Work & Winning Lokführer macht unterwegs Feierabend. Zug steht rum. Passagiere auch

Lokführer macht unterwegs Feierabend. Zug steht rum. Passagiere auch

Angesichts des neuesten Hammers von der Verspätungs-AG wird es höchste Eisenbahn, dass ein Unicorn dem Bummelunternehmen Feuer unterm Hintern macht. Punks, welches sind Eure Bahn-brechenden Erlebnisse?

Als ich dies hier gelesen habe, musste ich wieder an meine letzte Bahnfahrt denken. Dies hier – das geht so: Unicorn Flixbus will für seine Tochter Flixtrain 65 quietschgrüne Züge bestellen. Flixtrain, so sagt André Schwämmlein, wenn er über diesen Plan spricht, bekomme ein Produkt auf Augenhöhe mit dem ICE. Schwämmlein ist der Flixbus-Chef. 2,4 Milliarden Euro will er sich den Bahndeal kosten lassen. Er hat schonmal Greyhound in den USA gekauft. Wahrscheinlich weiß er, wie es geht, der harte Hund.

Aber ehrlich Punks, ich hoffe inständig, er ist nicht auf Augenhöhe mit dem ICE, sondern Klassen darüber. Denn meine letzte Bahnfahrt zur „Hinterland of things“ nach Bielefeld ging so: Der gebuchte ICE von Düsseldorf mit Umsteigen in Dortmund – er kam nicht. Ich setzte mich auf Anraten des Schaffners in die S-Bahn. War keine gute Idee, weil die wirklich überall hält. Ich wechselte in Duisburg in eine Regionalbahn, die bis Hamm bummelte, der versprochene Umstieg scheiterte an dieser Bummelei. Dann rollte schließlich ein Zug ein, der nach Bielefeld fahren sollte. Aber die Durchsage an der Bahnsteigkante lautete so: Der Zug sei da, nur der Lokführer habe Feierabend gemacht. Die Verspätung hatte ihm offenbar so viele Überstunden beschert, dass er jetzt nicht weiterfahren konnte.

Also warten. Wir dürften auch noch einen „Lungentorpedo auf dem Bahnsteig durchziehen, aber nur in den dafür vorgesehenen Raucherzonen“, ermunterte uns das „Begleitpersonal“. Es würde rechtzeitig ein Signal geben, wenn ein Ersatzlokomotivführer in Sicht sei. Nach einer halben Stunde und entsprechend vielen Raucheinheiten war das noch immer nicht der Fall. Und ich kann euch sagen: Hamm is‘n Hammer. 

Doch dann kehrte das Glück zurück. Einer der Fahrgäste war von Beruf Lokomotivführer, er hatte ein Erbarmen und fuhr den Zug bis Hannover. Vorher stieg ich aus. Etwa anderthalb Stunden nach der geplanten Ankunft erreichte ich Bielefelder Boden. Bei der prognostizierten Fahrtzeit von unter zwei Stunden ein sattes Plus. Gesprächsthema für den Abend – ich hatte eines mehr: Wo sind wir eigentlich, wenn Lokführer Feierabend machen, währen 500 Leute im Zug sitzen? 

Wir brauchen flixe Hilfe. Der Deal mit den giftgrünen Zügen ist eine riskante Wette für Flixbus. Sie kostet Milliarden und auch deren Lokführer machen mal Feierabend. Aber wir brauchen jeden von ihnen. Irgendeiner muss dieser Deutschen Bahn endlich mal Feuer unterm Kessel machen. Ich jedenfalls werde giftgrün fahren, sobald das geht. Vielleicht haben die Züge auch nicht so ausgeleierte Steckdosen wie die von der Bahn. Und vielleicht gibt es sogar was Kaltes zu trinken. Bevor die Zukunft grün wird, fahr ich weiter ICE. Und halte Euch auf dem Laufenden.

Ihr auch? Punks, meldet Euch mit Euren besten Bahngeschichten! Gern auch den wirklich Guten. Wir wollen ja nicht nur meckern. Hier sammeln wir, was ihr so habt: buerk@business-punk.de