Work & Winning Fröhliches Bahn-Chaos, zweiter Teil: Hier sind eure absurdesten Pendler-Stories

Fröhliches Bahn-Chaos, zweiter Teil: Hier sind eure absurdesten Pendler-Stories

Von Lokführern, deren Arbeitszeit mitten auf der Strecke abläuft, bis zu den punkigsten Ansagen der Zugbegleiter. Business Punks teilen ihre skurrilsten Bahn-Erlebnisse.

Der Lokführer macht Feierabend, während 500 Menschen im Zug sitzen. Willkommen im deutschen Bahnalltag. Angesichts solcher Szenarien erscheint die Ankündigung von Flixbus, mit 65 quietschgrünen Zügen für 2,4 Milliarden Euro ein „Produkt auf Augenhöhe mit dem ICE“ zu schaffen, wie ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Doch was erleben Bahnreisende tatsächlich auf Deutschlands Schienen?

Wir haben Euch nach euren persönlichen Bahn-Geschichten gefragt – die Resonanz ist groß und die Geschichten teils absurd und teils ernüchternd. Ich fasse sie hier zusammen – übrigens während einer Zugfahrt: Die Kühlung an der Bar ist ausgefallen, das Bier hat 28 Grad, aber die Kellnerin muss selber lachen, so dass die Laune prächtig ist. Der Zug mit der steilen Nummer ICE 1000 hat auf dem ersten Viertel seiner viereinhalbstündigen Reise 17 Minuten Verspätung eingefahren. Doch dazu hinten mehr. Ich verspreche eine Pointe am Ende.

Wenn der Zug fährt, aber ohne Lokführer

Mein Bericht von der Reise zur „Hinterland of Things“ nach Bielefeld stand exemplarisch für das, was viele täglich erleben: Ein ausgefallener ICE, eine S-Bahn-Odyssee, die überall hält, eine Regionalbahn, die bis Hamm bummelt. Doch der Höhepunkt: Als endlich ein Zug einfährt, der nach Bielefeld fahren soll, macht der Lokführer Feierabend. Die Durchsage: Der Zug sei da, nur der Lokführer könne aufgrund zu vieler Überstunden nicht weiterfahren. Die Rettung kam schließlich in Form eines Fahrgastes, der selbst Lokomotivführer war und ein Erbarmen hatte.

„Das Arbeitszeitgesetz kennen“ – Beistand für die Lokführer

Viele von Euch haben sich zu Wort gemeldet und sind für den Lokführer in die Bresche gesprungen. Christian H. stellt klar: „Der Lokführer hat Feierabend gemacht, weil es das Arbeitszeitgesetz so verlangt. Ein Lokführer darf tagsüber 9 Stunden und nachts 8 Stunden Fahrzeit nicht überschreiten.“ Christoph Hoffmann ergänzt: „Kein Mitarbeiter würde von sich aus gegen Lenk- und Ruhezeiten verstoßen wollen, die Verantwortung übernimmt dann auch nicht der Arbeitgeber, sondern der Mitarbeiter.“ Er weist auch auf die Herausforderungen bei der Personalgewinnung hin: „Von den 50 Prozent, die als Triebfahrzeugführer arbeiten, werden innerhalb von 2 Jahren wieder 50 Prozent den Hut an den Nagel hängen.“

Domingo Peiniger findet die ständige Bahnkritik „langsam etwas ermüdend“ und findet einen neuen Blickwinkel: „Spannend finde ich auch, dass niemand einen Artikel über den täglichen Frust auf der A40 oder dem Kölner Ring schreibt.“ Er verweist auf strukturelle Probleme: „Die unerträglichen Zustände bei der Bahn liegen vermutlich auch daran, dass seit den 90er Jahren rund 25 Prozent der Gleise abgebaut worden sind und rund 25 Prozent mehr Verkehr auf den Gleisen unterwegs ist.“

„Nicht nur die Deutsche Bahn“ – Differenzierung tut not

Hannelore Heide plädiert für mehr Präzision in der Berichterstattung: „Es wäre wünschenswert, wenn mal ein Journalist nicht immer nur die Deutsche Bahn schreibt, sondern einmal die privaten Verkehrsunternehmen benennen würde.“ Sie weist darauf hin, dass viele Regionalverbindungen von privaten Unternehmen wie Eurobahn oder Nationalexpress betrieben werden.

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