft am schlechten Onboarding und an der Haltung: „Das hätten die doch wissen müssen.“ Mein Standardsatz: Niemand wird Arzt nach einem Semester. Warum erwarten wir das im Job? Klarheit, Geduld, Feedback – das ist die Grundlage für funktionierende Teams.
- LinkedIn erklärt das Coaching tot – doch unter der Oberfläche sortiert sich der Markt neu: präziser, digitaler, seriöser. Wie nimmst du diesen Shake-out wahr – und wo positionierst du dich im Coaching 2.0?
Coaching ist ein Modewort geworden, aber kein geschützter Beruf. Ich bin seit meinem 20. Lebensjahr Trainerin, mit langer Ausbildung und klarer Ausrichtung: Wirkung, Image, Erfolg. Ich arbeite nicht therapeutisch, sondern zielgerichtet. Mein Ansatz: Wenn wir das Ziel kennen, brauchen wir maximal drei Tage. Alles andere ist nice to have. Ich bin kein Fan von endloser Selbstoptimierung. Mein Fokus ist: Klarheit, Wirkung, Umsetzung. Schnell, präzise, effektiv.
- Hast du eine Geschichte aus deinem Coaching, die zeigt, wie wenig Glamour hinter der Business-Fassade steckt? Ein Moment, in dem ein Klient plötzlich „echt“ wurde – und alles anders kam?
Das erlebe ich ständig. Oft heißt es: Coaching? Gute Idee – für die Azubis. Dann arbeite ich mit dem Nachwuchs, bis die Chefetage merkt: Oh, das wissen wir ja selbst nicht. Plötzlich heißt es: „Vielleicht brauchen wir das auch.“ Mein Spruch: Wenn ich unten anfange, kann es sein, dass die bald mehr wissen als Sie. Die Angst vor dem „Sich-nackigmachen“ ist groß – leider wird erst reagiert, wenn’s weh tut. Ich plädiere dafür, früher hinzuschauen. Ein klarer Blick spart Drama.
- In deinem neuen Buch plädierst du für den „Mut, ganz du selbst zu sein.“ Wann warst du selbst zuletzt mutig – und wie hat dich genau dieser Moment verändert?
Ich habe mir vor ein paar Tagen meine schulterlangen blonden Haare abgeschnitten. Klingt banal, war aber ein großer Schritt. Weil Aussehen für Wirkung steht. Und weil man sich plötzlich rechtfertigen muss: „Ist was passiert?“ Auch Promis erleben das. Aber ja, ich war mutig. Und ich beantworte hier deine Fragen – das ist für mich noch viel mutiger.