Work & Winning Gen Z im Chefsessel: Weshalb Junge das Firmenmachtgefüge umkrempeln

Gen Z im Chefsessel: Weshalb Junge das Firmenmachtgefüge umkrempeln

Gastbeitrag von Tobias Dietze, Personalexperte, DIEPA

Generation Z? Jene zwischen 1995 und 2010 Geborenen sind nicht einfach nur „die nächste Welle“ an Berufseinsteigern. Sie sind Gamechanger. Ihre Haltung zur Arbeit, die mitgebrachten Werte und Erwartungen stellen eingefahrene Unternehmensstrukturen auf den Prüfstand. Die frische Umfrage von DIEPA und YouGov zeigt: Der Wandel ist kein launischer Jugendtrend, sondern hier passiert fundamentales.

74 Prozent der Befragten wollen ein gutes Gehalt, nennen es als wichtigstes Kriterium für ihren Arbeitsplatz. Money rules also. Gefolgt von 61 Prozent, die Arbeitsplatzsicherheit wollen. Nix neues unter der Sonne. Dann folgt die Revolte: 42 Prozent der Befragten wollen purpose, Sinnhaftigkeit. Das ist ihr zentrales Entscheidungskriterium? Jawohl.

Dann wären da noch flexible Arbeitszeiten, für 51 Prozent unerlässlich. Ist bei den 16- bis 24-Jährigen sogar noch wichtiger. Bedeutet? Die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen – aber nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil Lebenszeit für diese Generation nicht mehr primär in Arbeitszeit gemessen wird. Kann man so machen …

Aber was heißt das für Firmen und deren Scouts, die neue Mitarbeiter aus dem Massen fischen sollen? Ganz klar: Die Anforderungen an Führung, Kommunikation und Unternehmenskultur ändern sich radikal. Die junge Generation will mehr Mitgestaltung, mehr Feedback, mehr Flexibilität – und vor allem mehr Sinn.

Machtverschiebung oder Missverständnis?

Dass dieser Wandel reale Auswirkungen auf Strukturen und Hierarchien hat, zeigt die Umfrage deutlich: 69 % der Gesamtbevölkerung nehmen eine spürbare Veränderung des Machtgefüges in Unternehmen wahr. Das ist mehr als ein Signal – es ist ein kultureller Shift.

Dabei rufen sie der Generation Z oft zu: flexible Modelle und Work-Life-Balance, aber nix da mit Überstunden. Und Loyalität? Die wird hinterfragt. Dafür gibt es Schelte. Doch das greift alles viel zu kurz. Denn was auf den ersten Blick nach Rückzug aussieht, ist in Wahrheit klare Kante: Diese Generation ist bereit zu leisten – aber nur in einem Rahmen, der Beteiligung, Selbstverantwortung und Respekt für persönliche Grenzen zulässt.

Ganz klar: Viele Missverständnisse entstehen schlicht durch Kommunikationsdefizite. Statt sich über jene vermeintliche Unverbindlichkeit zu ärgern, sollten Führungskräfte besser fragen: Welche Werte und Motivationen stecken dahinter? Die Antwort: Der Wunsch nach einer Arbeitswelt, die Sinn stiftet, Weiterentwicklung fördert und auf Augenhöhe funktioniert.

Alles neu? Was Unternehmen jetzt tun müssen

Die Zahlen der Studie geben klare Handlungsimpulse. Wer die Generation Z für sich gewinnen – oder schlicht im Unternehmen halten – will, muss sich bewegen.

Flexible Modelle sind Pflicht, kein Bonus.

64 Prozent der Befragten sehen in flexiblen Arbeitszeitmodellen wie Homeoffice, Gleitzeit oder der 4-Tage-Woche den stärksten Hebel zur Mitarbeiterbindung. Dabei geht es nicht um weniger Arbeit, sondern um mehr Selbstbestimmung. Okay, verstanden.

Führung muss Vertrauen ermöglichen.

Statt Kontrolle zählt heute Kooperation. Fast die Hälfte nämlich 47 Prozent wünschen sich flache Hierarchien und partizipative Führungsstile. Das bedeutet: Feedback ist kein Führungsinstrument, sondern eine Grundhaltung

Entwicklung? Ist der Schlüssel

44 von 100 der Befragten nennen gezielte Weiterbildung als zentrales Kriterium. Unternehmen, die individuelle Lernpfade anbieten und Potenziale gezielt fördern, sind mächtig im Vorteil

Kultur ist mehr als ein Poster im Eingangsbereich.

Wertschätzung, Diversität und Transparenz sind keine Wohlfühl-Worthülsen, sondern echte Erwartungen. 47 von 100 der Jungen macht erst die Unternehmenskultur sexy …

Fazit: Wer führen will, muss zuhören – und sich wandeln

Die Generation Z ist gekommen, um zu bleiben – und um die Arbeitswelt neu zu gestalten. Wer das als Bedrohung empfindet, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Die DIEPA-YouGov-Studie beweist: Der Wandel ist in vollem Gange, quer durch alle Branchen und Hierarchieebenen. Firmen haben jetzt die Chance, diesen Wandel aktiv mitzugestalten – oder sie werden ihn passiv und mit voller Wucht erleben.

Als Personalexperte sehe ich täglich: Dort, wo auf Augenhöhe kommuniziert, auf Bedürfnisse eingegangen und echte Beteiligung ermöglicht wird, gibt es keine Kluft zwischen den Generationen, sondern ein feines und fruchtbares Miteinander. Die Generation Z bringt frischen Wind, neue Perspektiven und eine klare Haltung. Wir müssen nur bereit sein, ihr zuzuhören. Und endlich gemeinsam neu zu denken.