Work & Winning Fröhliches Bahn-Chaos, zweiter Teil: Hier sind eure absurdesten Pendler-Stories

Fröhliches Bahn-Chaos, zweiter Teil: Hier sind eure absurdesten Pendler-Stories

„24 Stunden für eine 6-Stunden-Strecke“ – Bibis Bahn-Marathon

Bianca Sieberer teilt ihre Winterodyssee von 2012: „Es war richtig kalt, ich wollte abends von Bayreuth nach Wismar fahren, um Weihnachten mit meinem Freund zu verbringen.“ Was als sechsstündige Reise geplant war, entwickelte sich zum 24-Stunden-Marathon. Nach mehreren verpassten Anschlüssen und unfreundlichen Begegnungen mit Bahnpersonal verbrachte sie die Nacht im Personalraum eines Bahnhofs. „Ich war am Rande des Zusammenbruchs“, berichtet Bibi. Am nächsten Tag ging die Odyssee weiter – nur per Nahverkehr, keine ICEs mehr. Als sie nach über 24 Stunden endlich ankam, schlief sie die letzten 60 Minuten Autofahrt vom Bahnhof zum Zielort fast komplett durch.

„Einmal mit Profis arbeiten“ – Flixtrains treue Anhängerin

Steffi Schramm ist flix-Fan. Sie reist seit fünf Jahren monatlich mit Flixtrain von Hamburg nach Düsseldorf: „Es ist einfach nur geiles Reisen und die Male, bei denen es nicht ganz so geil lief, sind im Verhältnis echt gering.“ Ihre Kritik richtet sich an die Deutsche Bahn, die sich laut Schramm zwei beliebte Fahrtzeiten von Flixtrain „gekrallt“ hat. „Die DB konnte es wohl nicht ertragen, dass Flixtrain einfach besser performt“, urteilt sie und schließt mit einem klaren Statement: „Ich kann nur sagen: einmal mit Profis arbeiten, dann klappt’s auch mit zufriedenen Fahrgästen.“

„Nicht immer draufhauen“ – Die Stimme der Vernunft

Siegfried Landgraf mahnt zur Differenzierung: „Leider wird Vieles schlechter geredet, als es ist.“ Er zählt Faktoren auf, für die die DB „eigentlich nichts kann“: Unwetter, Kabelklau, Suizide, fehlendes Personal, randalierende Fahrgäste. Seine persönliche Erfahrung von Amsterdam nach Dresden mit Umstieg in Hannover verlief reibungslos. „Ich war pünktlich in Dresden“, berichtet er und lobt die rechtzeitige Information per Mail bei Änderungen. Sein Fazit: „Also nicht immer hau drauf.“

Ich rolle jetzt – eine knappe halbe Stunde später, in der ich dies zusammengefasst habe – mit 21 Minuten Verspätung durchs Land. Aber ich habe hier noch die versprochene Pointe. Eine positive finde ich. Heute morgen auf der Hinfahrt schepperte es kurz im Lautsprecher, und dann ertönte die Stimme der Zugbegleiterin. Ihre Ansage bezog sich aufs Gepäckchaos im überfüllten ICE und löste fröhliche Heiterkeit unter den sicher mehr als 1000 Mitreisenden aus: „Ich bin schon schwarz“, sagte sie, „und bekomme deswegen keine blauen Flecke. Aber bitte räumen sie ihr Gepäck dennoch aus dem Gang.“

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass eine freche Klappe auch die komplizierteste Situation zum Vorteil wenden kann. Davon braucht es viele, denn die anderen denken sonst ständig daran, dass Deutschland ein fundamentales Mobilitätsproblem hat. Die Bahn steht dabei symbolisch für ein größeres Dilemma: Wie schaffen wir den Spagat zwischen wirtschaftlicher Effizienz, ökologischer Nachhaltigkeit, zuverlässigem Service und technologischer Spitzenleistung? Flixtrains Vorstoß könnte ein Katalysator für mehr Wettbewerb und bessere Leistungen sein – oder ein weiteres Kapitel in der endlosen Geschichte deutscher Mobilitätsträume. Bis dahin bleibt für viele nur der Griff zum Smartphone, um die nächste Verspätung zu dokumentieren – oder zum Autoschlüssel.

Was denkt ihr? Schreibt uns Eure Erlebnisse und Gedanken zur Bahn an: buerk@business-punk.de

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